Vampirmelodie
hassen, oder?« Sie dachte, dass sie das wahrscheinlich taten.
»Wir haben nicht richtig Schluss gemacht«, erwiderte ich. »Aber er ist sauer. Pam hat mir eine Nachricht von ihm weitergeleitet. Eine SMS. «
»Besser als eine Post-it-Notiz. Aber von wem hast du denn gehört?«, fragte Tara ungeduldig. »All dieser grausige Mist ist passiert, und keiner ruft dich an, um darüber zu reden? Sam ist nicht hier, um deine Böden zu schrubben und dir die Füße zu küssen? Dies Haus sollte voller Blumen, Süßigkeiten und männlicher Stripper sein.«
»Oh«, erwiderte ich höchst intelligent. »Na, der Garten ist ja seltsamerweise voller Blumen. Und Tomaten.«
»Ich spucke auf die Supras, die dich so hängen lassen«, sagte Tara und ließ ihren Worten glücklicherweise nicht sogleich Taten folgen. »Hör mal, Sook, halt dich an deine menschlichen Freunde und lass die anderen einfach hinter dir.« Das meinte sie tödlich ernst.
»Dafür ist es zu spät«, warf ich lächelnd ein, doch es fühlte sich so an, als würde dieses Lächeln nicht in mein Gesicht passen.
»Dann komm mit shoppen. Ich brauch ein paar neue BHs, da ich neuerdings Elsie die Kuh bin. Ich weiß nicht, wie lange ich das noch durchhalte.«
Tara, die ihre Zwillinge stillte, hatte deutlich mehr Oberweite bekommen. Und vielleicht auch anderswo ein paar Kurven mehr. Aber ich wäre sicher die Letzte, die mit dem Finger auf so was zeigt, und außerdem war ich froh über den Wechsel des Gesprächsthemas. »Wie geht’s denn den Kindern?«, fragte ich mit einem aufrichtigeren Lächeln. »Ich muss irgendwann mal den Babysitter machen, damit du mit JB ins Kino gehen kannst. Wie lange ist es her, seit ihr zuletzt zusammen ausgegangen seid?«
»Das war sechs Wochen vor der Geburt«, erzählte Tara. »Mama du Rhone hat sie seitdem zweimal tagsüber genommen, damit ich mich um die Boutique kümmern konnte. Aber am Abend, wenn Papa du Rhone zu Hause ist, möchte sie sie nicht behalten. Wenn ich genug Milch abpumpen kann, um die kleinen Monster auf Vorrat zu versorgen, will JB mich ins Outback einladen. Da könnten wir Steak essen.« Ein gieriger Zug umspielte ihren Mund. Tara verzehrte sich nach rotem Fleisch, seit sie mit dem Stillen begonnen hatte. »Und seit das Hooligans geschlossen ist, muss JB ja auch nicht mehr abends arbeiten.«
JB hatte zusätzlich zu seinem Job im Fitnesscenter, wo er Trainer war, auch im Hooligans gearbeitet. Dort hatte er immer am Damenabend einen (fast) vollständigen Stripp hingelegt, um für die Krankenhauskosten der Zwillingsgeburt noch etwas dazuzuverdienen. Ich hatte keine Sekunde einen Gedanken daran verschwendet, was aus dem Gebäude und dem Stripp-Club geworden sein mochte, seit sein Besitzer, mein Cousin Claude, aus der Welt der Menschen verschwunden war. Darüber könnte ich mir immer noch Sorgen machen, wenn ich mit allem anderen, Wichtigeren durch war.
»Gib mir einfach Bescheid, wenn du das nächste Mal wieder in Steak-Laune bist«, versicherte ich Tara erfreut über die Aussicht, ihr einen Gefallen tun zu können. »Wo willst du heute denn shoppen gehen?« Plötzlich hatte ich es eilig, aus dem Haus zu kommen.
»Lass uns nach Shreveport fahren. Die Mutter-und-Kind-Läden dort gefallen mir, und ich will auch mal in dem Secondhand-Shop auf dem Youree Drive vorbeischauen.«
»Okay. Ich schmink mich nur eben noch schnell.« Eine Viertelstunde später trug ich frische weiße Shorts und ein himmelblaues T-Shirt, hatte mir das Haar zum Pferdeschwanzzurückgebunden und mein Gesicht gründlich eingecremt. Schon seit Tagen hatte ich mich nicht mehr so sehr wie ich selbst gefühlt.
Tara und ich unterhielten uns auf der ganzen Fahrt nach Shreveport. Hauptsächlich über die Babys natürlich, denn was ist wichtiger als Babys? Aber Teil des Gesprächs waren auch Taras Schwiegermutter (eine großartige Frau); Taras Boutique (machte diesen Sommer kein allzu gutes Geschäft); Taras Assistentin McKenna (die Tara mit einem Freund von JB verkuppeln wollte); sowie andere Themen von Interesse aus dem Taraversum.
An diesem sehr heißen Sommertag fühlte es sich wunderbar normal an, all diesen Klatsch auszutauschen, während wir auf einem Mädels-Trip in die nächstgrößere Stadt waren.
Tara besaß und führte zwar eine Boutique für gehobene Kleidung, doch Spezialkleidung für Schwangere und junge Mütter bekam man dort nicht. »Ich will mir ein paar Still-BHs und ein Stillnachthemd bei Moms ’n’ More kaufen und in dem Secondhand-Shop
Weitere Kostenlose Bücher