Vampire und andere Katastrophen: Argeneau Vampir 11
Erdgeschoss bis in die Küche, ehe sie sich wieder zu Decker umdrehte. Gerade wollte sie zum Reden ansetzen, als ihr bewusst wurde, dass sie niemanden aus dem Schlaf reißen mussten.
„Wir können Bastien in Ruhe lassen“, verkündete sie, woraufhin Decker sich augenblicklich entspannte. Die Erleichterung war ihm deutlich anzusehen – bis zu dem Moment, da sie anfügte: „Wir nehmen deinen Wagen, fahren in die Stadt und kaufen einen neuen Akku.“
Er kniff die Augen zu und schüttelte den Kopf. „Dani, Nicholas wird Sie nicht anrufen. Er....“
„Das können Sie nicht wissen“, protestierte sie und wurde aus Frust wieder lauter. „Warum versuchen Sie mich aufzuhalten? Und warum haben Sie mich heute Nacht nicht aufgeweckt? War das überhaupt natürlicher Schlaf? Oder haben Sie dafür gesorgt, dass Justin mich kontrolliert?“ Seine schuldbewusste Miene war Antwort genug für sie. Dani spürte, wie Wut und Hilflosigkeit gleichzeitig explosionsartig in ihr hochstiegen.
„Sie verdammter Mistkerl!“, brüllte sie ihn an und schnappte sich das Telefon – den schlichtweg einzigen Gegenstand, der in dieser Küche überhaupt greifbar war –, um damit auszuholen. In diesem Moment machte sie Bekanntschaft mit der übermenschlichen Schnelligkeit, mit der sich ein Unsterblicher bewegen konnte. Eben noch hatte Decker an der Tür gestanden, nun jedoch befand er sich dicht vor ihr und packte ihre Handgelenke. Das eine hielt er so fest, dass sie nicht anders konnte und das Telefon fallen ließ. Dann schüttelte er sie leicht.
„Hören Sie mir zu“, zischte er sie an. „Nicholas ist nicht der Held, für den Sie ihn halten. Vor fünfzig Jahren hat er eine Frau umgebracht.“
„Was ist denn hier unten los?“
Beide erstarrten mitten in ihrer Bewegung. Dann drehten sie den Kopf zur Tür und erblickten Lucian, der soeben in die Küche gestampft kam. Decker ließ Dani los und machte einen Schritt nach hinten. „Es tut mir leid. Haben wir dich geweckt?“
„Verdammt noch mal, nein. Ihr habt das ganze Haus aus dem Schlaf gerissen“, knurrte Lucian und kam näher, während ihm zwei weitere Männer in die Küche folgten. Dani biss sich auf die Unterlippe, als sie die drei eintreten sah. Hustin erkannte sie wieder, aber mit dem dritten Unsterblichen konnte sie nichts anfangen, auch wenn sie vermutete, es könnte sich bei ihm um Mortimer handeln. Allerdings war das nun auch nicht weiter wichtig, denn es tat ihr leid, dass sie durch ihren Streit mit Decker alle anderen aufgeweckt hatte.
„Also“, brummelte Lucian. „Ich möchte jetzt gern wissen, was hier los ist.“
„Dani will einen neuen Akku für ihr Telefon haben“, erklärte Decker gedehnt. „Sie glaubt, dass Nicholas sie anrufen wird, wenn ihr Handy eingeschaltet ist. Sie meint, er könnte uns dann vielleicht verraten, wo ihre Schwester ist, sollte er ihr noch immer auf der Spur sein.“
„Er
würde
mich anrufen“, warf Dani im Brustton der Überzeugung ein. „Er weiß, dass ich in Sorge um Stephanie bin.“
„Dani“, gab Justin voller Mitleid zu bedenken. „Nicholas ist ein Abtrünniger. Er kann es sich gar nicht erlauben, noch einmal anzurufen. Beim ersten Mal ist er uns nur entwischt, weil wir nicht wussten, dass Sie ein Handy bei sich hatten.“
Sie nahm keine Notiz von Justin, sondern sah Lucian an. „Er hat mir versprochen, sich wieder bei mir zu melden.“
Dieser betrachtete sie für eine Weile. „Und Sie glauben ihm?“ Er meinte es weder sarkastisch noch ungläubig, sondern fragte aus reiner Neugier, und Dani reagierte, ohne zu zögern, mit einem überzeugten Nicken. „Warum?“, wollte er wissen.
„Das weiß ich nicht“, gestand sie ihm mit einem leisen Seufzer. „Vielleicht
will
ich das ja auch nur glauben, weil er momentan meine einzige Hoffnung ist, Stephanie jemals wiederzusehen.“
Als Lucian sie nur weiter wortlos ansah, hatte sie das Bedürfnis, noch etwas hinzuzufügen. „Ich weiß, er ist das, was Sie als einen Abtrünnigen bezeichnen, und ich weiß auch, dass er jemanden getötet hat. Das hat er mir selbst erzählt, aber....“
„Ängstlich“, murmelte Lucian.
Dani hielt inne und legte den Kopf schief. „Ich verstehe nicht.... was heißt ängstlich?“
„Gar nichts“, ging er über ihre Frage hinweg. „Nun, falls er versucht haben sollte, Sie anzurufen, wird er es inzwischen längst aufgegeben haben. Es führt zu nichts....“
„Auf meinem Display wurde seine Rufnummer angezeigt. Er hat sie nicht
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