Vampire, Scones und Edmund Herondale: Die Chroniken des Magnus Bane (03) (German Edition)
gekommen und selbst ihn hatte Ralf mühsam über seine Verbindungen zu den Stillen Brüdern aufspüren müssen. Seinerseits hatte Magnus keine großen Hoffnungen gehabt, dass dieser Versuch einer Friedensvereinbarung mit den Schattenjägern erfolgreich sein würde. Trotzdem tat es ihm in der Seele weh, die Träume des Jungen auf diese Weise zerplatzen sehen zu müssen.
»Wir sind doch in England, oder?«, fragte Magnus und schenkte Amalia Morgenstern ein umwerfendes Lächeln, was sie ein wenig aus der Fassung zu bringen schien. »Ich fände es wirklich großartig, wenn wir ein paar Scones bekommen könnten.«
»Oh, aber gewiss doch«, antwortete Amalia. »Mit Schlagsahne natürlich.«
Magnus warf Camille einen Blick zu. »Einige meiner liebsten Erinnerungen drehen sich um Schlagsahne und schöne Frauen.«
Magnus genoss es, die Schattenjäger zu schockieren. Camillesah aus, als würde es ihr ebenfalls gefallen. Ihre Lider senkten sich für einen Moment über ihre grünen Augen und verliehen ihr den Anschein amüsierter Zufriedenheit – wie eine Katze, die sich ihren Anteil an der Sahne gerade genüsslich hatte schmecken lassen.
Amalia läutete nach dem Dienstmädchen. »Während wir auf das Gebäck warten, würde ich vorschlagen, dass wir uns die restliche Rede unseres lieben Roderick anhören.«
Auf diese Ankündigung folgte entgeistertes Schweigen, sodass das Gemurmel vor der Tür laut und deutlich zu vernehmen war.
»Gütiger Engel, gib mir die Kraft, das zu überstehen …«
Roderick Morgenstern – dessen Name völlig zu Recht so klang, als würde eine Ziege auf einer Ladung Kies herumkauen – erhob sich erfreut, um mit seiner Rede fortzufahren. Währenddessen versuchte Amalia, unauffällig von ihrem Stuhl aufzustehen – Magnus hätte ihr gleich sagen können, dass leises Davonschleichen mit solchen Reifröcken nicht möglich war. Trotzdem erreichte sie zu guter Letzt die Tür und riss sie auf.
Mehrere junge Schattenjäger purzelten in den Raum wie tapsige Hundewelpen. Amalias Augen weiteten sich überrascht, was ungeheuer komisch aussah. »Was um alles auf der Welt …«
Obwohl Schattenjäger über die Anmut eines Engels verfügten, gelang nur einem ein halbwegs würdevoller Auftritt. Es war ein Junge, oder besser: ein junger Mann, der schließlich auf einem Knie vor Amalia landete – wie Romeo, der seiner Julia einen Antrag macht.
Sein Haar hatte die Farbe einer Münze aus purem Gold und die Konturen seines Gesichts waren so scharf und fein geschnitten wie das Profil auf einer solchen. Sein Hemd war während des Lauschangriffs verrutscht und unter seinem geöffneten Kragen kam der Rand einer Rune auf seiner weißen Haut zum Vorschein.
Am bemerkenswertesten waren jedoch seine Augen. Man konnte das Lachen in ihnen sehen; sie waren zugleich fröhlich und sanft. Sie hatten dasselbe leuchtende Blassblau wie der Himmel im Paradies, kurz bevor die Nacht hereinbricht und die Engel, nachdem sie den ganzen Tag lieb und brav gewesen sind, auf einmal die Lust verspüren zu sündigen.
»Ich konnte es nicht ertragen, noch einen Moment länger von Ihnen getrennt zu sein, meine liebe, verehrte Mrs Morgenstern«, hauchte der junge Mann, während er Amalias Hand ergriff. »Ich hatte solche Sehnsucht.«
Er klimperte mit seinen langen goldenen Wimpern und Amalia Morgenstern schmolz augenblicklich dahin und errötete.
Magnus hatte bisher immer eine deutliche Vorliebe für schwarzes Haar gehabt. Allerdings hatte sich das Schicksal nun anscheinend in den Kopf gesetzt, um jeden Preis seinen Horizont erweitern zu wollen. Entweder das, oder sämtliche Blondschöpfe dieser Welt hatten sich verschworen, ab sofort umwerfend gut auszusehen.
»Entschuldigung, Bane?«, unterbrach Roderick Morgenstern Magnus’ Träumerei. »Sind Sie noch bei uns?«
»Es tut mir wirklich leid«, antwortete Magnus höflich. »Eshat nur gerade jemand unglaublich Attraktives den Raum betreten, sodass ich nicht ein Wort von dem mitbekommen habe, was Sie gerade eben gesagt haben.«
Das war vielleicht nicht die beste aller Antworten. Die Schattenjäger-Ältesten, Vertreter des Rats, reagierten mit unverhohlenem Entsetzen, wenn ein Schattenweltler Interesse an ihrem Nachwuchs zeigte. Die Nephilim hatten zudem eine eindeutige Meinung zum Thema Homosexualität und andersartigem Verhalten, schließlich bestand die Hauptbeschäftigung ihrer Truppe darin, mit einem ganzen Arsenal an Waffen herumzufuchteln und jeden zu verurteilen, der ihnen über den
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