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Vampire schlafen fest

Vampire schlafen fest

Titel: Vampire schlafen fest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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neben dem Rettungszentrum geparkt worden war. Meine gelbe Jacke wirkte wie ein magischer Passierschein, doch damit konnte jede Minute Schluss sein. Irgendwem würde auffallen, dass ich Hausschuhe trug, die sich bereits auflösten, da sie für das Herumklettern auf Ruinen nun wirklich nicht geeignet waren. Eine Frau reichte mir eine Wasserflasche aus dem Van, und mit zittrigen Händen öffnete ich sie. Ich trank und trank und schüttete mir den Rest des Wassers über Gesicht und Kopf. Trotz des kühlen Windes fühlte es sich einfach herrlich an.
    Inzwischen mussten zwei (oder vier, oder sechs) Stunden vergangen sein seit den ersten Explosionen. Es waren ganze Rettungseinheiten eingetroffen, die Ausrüstungen, Geräte und Decken mitgebracht hatten. Ich suchte nach jemandem, der nach einer Autoritätsperson aussah, um herauszufinden, wohin die anderen überlebenden Menschen gebracht worden waren, als plötzlich eine Stimme in meinem Kopf erklang.
    Sookie?
    Barry!
    Wie geht's dir?
    Ziemlich wacklig auf den Beinen, aber nicht ernstlich verletzt. Und dir?
    Dasselbe. Cecile ist tot.
    Oh, wie schrecklich. Etwas anderes fiel mir leider nicht ein.
    Ich wüsste, wie wir hier helfen könnten.
    Wie denn? Ich klang vermutlich nicht allzu interessiert.
    Wir könnten lebende Menschen aufspüren. Und zusammen sind wir stärker.
    Das mache ich schon die ganze Zeit , sagte ich. Aber du hast recht, zusammen sind wir stärker . Ich war zu diesem Zeitpunkt so müde, dass ich innerlich schauderte bei dem Gedanken, weiterzumachen. Das können wir natürlich tun , fügte ich dennoch hinzu.
    Wenn diese Trümmerhaufen so entsetzlich riesig gewesen wären wie die der Twin Towers, hätten wir es nie geschafft. Aber die Ausmaße waren kleiner und überschaubar, und falls wir jemanden fanden, der uns glaubte, hätten wir eine Chance.
    Ich traf Barry in der Nähe des Rettungszentrums und fasste ihn bei seiner rußgeschwärzten Hand. Er war jünger als ich, auch wenn er jetzt nicht so aussah und vielleicht auch nie wieder so wirken würde. Als ich die Reihen an Leichen auf dem Rasen des kleinen Parks überblickte, sah ich Cecile und eine Frau, die das Zimmermädchen gewesen sein mochte, das ich vorhin in der Eingangslobby gesehen hatte. Ein paar rußgeschwärzte Gestalten, von denen Ascheflocken aufstiegen, lagen auch dort: sich auflösende Vampire. Jeden von ihnen hätte ich kennen können, aber keiner war mehr zu identifizieren.
    Barry und ich stellten uns darauf ein, dass sich die anderen Retter über uns lustig machen würden. Aber jede Demütigung wäre unbedeutend, wenn wir dafür jemanden retten könnten.
    Zuerst war es schwer, überhaupt jemanden zu finden, der uns zuhörte. Die Sanitäter verwiesen uns ständig an das Rettungszentrum oder an einen der Krankenwagen in der Nähe, mit denen die Überlebenden in die Krankenhäuser von Rhodes gefahren wurden.
    Schließlich stand ich einem dünnen, grauhaarigen Mann gegenüber, der mir einfach zuhörte, ohne irgendeine Miene zu verziehen.
    »Ich hätte auch nie geglaubt, dass ich mal Vampire retten würde«, sagte er, als würde das irgendetwas erklären. Aber vielleicht tat es das ja. »Also, nehmen Sie diese beiden Männer mit, und erklären Sie ihnen, was Sie tun. Ich gebe Ihnen fünfzehn Minuten der kostbaren Zeit dieser Männer. Wenn Sie die vergeuden, könnten Sie für den Tod so mancher Menschen verantwortlich sein.«
    Es war Barrys Idee gewesen, aber jetzt schien er mich für uns sprechen lassen zu wollen. Sein Gesicht war schwarz von Ruß. Wir unterhielten uns auf unsere stumme Weise über das beste Vorgehen, und schließlich wandte ich mich an einen Feuerwehrmann: »Fahren Sie uns mit einem dieser Stahlkörbe hinauf.«
    Und wundersamerweise taten sie genau das, ohne Widerworte. Wir wurden weit über den Schutt hinaus gehoben, und ja, wir wussten, dass es gefährlich war, und ja, wir waren bereit, die Konsequenzen zu tragen. Immer noch Hand in Hand schlossen Barry und ich die Augen und suchten , die Gedanken offen und nach außen gerichtet.
    »Mehr nach links«, sagte ich, und der Feuerwehrmann in dem Korb gab dem Mann im Fahrerhaus ein Zeichen. »Achten Sie auf mich«, riet ich ihm, und er wandte seinen Blick wieder mir zu. »Halt«, sagte ich, und der Korb hielt an. »Direkt unter uns«, präzisierte ich. »Genau unter uns. Dort ist eine Frau namens Sowieso Santiago.«
    Nach ein paar Minuten erhob sich ein Geschrei. Sie hatten sie lebend gefunden.
    Danach hatten wir alle auf unserer

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