Vampire und andere Katastrophen: Argeneau Vampir 11
alarmieren und die ganze Situation außer Kontrolle gerät, fügte er in Gedanken hinzu.
Dani sah ihn lange Zeit unschlüssig an, dann schüttelte sie betrübt den Kopf. „Sie hätten mich aufwecken sollen.“
„Dafür gab es keinen Grund. Sie hätten an der ganzen Situation auch nichts ändern können.“
„Ich hätte mit Ihnen zusammen nach Stephanie suchen können“, hielt sie dagegen. „Ein Augenpaar mehr kann nie schaden. Außerdem“, fügte sie an und redete sich wieder in Rage, „weiß überhaupt irgendjemand von Ihnen, wie sie eigentlich genau aussieht?“
„Jeder unserer Leute trägt ein Foto von ihr bei sich“, versicherte er ihr.
Wieder stutzte sie. „Woher haben Sie das?“
Decker zögerte kurz, da er wusste, dass ihr die Antwort nicht gefallen würde. „Aus Ihrem Gedächtnis.“
„Was?“, rief sie ungläubig.
„Wir haben auch ein Foto von Ihren Eltern bekommen“, ergänzte er rasch. „Aber solche Bilder sind immer gestellt und sehen der eigentlichen Person nicht so ähnlich. Da sind die in Ihrer Erinnerung schon besser geeignet. Sie sind aktueller, natürlicher, und außerdem wissen wir so auch, was sie an Kleidung anhatte.“
„Soll das etwa heißen, Sie haben alle möglichen Leute in meinem Kopf herumstöbern lassen?“ Dani keuchte entsetzt und sprach in einem Tonfall, als käme dieses Handeln einer Vergewaltigung gleich. Decker konnte sie nur allzu gut verstehen. Wer wusste schon, was jeder Einzelne von ihnen versehentlich in ihrem Kopf gesehen hatte, als er auf der Suche nach einem Bild von Stephanie gewesen war. Aber Lucian hatte sie alle dazu angehalten, sich nur in den jüngsten Erinnerungen umzusehen, und Decker vertraute den anderen Jägern, dass sie sich an diese Anweisung hielten. Dumm war nur, dass er in vielen dieser Erinnerungen eine Rolle spielte, insbesondere in jener, die ihre kleine Episode im SUV betraf.
Decker würde es Dani niemals erzählen, dennoch war er sich ziemlich sicher, dass dies nun nicht länger etwas war, worüber nur sie beide Bescheid wussten. Gefragt hatte er zwar keinen der Männer, aber wenn er an die vielsagenden Blicke dachte, die ihm verschiedene Jäger und Freiwillige zugeworfen hatten, war er sich sicher, dass nun jeder von ihnen über ihren kleinen Zwischenfall Bescheid wusste.
„Es war notwendig“, erklärte er, nachdem er diesen unerfreulichen Gedanken wieder verdrängt hatte. „Wir haben eine klare und aktuelle Darstellung von Ihrer Schwester und ihrem Entführer benötigt. Ich hatte sie bei seiner Flucht nur undeutlich sehen können. Sie dagegen haben in Ihrem Kopf viele frische und deutliche Bilder. Jetzt weiß jeder von uns ganz genau, wie sie aussieht, und alle haben die ganze Nacht über nach ihr gesucht.“
Niedergeschlagen ließ sie die Schultern hängen und starrte gedankenverloren auf ihre Finger, hob dann jedoch wieder den Kopf. „Die haben heute Nacht nach ihr gesucht, aber im Augenblick hält niemand nach ihr Ausschau, oder?“, bohrte Dani nach und beantwortete sich ihre Frage gleich selbst. „Sie müssen doch die Sonne meiden, richtig?“
„Die SUVs haben eine speziell beschichtete Verglasung. Die meisten Männer sind auch jetzt noch auf der Suche nach ihr. Ich war auch unterwegs bis....“ Er schaute sich nach einer Uhr um, aber bis auf die Matratze gab es in diesem Zimmer nichts. Das würde sich zwar bald ändern, doch für den Augenblick.... Er griff nach seiner Armbanduhr und verzog den Mund, als er die Zeit sah. „Bis vor einer halben Stunde. Ich bin hergekommen, weil ich dachte, Sie wären schon wach. Ich wollte Ihnen erzählen, was sich ereignet hat. Aber als ich hörte, dass Sie noch schliefen, dachte ich mir, ich könnte mich auch noch hinlegen, bis Sie aufwachen.“
„Jetzt bin ich wach“, sagte sie. „Also gehen wir.“
„Jawohl.“ Decker seufzte müde.
„Ich fahre, Sie können in der Zwischenzeit schlafen. Ich werde Sie aufwecken, sobald....“ Abrupt hielt sie inne. „Nicholas!“
„Was ist mit ihm?“
„Hat er angerufen? Hat er die Fährte auch verloren? Hat er angerufen?“, wiederholte sie ungeduldig.
„Nein, von ihm haben wir nichts gehört“, antwortete Decker.
Dani biss sich auf die Unterlippe. „Wo ist mein Handy?“
„Immer noch in meiner Hosentasche. Wa....“ Weiter kam er nicht, da sie plötzlich aufsprang und über ihn hinwegkletterte, um zu seiner Jeans zu gelangen, die neben der Matratze auf dem Boden lag. Decker wollte sie aufhalten, war jedoch vom Anblick
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