Vampire schlafen fest
überall waren Glas, Beton und Holz aus dem Ganzen herausgebrochen, während die meisten Wände, die die Pyramide unterteilt hatten - in Suiten, Zimmer, Bäder Lobbys -, eingestürzt waren. Und unter diesen Trümmern lagen jetzt all die Gäste begraben, die diese willkürlich geschaffenen Räumlichkeiten bewohnt hatten. Jetzt waren sie alle eins: Pyramide, Zimmer, Bewohner.
Hier und dort gab es auch unversehrte Teile. Die Etage für Menschen, das Mezzanin und die Eingangslobby waren größtenteils intakt, auch wenn der Bereich um die Rezeption völlig zerstört war.
Überall lagen Trümmer herum und mitten darin etwas, das ich erkannte, ein Sarg. Der Deckel war aufgesprungen beim Aufprall, und als die Sonne jetzt auf den Untoten traf, stieß er einen Klagelaut aus. Ich rannte hinüber, schnappte mir ein Stück Gipswand, das gleich danebenlag, und schob es über den Sarg. Sobald der Vampir vor der Sonne geschützt war, herrschte Schweigen.
»Hilfe!«, rief ich. »Hilfe!«
Ein paar Polizisten liefen auf mich zu.
»Hier sind Menschen und Vampire, die überlebt haben«, sagte ich. »Die Vampire müssen bedeckt werden.«
»Menschen zuerst«, befahl ein stämmiger Polizist.
»Okay«, stimmte ich automatisch zu, auch wenn ich dachte: Vampire haben diese Bomben nicht gelegt. »Aber wenn Sie die Vampire bedecken, können sie überleben, bis die Sanitäter sie in Sicherheit bringen.«
Ein Teil der südlichen Hotelseite stand noch, und als ich daran hinaufblickte, sah ich Mr Cataliades im leeren Rahmen einer herausgebrochenen Glasverkleidung stehen. Irgendwie hatte er es bis auf die Etage für Menschen geschafft. Er hielt ein in ein Bettlaken gehülltes Bündel im Arm und drückte es an die Brust.
»Dort!«, rief ich einigen Feuerwehrleuten zu. »Dort!«
Sie setzten sich sofort in Bewegung, als sie sahen, dass es einen Lebenden zu retten galt. Für die Rettung der Vampire brachten sie nicht halb so viel Begeisterung auf, obwohl die ohne viel Aufwand nur mit ein paar Decken hätten gerettet werden können. Tja, richtig fand ich das nicht, aber ich konnte es ihnen schlecht vorwerfen.
Erst jetzt bemerkte ich die vielen normalen Menschen um uns herum, die angehalten hatten und aus ihren Autos gestiegen waren, um zu helfen - oder um zu glotzen. Darunter auch einige Leute, die lauthals schrien: »Lasst sie verbrennen!«
Ich sah zu, wie ein Feuerwehrmann in einem Stahlkorb zu dem Dämon und seiner Last hinaufgefahren wurde. Dann setzte ich meinen Weg durch den Schutt fort.
Inzwischen hatte ich mir eine der gelben Jacken und einen der Schutzhelme geschnappt, die alle Retter trugen, und war in dieser Verkleidung weit genug gekommen, um in den Ruinen der voll Trümmer liegenden Eingangslobby zwei Vampire zu finden, von denen ich einen sogar kannte. Ein riesiges Stück Holz ließ erkennen, wo einst die Rezeption gestanden hatte. Einer der Vampire war stark verbrannt, und ich hatte keine Ahnung, ob er mit diesen schweren Wunden überleben würde. Der andere Vampir hatte sich hinter dem großen Stück Holz verborgen, und nur seine Hände und Füße waren versengt und schwarz geworden. Als ich um Hilfe schrie, wurden die Vampire mit Decken bedeckt. »Zwei Blocks weiter haben wir ein Gebäude gefunden, das wir als Tagesruheort für die Vampire benutzen können«, sagte die schwarze Fahrerin eines Rettungswagens, die sich um den schwerer verletzten Vampir kümmerte. Erst da erkannte ich, dass es dieselbe Frau war, die Eric und Pam mitgenommen hatte.
Außer den Vampiren entdeckte ich den kaum noch lebenden Todd Donati. Ich blieb bei ihm, bis zwei Sanitäter ihn mit einer Trage erreichen konnten. Und ganz in seiner Nähe fand ich ein totes Zimmermädchen. Sie war zerquetscht worden.
In meiner Nase hatte sich ein Geruch festgesetzt, der einfach nicht mehr vergehen wollte, schrecklich. Meine Lungen schienen schon inwendig damit ausgekleidet, und ich dachte, ich müsste den Rest meines Lebens diesen Geruch ertragen: einen Geruch von brennendem Baumaterial, verbrannten Leichen, sich auflösenden Vampiren. Ein furchtbarer Geruch.
Ich sah Dinge, die so entsetzlich waren, dass ich nicht mal zu jenem Zeitpunkt darüber nachdenken konnte.
Und dann hatte ich das Gefühl, nicht mehr weitersuchen zu können. Ich musste mich dringend setzen. Ein Trümmerhaufen aus Rohren, Beton und Gips zog mich magisch an. Ich hockte mich darauf und weinte. Und da gab der ganze riesige Haufen nach, rutschte einfach seitwärts unter mir weg, und ich saß auf
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