VAMPIRE SOULS - Böses Blut: Roman (German Edition)
erklärt Regina. »Ihr hier heute Abend auf WVMPs höllischem Vergnügen zum Fest hört, was draußen im Land die Fans aus ihren Radios hören. Außer dass sie ihr Signal verzögert um sieben Sekunden hören – für den Fall, dass ich aus Versehen ›verflucht‹, ›verdammt‹ und ›Scheiße‹ sage.« Regina grinst breit und piept die verbotenen Worte in der verzögerten Sendung weg – etwas, was es zu ihren Lebzeiten noch gar nicht gegeben hat. »Aber das heißt, ihr hier gehört zu den Ersten, die mitbekommen, wenn diese verfluchten Piraten-Wichser wieder einmal unsere Frequenz überlagern, weil ich am Mikro bin.« Regina schweigt drei, vier Sekunden lang. Die Sekunden dehnen sich zu einer gefühlten Ewigkeit aus. »Nö, tun sie nicht! Wir haben ihre Ärsche ins finsterste Mittelalter zurückbefördert, wo sie hingehören!«
Die Menge johlt und trampelt, kreischt und pfeift.
»Zuerst bekommt ihr von mir eine meiner bevorzugten Weihnachtsmelodien zu hören. Sie wird dargeboten von zwei der verrücktesten, liebenswertesten Männer der Welt.« Regina hebt den Blick hinauf zu den Scheinwerfern, weshalb deren Licht ihre dunklen Augen und ihre langen Wimpern noch betont. »Von Peter Murphy von Bauhaus zusammen mit Tom Waits. Fragt mich jetzt ja nicht, wie diese beiden aneinandergeraten sind. Aber sie haben uns diese liebliche Weihnachtsungeheuerlichkeit beschert, nämlich Christmas Sucks! «
In abgehackten Moll-Akkorden grölen und krächzen Murphy und Waits aus den Lautsprecherboxen, ein verrauchtes, verruchtes Stakkato – als huschten Ratten von Schatten zu Schatten. Der Song ist hundertprozentige Halloween-Atmosphäre. Dieses Weihnachten klingt nämlich wie eine nicht jugendfreie Version von Tim Burtons Nightmare Before Christmas .
Ich lasse den Blick nicht von Shanes Gesicht und warte immer noch auf ein Anzeichen dafür, dass FAN wieder Bockmist mit uns treibt. Am Ende der ersten makabren Strophe gibt Shane David das Signal: Daumen nach oben. Keine Piraten.
»Es hat funktioniert«, meint Jeremy. »Jedenfalls bisher.«
»Dann hatte FAN nur einen einzigen Umsetzer. Aber sie können natürlich jederzeit einen weiteren aufstellen. Aber erst einmal dürfen wir wieder uneingeschränkt weiblich sein.«
»Wie nett.« Jeremy beobachtet Jim, der am Rand der Tanzfläche entlangstreift und sich unter seine Fans mischt. Der Vampir schaut nicht ein einziges Mal zu Jeremy herüber.
»Du bist nicht der Einzige, mit dem er was laufen hat, weißt du.« Eigentlich hatte ich es nicht so brutal formulieren wollen, wie es jetzt klingt.
Jeremy zuckt die Achseln. »Und er ist nicht der Einzige, mit dem ich was laufen habe.« Er wirft einen Blick hinüber zur Bühne, wo Regina ihre momentane Popularität sichtlich genießt, eine Diva, umwogt von ihren Fans.
Sie auch? Es ist echt ein Wunder, dass dieses Kerlchen hier neben mir noch einen Tropfen Blut in den Adern hat!
Ich habe den Gedanken noch nicht ganz zu Ende gedacht, da geschieht es: Ein ohrenbetäubendes Schrillen erfüllt den ganzen Club, übertönt, gar kein Problem, sogar die dröhnende Musik aus der gut ausgesteuerten Anlage.
»Feueralarm!«, brüllt Jeremy.
Eine Sekunde lang bewegt sich niemand. Unbehaglich blicken sich die Partygäste um. Jeder versucht, gelangweilt und verärgert zu wirken. Aber zweifellos schießt ihnen allen gerade jetzt der Gedanke an andere Feuer in großen Clubs durch den Kopf, bei denen Dutzende Gäste in den Flammen umkamen oder zu Tode getrampelt wurden.
Mein Blick sucht sofort Shane; in meiner Kehle steckt ein Kloß, groß wie ein Baseball. Er und die anderen Vampire werden augenblicklich sterben, wenn der Brand sie erreicht. Sie werden für immer und alle Zeit ausgelöscht sein.
Dann kreischt Regina ins Mikro: »Verfluchte Scheiße, macht, dass ihr hier rauskommt!«
Panik macht sich breit, Leute schreien, überall um uns herum das hastige Trampeln von Füßen. Die Flut aus Leibern drückt Jeremy und mich gegen unseren Tisch. Wenn ich mitgerissen werde, werde ich höchstwahrscheinlich niedergetrampelt.
Shane reißt sich die Kopfhörer runter und springt auf die Bühne. Er reißt Regina das Mikro aus der Hand und stellt die Musik ab.
»Hört zu!«, sagt er mit ruhiger Stimme. »Keine Panik jetzt! Jeder bleibt für einen Moment stehen. Hört ihr mich? Bleibt stehen! Jetzt!«
Beim Klang seiner Stimme erstarrt, überraschend oder nicht, die Menge tatsächlich.
»Schaut euch um!«, fährt Shane fort. »Prägt euch ein, wo das
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