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VAMPIRE SOULS - Böses Blut: Roman (German Edition)

VAMPIRE SOULS - Böses Blut: Roman (German Edition)

Titel: VAMPIRE SOULS - Böses Blut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Smith-Ready
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der Hand eine Pinzette. Auf dem Rand des blassrosa Waschbeckens steht ein Schüsselchen mit Alkohol.
    »Irgendwelche Zecken?«
    »Bisher nur eine, und die hatte sich noch nicht einmal festgesaugt.« Shane hält das Miststück in Größe meines Daumennagels hoch. Dann entsorgt er die Zecke in der Schüssel mit Alkohol.
    »Eigentlich müsste ein Streuner wie Dexter doch mindestens eine Million Zecken haben. Danke, dass du das machst.« Nicht viele Kerle würden Zecken aus dem stinkenden Köter ihrer Frau ziehen.
    »Danke dir, dass du keine Witze über Gefälligkeiten unter Gleichgesinnten reißt!«
    »Häh?«
    »Kennst du etwa den Witz nicht? Den, wo man fragt, warum Haie keine Anwälte beißen?«
    Ich ziehe die Nase kraus, während ich beobachte, wie die dicke Zecke allmählich aufhört, mit den Beinen zu strampeln. »Also erstens trinkst du nur von Spendern, die das auch wollen. Und zweitens überträgst du keine Lyme-Borreliose.«
    Shane lacht. Ich liebe es, ihn lachen zu hören; ich kann mich gar nicht satt daran hören. Aber dieses Mal klingt das Lachen irgendwie dumpf – als sei es ein Echo des Kälteschauers, der Shane bei unserer Annäherung an das Riesenkreuz erfasst hat und immer noch nicht loszulassen scheint.
    Entschlossen ziehe ich den Duschvorhang zurück und wende mich an Dexter. »Komm, mein Junge! Dann wollen wir dich mal in die …«
    Dexter springt in die Wanne.
    »… Wanne setzen. Wow!« Rasch, ehe er es sich anders überlegt und doch kein perfekter Hund mehr sein will, angele ich nach dem Duschkopf. Perfekt oder nicht: Gleich morgen rufe ich die Leute vom Tierschutzverein an und suche Dexter eine Pflegestelle. Schließlich will ich nicht, dass mein Vermieter herausfindet, dass ich einen Hund halte, und mir fristlos kündigt.
    Fünf Minuten später sind Hund und Aushilfsfrauchen tropfnass. Dick eingeseift ist selbst Dexters kantiger Riesenschädel ein echtes Verkaufsargument.
    »Am besten wir fotografieren ihn so«, teile ich meine Idee auch gleich Shane mit. »Dann kann das Tierheim das Foto auf die Vermittlungsseite setzen. So sieht er doch viel weniger zum Fürchten aus.«
    Shane zerzaust mir die Haare. »Immer nur darauf aus, wie man andere am besten ködert!«
    Mit einer Seifenschaumhand schlage ich nach ihm. »Okay, Klugscheißer, hol mir trotzdem bitte mein Handy! Es ist in meiner Handtasche.«
    Shane trollt sich. Daher habe ich freie Bahn für ein bisschen Hundemami-Sprache.
    »So ein feiner , feiner Hund!«, gurre ich eine Oktave höher als normal. »Ja, nicht? Ganz fein! Und wo hast du dein Frauchen gelassen, hmm, du feiner Kerl? Wo ist dein dich über alles liebendes Frauchen, das dir den Kopf krault, na?«
    Dexter wedelt mit ausreichend Nachdruck, um den Shampoo-Schaum an alle vier Wände zu verteilen.
    Shane kommt mit meinem Handy zurück. »Wen willst du denn anrufen?«
    »Niemanden. Denk dran, hiermit kann man heutzutage auch Fotos machen, okay?« Das Handy ist brandneu. Entsprechend regt sich immer noch Besitzerstolz, wenn ich das richtig edle kastanienbraune Lackgehäuse aufklappe.
    Mit vor der Brust verschränkten Armen lehnt sich Shane gegen die Wand. »Hatte ich vergessen. Gib mir einfach ein bisschen mehr Zeit, mir ins Gedächtnis zurückzurufen, welches Jahr wir eigentlich schreiben, ja?«
    Shanes plötzliche Gereiztheit überrascht mich, und schnell wende ich mich wieder Dexter zu. Normalerweise kann Shane darüber lachen, wie sehr er in seiner eigenen Zeit stecken geblieben ist. Das ist ein echtes Vampir-Ding, ein Phänomen, ganz typisch für sie: Sie bleiben der Zeit verhaftet, in der sie gestorben sind. Immerhin ist Shane normaler als der Rest der Bande. Teilweise liegt das natürlich daran, dass er noch relativ jung ist. Er wurde erst vor zwölf Jahren zum Vampir. Aber ich mag die Vorstellung, dass der Grund für seine menschliche Ausstrahlung zum Teil auch in meinem Einfluss auf ihn zu finden ist.
    »Fühlst du dich irgendwie seltsam, seit du in der Nähe des Kreuzes gewesen bist?«, will ich von Shane wissen, während ich Fotos von Dexter mache. »Fieber, Schüttelfrost, Kopf- und Gliederschmerzen?«
    »Es ist nichts Körperliches.« Er reibt sich die Brust. Ein paar erklärende Details hinzuzufügen, bringt er aber nicht fertig. Er hat wieder diesen abwesenden, in sich gekehrten Blick. Diesen Blick hat er häufiger, seit letzten Monat sein Vater gestorben ist. Meine Versuche, ihn aus dieser düsteren Stimmung zu reißen, gehen meistens nach hinten los. Trotzdem kann

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