VAMPIRE SOULS - Böses Blut: Roman (German Edition)
Feuerwerk und Banner als Showeinlage inszeniert haben.
Zwei Polizeiwagen biegen mit quietschenden Reifen auf den Parkplatz ein und tauchen den Platz in abwechselnd blaues und rotes Licht.
David wirft mir einen Seitenblick zu. »Du hast doch nicht etwa …«
»Nein!« Ich wedele abwehrend mit den Händen. »Nicht einmal ich würde so etwas allein der Einschaltquoten wegen inszenieren!«
»Ich wollte nur sichergehen.« Davids Blick wandert hinüber zu Jeremy, ehe er mich bedeutungsschwer fixiert. »Dann brauchen wir der Polizei ja nur die Wahrheit zu sagen.«
Genau. Er meint natürlich unsere Version der Wahrheit, die keinen vereitelten Brandanschlag auf den Sender oder sonst etwas enthält, was zur Entdeckung der heimeligen Heimstatt unserer Vampire führen könnte.
»Sehen wir’s von der heiteren Seite.« Franklin steht neben mir und stiert hinüber zu dem Banner an der Brücke. »Wenigstens haben sie dieses Mal alles richtig geschrieben.«
19
I Ain’t Superstitious
Überwachungen sind sowas von ätzend. David wohnt auf einem Hügel. Das bedeutet: Wir haben einen günstigen Ausgangspunkt, um das weiße Riesen-Kreuz zu beobachten. Es bedeutet aber auch: Die Windgeschwindigkeit ist ungefähr zwanzig Kilometer pro Stunde höher als in der Stadt. Die Böen pfeifen mit einer solchen Heftigkeit durch den ungeheizten Dachboden, dass es keinen großen Unterschied macht, ob Lori und ich draußen sind oder hier im sogenannten Inneren des Hauses.
Trotz der pyrotechnischen Warnung am gestrigen Abend hat WVMP das ganze Wochenende über eine reine Frauensendung nach der anderen gemacht. Den Anfang machte Monroe mit einem Special über Bessie Smith. Außerdem gibt es Mitschnitte aus den Programmen, die eigentlich gesendet werden sollten, aber dank der Piraten nicht über den Äther gegangen sind.
Bisher ist unser Signal nicht von den Piraten überlagert worden, was keine Überraschung ist. Schließlich hat David ja den Umsetzer außer Gefecht gesetzt. Gestern Abend haben Lori und Travis respektive Travis allein dann die Nacht über ein Auge (und ein Fernglas) auf das Kreuz gerichtet gehalten. Wir wollen ja mitbekommen, wenn wütendes Personal von FAN auftaucht, um den Umsetzer wieder in Betrieb zu nehmen. Heute Morgen sind Lori und ich die Glücklichen, dann sind David und Franklin dran. Wer von den Moderatoren frei hat, wird jeweils die Nachtschicht übernehmen, sofern uns niemand bis dahin in die Falle gegangen ist.
Im Schneidersitz sitze ich auf einem Stück Sperrholz, das nur ein dünner Teppich polstert. Durch ein Fernglas auf einem Stativ spähe ich hinüber zum Gegenstand unserer Überwachung. Momentan ist nichts zu sehen außer den Leuten, die in der Neubausiedlung hinter dem Highway Weihnachtsdeko in ihre Vorgärten und an ihre Häuserfronten packen. Dieser Vorort steht eindeutig auf aufblasbare Schneemänner.
»Schade«, meint Lori da. »Ich wäre gern gestern Abend bei der Party gewesen.«
»Klar. Sicher besser, als mit Travis hier allein zu sein und Detektiv zu spielen. Oder Doktor, je nachdem.«
»Es war eiskalt hier oben, und er bleibt nicht sonderlich lange warm, nachdem er getrunken hat.« Sie zuckt mit den Schultern. »Na ja, ist mir egal.«
»Eigentlich kannst du froh darüber sein, dass du nicht da warst. Der Feueralarm hat mir fast einen Herzinfarkt beschert. Und die Befragung durch die Polizei hat etwa genauso viel Spaß wie ein Infarkt gemacht.«
»Ihr seid wohl die Hauptverdächtigen, was?«
»Selbstverständlich! Aber es gab keine Beweise, dass wir es waren. Als der Feueralarm losging, waren wir alle im Club und von jeder Menge Zeugen ganz leicht auszumachen.« Ich reibe mir die Augen. Sie tun mir weh, weil ich sie ständig zusammenkneifen muss. »Was hältst du eigentlich von den Gebissenen?«
»Ach, die sind ganz nett.« Lori pustet warme Atemluft gegen ihre Finger, die in Wollhandschuhen stecken. »Aber alles nur Fassade.« Sie zieht das breite hellgrüne Schultertuch enger um sich. »Manchmal wirken die Vampire auf mich fast menschlicher als die ganz normalen Leute um sie herum.«
»Menschlicher in welcher Hinsicht?«
»Sie sind irgendwie ehrlicher. Sie sind, wie sie eben sind. Selbst jemand wie Travis, der sich nicht gerade darum gerissen hat, ein Vampir zu werden. Irgendwie hat er etwas Besonderes an sich.« Mit beiden Händen umschließt sie den Becher mit heißer Schokolade. »Du kennst das doch: Die meisten Menschen sind ständig dabei, herauszufinden, wer sie gerade
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