Vampire, Scones und Edmund Herondale: Die Chroniken des Magnus Bane (03) (German Edition)
Weg lief.
Camille dagegen schien Magnus nur noch interessanter zu finden. Sie ließ ihren Blick zwischen ihm und dem jungen blonden Schattenjäger hin und her wandern und lächelte hinter ihrer behandschuhten Hand.
»Er
ist
entzückend«, murmelte sie an Magnus gewandt.
Magnus sah zu, wie Amalia die jungen Schattenjäger hinausscheuchte: den blonden Jungen, einen etwas älteren jungen Mann mit dichtem braunen Haar und markanten Augenbrauen sowie ein dunkeläugiges, vogelähnliches kleines Mädchen, kaum älter als ein Kleinkind. Es blickte über die Schulter zurück und sagte mit klarer Stimme »Papa?« zu dem Vorsitzenden des Londoner Instituts, einem ernst und finster dreinblickenden Mann namens Granville Fairchild.
»Geh, Charlotte. Du kennst deine Pflicht«, antwortete Fairchild. Die Pflicht ging über alles, sie gehörte zum Wesen eines Kriegers, überlegte Magnus. Pflicht kam eindeutig vor Liebe.
Gehorsam trottete die kleine Charlotte, ganz pflichtbewusste Schattenjägerin, davon.
Camilles leise Stimme riss Magnus aus seinen Überlegungen. »Ich gehe nicht davon aus, dass Sie bereit wären, ihn zu teilen?«
Magnus lächelte sie an. »Nicht als Abendessen, nein. Falls Sie darauf hinauswollten?«
Camille lachte. Ralf Scott schnaubte ungeduldig, wurde aber von de Quincey zum Schweigen gebracht, der ihm entnervt etwas zuraunte. Über all dem Lärm war das missmutige Maulen Roderick Morgensterns zu vernehmen, der ganz offensichtlich in seiner Rede fortfahren wollte – und dann trafen endlich die Erfrischungen ein, die von unzähligen Dienstmädchen auf Silbertabletts hereingetragen wurden.
Arabella, die Meerjungfrau, hob eine Hand, wodurch das Wasser in ihrem Aquarium mächtig ins Schwappen geriet.
»Wenn Sie so freundlich wären«, sagte sie, »hätte ich gerne ein Scone.«
Als Morgensterns langatmige Rede endlich überstanden war, hatte niemand mehr Lust auf weitere Gespräche; alle wollten nach Hause. Nur widerwillig verabschiedete sich Magnus von Camille Belcourt. Über den Abschied von den Schattenjägern war er dagegen mehr als erleichtert.
Es war schon eine ganze Weile her, seit Magnus zum letzten Mal verliebt gewesen war, und so langsam machte sich das bemerkbar. In seiner Erinnerung war das Leuchtender Liebe heller und der Schmerz der Trennung schwächer, als sie es in Wahrheit gewesen waren. Er ertappte sich immer wieder dabei, wie er in fremden Gesichtern nach Liebe suchte und dabei in vielen Leuten geeignete Kandidaten zu entdecken glaubte. Vielleicht würde er ja diesmal dieses undefinierbare Etwas finden, das hungrige Herzen dazu brachte, sehnsüchtig herumzustreifen und unablässig Ausschau nach etwas zu halten, von dem sie selbst nicht wussten, was es war. Wann immer Magnus in diesen Tagen ein Gesicht, ein Blick oder eine Geste ins Auge fiel, erwachte in ihm der Refrain des Liedes, das in beständigem Einklang mit seinem Herzschlag spielte:
Vielleicht diesmal. Vielleicht diesmal
.
Während er die Thames Street hinablief, fing er an, Pläne zu schmieden, wie er Camille wiedersehen könnte. Vielleicht sollte er dem Londoner Vampirclan einen Besuch abstatten. De Quincey lebte in Kensington, das wusste er.
Das war nur höflich.
»Schließlich«, sagte er laut zu sich selbst und schwang seinen Gehstock mit dem affenkopfförmigen Knauf, »fallen attraktive und interessante Personen nicht einfach so vom Himmel.«
In dem Moment sprang der blonde Schattenjäger, den Magnus im Institut gesehen hatte, mit einem Salto von einer Mauer und landete elegant vor ihm auf dem Boden.
»Umwerfende Outfits mit roten Brokatwesten von bester Bond-Street-Qualität fallen nicht einfach so vom Himmel!«, versuchte Magnus erneut sein Glück.
Der junge Mann runzelte die Stirn. »Wie bitte?«
»Ach, nichts, gar nichts«, antwortete Magnus schnell. »Kann ich Ihnen behilflich sein? Ich glaube nicht, dass ich bereits das Vergnügen hatte, Ihre Bekanntschaft zu machen.«
Der Nephilim beugte sich vor, hob seinen Hut auf, der während des Sprungs aufs Pflaster gefallen war, und setzte ihn auf. Gleich darauf nahm er ihn wieder ab, um ihn in Magnus’ Richtung zu schwenken. Das Zusammenspiel aus Lächeln und Wimpern war einfach umwerfend. Magnus konnte Amalia Morgensterns Kichern nur allzu gut nachvollziehen, auch wenn der Junge viel zu jung für sie war.
»Nicht weniger als vier hochgeschätzte Älteste haben mir verboten, jemals mit Ihnen zu sprechen, deshalb habe ich mir geschworen, Sie kennenzulernen. Mein Name
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