VAMPIRE SOULS - Böses Blut: Roman (German Edition)
das führen sie im hiesigen Discounter nicht!«
»Vielleicht kann uns die Liga hier weiterhelfen.«
»Wir dürfen denen nichts von Dexter erzählen!« Ich umklammere die Schreibtischkante. »Wahrscheinlich war es ja die Liga, die ihn überhaupt erst an dem Kreuz festgekettet hat!«
»Jetzt bleib mal schön auf dem Teppich, Ciara!« David lehnt sich in seinem Sessel zurück und spreizt die Finger. »Wir haben keinerlei Hinweise darauf, dass die Liga mit der Errichtung des Kreuzes am Highway etwas zu tun hat. Dexter könnte auch aus einer der ligaeigenen Forschungseinrichtungen gestohlen worden sein. Vielleicht ist er ihnen auch aus einem Labor ausgebüchst. Wahrscheinlich ist er sogar besser und sicherer bei denen aufgehoben. Sie wissen schließlich, wie man mit Vampir-Hunden umzugehen hat.«
»Keine Chance, nicht mit mir!« Ich stehe auf und stoße dabei den Besuchersessel nach hinten. Das eine Sesselbein verfängt sich in Davids stylischem Vintage-Teppich im Mottenfraß-Design. »Ich besorge meinem Hund schon selber das Blut, das er braucht!«
David wirft mir einen skeptischen Blick zu, ehe er ein weiteres Mal auf die Uhr schaut. »Ich muss runter in die Kabine und das Programm wechseln. Nach der Arbeit unterziehen wir Dexter einem Test, und danach entscheiden wir, was wir seinetwegen unternehmen.«
Die dicke, fette Nekrozoologie-Akte trage ich in mein Büro und zu meinem Schreibtisch, während David die Treppe hinunter ins Studio steigt. Als ich eintrete, führt Franklin auf der meinem Schreibtisch gegenüberliegenden Seite unseres gemeinsamen Büros gerade eine Verkaufsverhandlung am Telefon. Seine Stimme klettert eine ganze Oktave nach oben. Er trällert seinen Text, klingt très aufgeräumt: Das ist die Person, die er in der Öffentlichkeit mimt.
Ich verschließe meine Ohren vor der Sales-Queen-Routine, die er gerade abspult, und blättere den Ordner durch. Jede neue Seite hat eine neue Widerwärtigkeit für mich auf Lager: Vampir-Frettchen, die klammheimlich Anschläge zu verüben in der Lage sind, weil sie durch jede noch so kleine Ritze jeder Wand zu schlüpfen vermögen; Vampir-Ratten, die Krankheiten verbreiten können, ohne ihnen selbst zu erliegen. Alle superstark, superklug und fähig, mit minimalen Mengen spezieseigenem Blut zu überleben.
Angewidert schlage ich die Akte zu. Die Liga ist zu allem fähig. Auf keinen Fall will ich sie auch nur ein Stückchen mehr an meinem Leben teilhaben lassen, nein, auf gar keinen Fall!
Dabei fällt mir ein … Auf meinem PC öffne ich die von mir bevorzugte Suchmaschine und tippe den Namen meines Vaters auf der Seite ein. Dabei habe ich die Suchparameter des Internetbrowsers so eingestellt, dass mir alles angezeigt wird, das folgende Stichworte enthält: Ronan O’Riley, Traveller, irische Zigeuner, Doppeltes-Spiel-treibender-Kerl-der-beinahe-meinen-Boss-auf-demGewissen-gehabt-hätte. Okay, okay: Das letzte Suchwort habe ich, obwohl die reine Wahrheit und nichts als die Wahrheit, nur des dramatischen Effekts wegen aufgezählt.
Keine Ergebnisse. Nicht, dass ich erwarten würde, über das Schicksal meines Vaters in den Nachrichten auf dem Laufenden gehalten zu werden. Um vorzeitig auf Bewährung aus einem Bundesgefängnis entlassen zu werden, hat sich mein Vater als Undercoveragent für die Liga anwerben lassen. Er hat die Kultgemeinde von Gideon Rousseau unterwandert, einem wahnsinnigen, bösartig gewordenen Vampir, der mir beinahe das Blut ausgesaugt hätte. Der einzige Grund, warum Gideon mich nicht gebissen hat, war, dass mein Vater zu diesem Zeitpunkt bereits als Doppelagent für ihn gegen die Liga arbeitete.
Um seine Loyalität unter Beweis zu stellen, hat mein Vater Gideon verraten, dass David Gideons Sohn und Abkömmling Antoine (den Vampir, nicht den Kater) gepfählt hat. Der Verrat meines Vaters führte zum Tod meines Liga-Leibwächters. Daher wird die Liga, sollte sie meinen Vater je in die Finger bekommen, das Recht in die eigenen Hände nehmen.
Bei diesem Gedanken rebelliert das Frühstück in meinem Magen. Ich muss meinen Vater finden, ehe es die Liga tut, und ihn davon überzeugen, sich dem FBI zu stellen – oder irgendeiner anderen Regierungsstelle, die ihn nicht gleich umbringen wird.
Das Klingeln des Telefons reißt mich aus meinen Todesfantastereien. Ich schließe die Internetseite und nehme das Gespräch mit dem üblichen WVMP-Herzblut-des-Rock-’n’-Roll-Spruch entgegen.
Eine jung klingende Männerstimme antwortet. »Hallo, Ciara,
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