Vampire, Scones und Edmund Herondale: Die Chroniken des Magnus Bane (03) (German Edition)
funkelten. »Ich hatte, offen gestanden, den Eindruck, dass London ganz nach Ihrem Geschmack ist. Wollen Sie nicht noch eine Weile bleiben?«
Ihre Einladung war äußerst verlockend. Aber Magnus war kein Schattenjäger. Im Gegensatz zu ihnen empfand er Mitleid mit jemandem, der so jung war und so entsetzlich leiden musste.
»Dieser junge Werwolf, Ralf Scott«, antwortete Magnus schließlich, entschlossen, vollkommen ehrlich zu sein. »Er ist in Sie verliebt. Und ich glaube, dass Sie ebenfalls ein Auge auf ihn geworfen haben.«
»Und wenn es so wäre?«, fragte Camille lachend. »Ich habe Sie eigentlich nicht für einen Menschen gehalten, der einfach einem anderen den Vortritt lässt!«
»Aber ich bin nun mal kein Mensch. Nicht wahr? Ich habe alle Zeit der Welt. Und Sie auch«, fügte er hinzu. Das war doch eine fantastische Vorstellung: jemanden zu lieben, ohne fürchten zu müssen, ihn schon bald wieder zu verlieren. »Aber Werwölfe leben nicht ewig. Sie werden alt und sterben. Der kleine Scott hat nur diese eine Chance auf Ihre Liebe. Ich dagegen – ich kann gehen und irgendwann zu Ihnen zurückkehren.«
Sie zog eine entzückende Schnute. »Vielleicht vergesse ich Sie in der Zwischenzeit.«
Er beugte sich vor und flüsterte ihr ins Ohr: »Wenn das passiert, werde ich wohl mit aller Macht dafür sorgen müssen, dass Sie sich an mich erinnern.« Er umfasste ihre Taille. Die Seide ihres Kleids schmiegte sich weich an die Haut seiner Fingerspitzen. Er konnte spüren, wie sich ihr Brustkorb unter seinen Händen hob und senkte. Sanft strich er mit den Lippen über ihre Haut und merkte, wie Camille erschauerte. Er flüsterte: »Lieben Sie den Jungen. Gewähren Sie ihm sein Glück. Und wenn ich zurückkehre, werde ich ein ganzes Zeitalter allein damit verbringen, Sie anzuhimmeln.«
»Ein ganzes Zeitalter?«
»Möglicherweise«, erwiderte Magnus neckisch. »Wie heißt es in diesem Gedicht von Marvell?
Einhundert Jahre will ich dich
Betrachten: deine Augen, dein Gesicht;
Für jede Brust erneut zweihundert,
In dreißigtausend wird der Rest bewundert;
Ein jeder Teil verdient Äonen,
doch den letzten soll dein Herz bewohnen …«
Bei der Anspielung auf ihren Busen waren Camilles Augenbrauen in die Höhe geschossen, doch ihre Augen glitzerten. »Und woher wissen Sie, dass ich ein Herz besitze?«
Magnus hob seinerseits die Augenbrauen. Da hatte sie nicht ganz unrecht. Schließlich erwiderte er: »Es heißt, Liebe ist eine Frage des Vertrauens.«
»Die Zeit wird zeigen«, antwortete Camille, »ob Ihr Vertrauen in mich gerechtfertigt ist.«
»Aber bevor uns die Zeit noch irgendetwas anderes zeigt«, erwiderte Magnus, »bitte ich darum, dass Sie dieses kleine Zeichen meiner Zuneigung annehmen.«
Er schob die Hand in die Innentasche seines Rocks – genäht aus einem hauchdünnen blauen Stoff, den Camille hoffentlich ebenso hinreißend fand wie er – und brachte eine Kette zum Vorschein. Das Innere des Rubins leuchtete im Licht der nahe gelegenen Straßenlaterne in sattem Blutrot auf.
»Ein hübsches kleines Ding«, bemerkte Magnus.
»Sehr hübsch.« Seine Untertreibung schien sie zu amüsieren.
»Natürlich wird es Ihrer Schönheit kaum gerecht, aber was kann das schon? Die Kette ist allerdings nicht nur hübsch, sondern auch noch nützlich. Auf dem Stein liegt ein Zauber, der Sie immer warnt, wenn Dämonen in der Nähe sind.«
Camilles Augen weiteten sich. Sie war eine intelligente Frau und Magnus sah, dass sie den wahren Wert des Rubins und auch des Zaubers zu schätzen wusste.
Magnus hatte das Haus am Grosvenor Square verkauft.Was hätte er mit dem Gewinn sonst anfangen sollen? Er konnte sich nichts Wertvolleres vorstellen, als Camille etwas zu kaufen, das ihre Sicherheit garantieren und gleichzeitig dafür sorgen würde, dass sie ihn nicht vergaß.
»Ich werde aus der Ferne an Sie denken«, versprach Magnus, während er die Kette um ihren weißen Hals legte. »Ich möchte Sie als furchtlos im Gedächtnis behalten.«
Wie eine kleine weiße Taube wanderte Camilles Hand leicht zitternd zu dem funkelnden Herz der Kette und flatterte ebenso schnell wieder davon. Sie blickte Magnus tief in die Augen.
»Um der Gerechtigkeit willen muss ich Ihnen wohl ebenfalls eine Kleinigkeit schenken, damit Sie mich nicht vergessen«, sagte sie mit einem Lächeln.
»Also gut«, antwortete Magnus, als sie näherkam. Er legte seine Hand auf die seidige Rundung ihrer Taille. Bevor ihre Lippen sich berührten, murmelte er:
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