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VAMPIRE SOULS - Böses Blut: Roman (German Edition)

VAMPIRE SOULS - Böses Blut: Roman (German Edition)

Titel: VAMPIRE SOULS - Böses Blut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Smith-Ready
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nimmt seine Hand und zieht ihn mit sich fort. Sie verschwinden in eine dunkle Ecke, wo die grüne und rote Lightshow, die die Tanzfläche und deren Umgebung in wechselndes Licht taucht, sie nicht erreicht. Da ich ein großer Fan des ganz normalen Atmens bin, gehe ich ihnen nicht hinterher.
    An einem der Tische auf der Empore entdecke ich Jeremy. Er beobachtet die Tanzfläche und macht sich Notizen. Im Zickzackkurs bahne ich mir einen Weg durch die Tänzer hindurch auf ihn zu. Sorgfältig achte ich darauf, dass mir niemand auf die mit Glöckchen und Schellen verzierten Schnabelschuhe tritt.
    »Bei unserem Weihnachten weiß jeder, wieso ›Nacht‹ in dem Wort steckt.« Ich beuge mich über Jeremys Schulter und tippe mit dem Finger auf seinen Notizblock. »Das darfst du ruhig zitieren.«
    Finster blickt Jeremy zu mir auf und schweigt geflissentlich.
    Ich schlüpfe auf den leeren Stuhl neben ihm. »Also: Was hältst du von unserer Goldgrube der Blasphemie?«
    Jeremy seufzt. »Der ganze Hype erschöpft sich langsam.«
    »Nicht für unsere Fans.« Mit einer Handbewegung schließe ich die tanzende Menge mit ein. »Ob Blut oder Party, die kosten alles bis zum letzten Tropfen aus.«
    Jeremy deutet mit seinem Stift auf mich. »Sag mal, bekommt man von dir eigentlich je etwas anderes zu hören als leeres Wortgeklingel?«
    »Nicht solange ich arbeite.« The Kinks leiten gerade ihr Father Christmas mit Glockenspiel ein und lassen es dann in die bekannten treibenden Gitarrenakkorde übergehen. Ungewollt wiege ich die Schultern im Takt mit. »Du solltest dich ein bisschen auf der Tanzfläche rumtreiben.«
    »Jetzt noch nicht.« Er zieht die Kappe von seinem Filzstift und blättert rasch die Seiten seines Blocks durch.
    »Habe ich dich gerade bei einem tiefgründigen Gedankengang unterbrochen?«
    Er klappt den Block zu. »Ehrlich gesagt, habe ich gerade darüber nachgedacht, wieso es unmöglich ist, die Wahrheit aus euch WVMPlern herauszubekommen. Jedes Mal stellt sich heraus, dass es unter der Schicht, die man gerade abgekratzt hat, noch eine weitere gibt, und sie alle nur Maskerade sind.«
    »So ist das Showbusiness eben. Was hast du denn gedacht?«
    »Ich dachte, ich bekomme etwas Authentisches geboten.«
    »Ich habe keinen blassen Schimmer, was authentisch eigentlich ist.«
    »Ich weiß, dass du davon keinen Schimmer hast, richtig.« Jeremy schüttelt mitfühlend den Kopf.
    Mit der Fußspitze verpasse ich seinem Stuhl einen leichten Stoß. »Shane und du, ihr zwei könnt doch noch die ganze Nacht über Authentizität philosophieren.«
    »Das haben wir schon. Ich habe ihm klipp und klar gesagt, dass seine ganze heißgeliebte Neunziger-Indie-Alternative-Rock-Bla-Musik aus einer weitaus arroganteren Haltung entstanden ist, als er zuzugeben bereit ist.« Jeremy spreizt die Hände auf der Rauchglasplatte des Tisches. »Den Künstler vom Publikum getrennt zu betrachten, ist Zwanzigstes-Jahrhundert-Scheiß. Das ganze Konzept eines Rockstars hat sich doch längst überlebt und ist einfach nur noch widersinnig.«
    »Und was hält Shane von deinem geliebten Emo? Ist das Musik, mit der ein Grunger etwas anfangen kann?«
    »Verpass echtem, sauberem Punk bloß nicht dieses dämliche Etikett!«, faucht er, ganz, wie ich es mir gedacht habe. »Shane hält das Ganze für voll abgefuckt, zu jaulig und selbstmitleidig. Er meint, es sei zwangsneurotische Ich-Besessenheit. Er glaubt echt, er wäre ein einfühlsamer, sensibler Typ. Aber er sitzt in seiner Festung wie alle anderen Machos auch.«
    Bei einer ganz bestimmten Vokabel jagt es mir einen Schauer den Rücken hinunter. »Festung?«
    »Ja, genau, Festung: riesige, hohe Mauern um seine Gefühle herum.«
    Nervös lache ich auf. »Worüber ich mich glücklich schätzen sollte! Denn sonst bekäme ich ja gar nichts mehr getan.«
    Regina grollt ins Mikrofon. »Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich bin zurück! Und böser denn je!«
    Die Menge jubelt; der Applaus fällt weitaus heftiger aus als gerade eben noch für Jim. Ich beobachte Shane und forsche in seinem Gesicht nach ersten Anzeichen von Frust. Sobald er eine Überlagerung unserer Frequenz durch den Piratensender bemerkt, wird er David ein Zeichen geben. David steht keinen Meter von Franklin entfernt. Eigentlich sollte Davids wegen nichts passieren und wir auf Sendung bleiben können. Denn heute am späten Nachmittag hat er einen gewissen Stecker gezogen und damit den Umsetzer lahmgelegt.
    »Heute Abend senden wir von hier aus live«,

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