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Vampirsohn

Titel: Vampirsohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Ward
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das Geräusch kam. Ihr Mund öffnete sich, und in ihrer Kehle stieg ein Schrei auf, der jedoch am Ansatz der Zunge hängenblieb. Am Fußende des Bettes stand eine mächtige schwarze Gestalt. Ein riesiger … Mann. In Ketten.
    Der Schrecken trieb ihr den Schweiß auf die Stirn, während der plötzliche Adrenalinstoß den Nebel aus ihrem Kopf vertrieb. Sie tastete nach etwas, das sich als Waffe eignen würde. Außer der Kerze und dem schweren silbernen Kerzenständer konnte sie jedoch nichts finden. Sie griff danach …
    Eine Hand packte ihren Arm.
    Panisch versuchte sie, zurückzuweichen. Doch so sehr sie sich auch wehrte und dabei die Samtdecke mit den Füßen zerwühlte – es half nichts. Der Griff war eisern.
    Und dennoch nicht so fest, dass es wehtat.
    Eine Stimme durchdrang die Dunkelheit: »Bitte … Ich werde Ihnen nicht wehtun.«
    Die Worte wurden mit einem so traurigen Unterton hervorgebracht, dass Claire ihren Widerstand für einen Moment aufgab. Was für ein Kummer. Was für eine durchdringende Einsamkeit. Was für eine schöne Männerstimme!
    Wach auf, Claire! Was zum Teufel machte sie denn
da? Hatte sie etwa Mitleid mit dem Kerl, der sie hier festhielt?
    Sie bleckte die Zähne und wandte sich seinem Daumen zu, bereit, sich den Weg freizubeißen und ihm dann ihr Knie dorthin zu rammen, wo es am meisten wehtat. Aber sie bekam dazu keine Gelegenheit. Mit einem sanften Stoß drehte er sie auf den Bauch und hielt ihre Arme vorsichtig hinter ihrem Rücken fest. Sie riss ihren Kopf zur Seite, damit sie Luft holen konnte, und versuchte, sich freizustrampeln.
    Der Mann tat ihr nicht weh. Er berührte sie nicht auf unangebrachte Weise. Er hielt sie nur locker fest, während sie zappelte, und als sie schließlich keine Kraft mehr hatte, ließ er sie sofort los. Während sie keuchend dalag, hörte sie, wie die Ketten in die Dunkelheit auf der linken Seite geschleppt wurden. Als ihr Atem sich wieder beruhigt hatte, stieß sie knurrend hervor: »Sie können mich nicht hierbehalten.«
    Stille. Kein Atemzug war zu hören.
    »Sie müssen mich gehen lassen.«
    Wo zum Teufel war sie eigentlich? Verdammter Mist … dieser Traum von Fletcher war echt gewesen. Sie musste sich also irgendwo auf dem Leeds-Anwesen befinden.
    »Man wird bestimmt nach mir suchen.«
    Das war gelogen. Es war ein langes Wochenende, und die meisten Anwälte ihrer Firma hatten sich die Arbeit mit in ihre Ferienhäuser genommen. Niemandem würde es auffallen, wenn sie nicht wie geplant ins Büro kam. Und wenn jemand bei ihr anrief und sich nur der Anrufbeantworter meldete, würde der
Anrufer annehmen, dass auch sie nun endlich ein Privatleben hätte und den freien Labor Day genoss.
    »Wo sind Sie?«, fragte sie, ihre Stimme widerhallend. Als keine Antwort kam, fragte sie sich, ob er sie wohl allein gelassen hatte.
    Sie griff nach der Kerze und nutzte den schwachen Schein, um sich umzusehen. Die Wand hinter dem geschnitzten Kopfteil war aus demselben blassgrauen Stein wie die Stirnseite des Leeds-Herrenhauses, was bestätigte, wo sie sich ihrer Vermutung nach befand. Das Himmelbett war mit dunkelblauem Samt verhängt und stand auf hohen Beinen. Sie trug einen weißen Morgenrock und ihre Unterwäsche.
    Mehr konnte sie nicht feststellen.
    Als sie sich vom Rand der Matratze gleiten ließ, gaben ihre wackeligen Knie nach. Ihre Beine knickten ein, und sie fiel zu Boden. Wachs spritzte auf ihre Hand, verbrannte ihr die Haut, und der Steinboden zerschrammte ihren Knöchel. Sie verschnaufte kurz und zog sich dann an der Bettdecke wieder nach oben.
    Ihr Kopf schmerzte, und ihr war schwindelig. Ihr Magen fühlte sich an, als ob er voller Latexfarbe und Reißnägel wäre. Und die Panik machte alles nur noch schlimmer.
    Sie streckte ihre Hand aus und schlurfte vorwärts, die Kerze so weit vor sich haltend wie möglich. Als sie gegen etwas stieß, schrie sie gellend auf und sprang einen Schritt zurück – bis ihr dämmerte, worum es sich bei dem unregelmäßigen, senkrechten Muster handelte.
    Es waren Bücher. In Leder gebundene Bücher.
    Sie hielt die Kerze wieder nach vorne und bewegte
sich nach links, wobei sie sich weiter mit der Hand vorantastete. Mehr Bücher. Und noch mehr Bücher. Überall waren Bücher, nach Autoren sortiert. Wie es aussah, befand sie sich gerade in der Dickens-Abteilung, und nach den Goldeinlagen auf den Buchrücken zu schließen, handelte es sich bei den Büchern um Erstausgaben.
    Die Bücher sahen aus, als ob jemand sie regelmäßig

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