Vampirmelodie
erwiderte ich und versuchte gar nicht erst hineinzugehen. So klug war ich inzwischen.
In diesem Augenblick flog die Tür von Erics Büro auf, und da stand er im Türrahmen. Der große, attraktive, absolut maskuline Eric, der normalerweise zu lächeln begann, wenn er mich sah.
Heute Abend nicht.
»Sookie, ich kann jetzt nicht mit dir reden«, sagte er. »Horst taucht jeden Moment hier auf, und er sollte nicht mal daran erinnert werden, dass du existierst. Sie haben einen Rechtsanwalt herbestellt, der den Vertrag durchsehen wird.«
Es war, als ob er mit einer Fremden sprach, und noch dazu mit einer Fremden, die keinerlei Anlass hatte, an seiner Türschwelle zu erscheinen. Eric wirkte regelrecht wütend und verletzt.
Die Worte, die ich zu sagen hatte, lagen mir auf der Zunge – und mein Herz quoll über davon. Mehr als fast alles auf der Welt wollte ich ihn in die Arme schließen und ihm sagen, wie viel er mir bedeutete. Aber als ich einen halben Schritt auf ihn zu machte, trat Eric zurück und schloss die Bürotür.
Einen Augenblick lang war ich wie erstarrt und versuchte, den Schock und den Schmerz zu verdauen und zu verhindern, dass mir die Gesichtszüge entgleisten. Pam kam auf mich zu, legte mir eine Hand auf die Schulter, drehte mich herum und führte mich zur Tür hinaus. Nachdem sie hinter uns ins Schloss gefallen war, flüsterte sie mir ins Ohr: »Komm nicht wieder hierher. Es ist zu gefährlich. Es geht zu viel vor sich, zu viele Besucher.« Und dann erhob sie die Stimme und fügte hinzu: »Und komm nicht wieder hierher, bis er dich anruft!« Sie gab mir einen kleinen Schubs, der mich in den Fahrersitz meines Autos plumpsen ließ. Und dann zischte sie wieder ins Fangtasia hinein und schloss die Tür hinter sich, in dieser rasanten Vampirgeschwindigkeit, die immer wie reinste Zauberei wirkte, oder wie ein echt gelungenes Videospiel.
Also fuhr ich nach Hause, über Pams Warnung und Erics Worte und Verhalten nachgrübelnd. Mir kam der Gedanke, in Tränen auszubrechen, doch dazu fehlte mir die Energie. Ich hatte es viel zu satt, traurig zu sein, um mich selbst noch trauriger zu machen. Offenbar herrschte irgendein Aufruhr im Fangtasia, und eine Menge Dinge hingen in der Schwebe. Daran konnte ich nichts ändern, nur mich fernhalten und hoffen, dass ich den Machtwechsel überleben würde – wer immer dann auch an die Macht käme. Es war, als würde man darauf warten, dass die Titanic sank.
Ein weiterer Morgen verging, und ein weiterer Tag, an dem ich gefühlsmäßig den Atem anhielt und darauf wartete, dass irgendetwas geschah … irgendetwas Entscheidendes oder Schreckliches.
Es fühlte sich nicht so an, als wartete ich angespannt auf ein Ereignis, das nicht eintrat, eher so, als müsste jeden Augenblick ein Amboss auf meinen Kopf niedersausen. Wenn mir im Fangtasia nicht ein so vernichtenderEmpfang bereitet worden wäre, hätte ich vielleicht versucht, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen, aber ich war entmutigt, um’s mal so vorsichtig wie möglich auszudrücken. Ich machte einen sehr langen, schweißtreibenden Spaziergang durch den Wald, um den Prescotts einen Korb voller Tomaten auf die hintere Veranda zu stellen. Ich mähte meinen wiesenartig wuchernden Rasen. Wenn ich draußen war, fühlte ich mich immer gleich besser: unversehrter, irgendwie. (Und das war prima, denn ich hatte einen riesigen Haufen Gartenarbeiten zu erledigen.) Doch ich tat keinen Schritt, ohne mein Handy dabeizuhaben.
Ich wartete darauf, dass Sam mich anrief. Aber das tat er nicht. Und Bernie auch nicht.
Ich dachte, Bill würde vielleicht herüberkommen und mir erzählen, was los war. Er tat es nicht.
Und so ging ein weiterer Tag ohne jegliche Kommunikation zu Ende.
Als ich am nächsten Tag aufstand, hatte ich sozusagen eine Nachricht von Eric bekommen. Er hatte mir eine SMS geschickt – eine SMS! –, und das nicht mal persönlich, sondern durch Pam. Sie übermittelte mir eine stocksteife Nachricht mit der Info, dass er später in der Woche mit mir reden würde. Ich hatte die Hoffnung gehegt, dass Pam selbst auftauchen würde, um mich zusammenzustauchen vielleicht oder um mich darüber aufzuklären, was Eric trieb … aber nein.
Während ich mit einem Glas Eistee auf der vorderen Veranda saß, ging ich in mich, um zu erforschen, ob mein Herz gebrochen war. Ich war gefühlsmäßig so erschöpft, dass es gar nicht zu beschreiben war. So wie ich es sah, etwas melodramatisch vielleicht, hatten Eric und ich mit den Banden
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