Vampire haben's auch nicht leicht: Argeneau Vampir 5
keine der Fähigkeiten erlernen können, die Marguerite erwähnt hatte und die sie heute Abend gerettet hätten. Die wären als Nächstes dran gewesen, aber offensichtlich hatte sie zu lange damit gewartet. Das war ihr schlagartig klar geworden, als sie die Tür geöffnet und gespürt hatte, wie Lily begann, ihr Bewusstsein zu manipulieren. Sie hatte verzweifelt versucht, sich zu wehren, jedoch vergeblich.
Jackie hatte nicht einmal Gelegenheit gehabt, um Hilfe zu schreien. Sie hatte die Haustür geöffnet, beim Anblick von Lily überrascht geblinzelt und sich dann von einer Sekunde zur anderen in eine willenlose Marionette verwandelt. Jegliche Kontrolle über das, was sie tat, war ihr entzogen worden. Sie hatte das Haus verlassen, die Tür hinter sich zugezogen und war ruhig zu dem Wagen des Pizzaservices gegangen. Äußerlich zumindest, denn innerlich war sie alles andere als ruhig gewesen.
Jackie hatte mehrfach versucht, die Kräfte, die ihr Bewusstsein im Griff hatten, abzuschütteln, aber es war sinnlos gewesen. Offensichtlich hatte Lily genauso wenig Schwierigkeiten, sie zu beherrschen, wie Cassius, als sie neunzehn und noch sterblich gewesen war. Jackie schwor sich, wenn sie diese Nacht überlebte, würde sie dafür sorgen, dass man ihr beibrachte, wie sie sich dagegen wehren konnte, derart manipuliert zu werden.
Lieber Himmel, sie hoffte wirklich, dass sie überlebte! Sie wollte noch nicht sterben. Es gab unendlich viele Dinge, die sie vorher noch tun wollte. Aber wahrscheinlich waren die wenigsten Leute bereit zu gehen, wenn ihre letzte Stunde geschlagen hatte.
Unfähig, etwas anderes zu tun, starrte sie geradeaus. Dabei betete sie lautlos, dass Tiny Vincent geweckt hatte, als ihm klar geworden war, dass etwas nicht stimmte. Sie fragte sich, wie lange Tiny brauchen würde, um das zu erkennen. Vielleicht nur Momente. Hoffentlich war es ihm so rechtzeitig aufgefallen, dass er sie noch hatte zum Lieferwagen gehen sehen.
Instinktiv versuchte sie, aus dem Augenwinkel den Boten anzusehen, und es gelang ihr sogar. Lily war offenbar im Moment nicht so aufmerksam. Aber wahrscheinlich war es auch nicht einfach, zwei Sterbliche gleichzeitig zu manipulieren. Jedenfalls hatte Vincent das gesagt. Vielleicht war das Jackies winzige Chance, und sie fragte sich, wieso Lily das Risiko auf sich nahm.
Im nächsten Moment erinnerte sich Jackie an den Tag, als Sharon und Lily die Liste zu Vincents Haus gebracht hatten. Sharon hatte gesagt, dass Lily nicht Auto fuhr. Also blieb ihr vielleicht gar nichts anders übrig, als dafür jemand anders zu benutzen. Wahrscheinlich konnte sie Jackie zwingen, sie hinzufahren, wohin sie wollte. Aber das würde sie nur tun, wenn sie Jackie auch wieder mit zurücknehmen wollte. Also brauchte sie wohl einen Dritten. Wenn Lily sich des Geistes einer dritten Person bemächtigt hatte, um das Mädchen, von dem Vincent sich ernährt hatte, in die Hollywood Hills zu bringen, hoffte Jackie nur, dass die junge Frau zu diesem Zeitpunkt nicht bei Bewusstsein oder verängstigt gewesen war.
Ihr Blick glitt aus dem Fenster, und sie war nicht sicher, ob es eine gute oder eine schlechte Nachricht war, dass Lily sie offenbar nicht in die Hills brachte. Dafür fuhren sie nämlich in die falsche Richtung.
„Du darfst jetzt sprechen.” Überrascht drehte Jackie sich um und blinzelte, als ihr klar wurde, dass sie das konnte, so wie sie eben schon ihre Augen hatte bewegen können. Lily hatte sich deutlich aus ihrem Bewusstsein zurückgezogen. Jackie konnte ihren Mund wieder selbstständig öffnen und schließen.
„Du bist unsterblich”, stellte Jackie fest.
„Wow. Ich sehe, weshalb Vincent dich eingestellt hat. Deine Intelligenz ist beeindruckend”, erwiderte Lily trocken.
Jackie ignorierte ihren Sarkasmus und fuhr fort: „Deine Augen haben nicht den metallischen Glanz von Unsterblichen, daher hatte ich angenommen, dass du sterblich bist.”
Lily lachte. Es war ein unangenehmes, spöttisches Lachen. „Meine Augen sind silbergrün.”
„Sie sind braun”, widersprach Jackie.
„Sieh mich an.” Jackie gehorchte und wandte sich um. Lily beugte ein wenig den Kopf und hielt einen Finger an jedes Auge. Jackie blinzelte überrascht, als die Produktionsassistentin offensichtlich etwas entfernte, dann hob Lily den Kopf - sie hatte wunderschöne meergrüne und silbrige Augen.
„Farbige Kontaktlinsen”, sagte Jackie tonlos und kam sich unglaublich blöd vor. Eine der Sekretärinnen in ihrer eigenen
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