Vampirwelt
sonst?«
Sie legte ihre Hand aufs Herz. »Das hätte ich mir auch denken können. Wer anders kann schon auf diese Art und Weise bei uns hereinschneien?«
Ich ging auf sie zu. Wir küßten uns auf die Wangen. »Toll, daß du gekommen bist.«
»Ein Sommerfest bei euch muß ich wohl mitmachen.«
»Das meine ich auch.«
Sheila war noch damit beschäftigt gewesen, einige Salate herzurichten.
Vor ihrem Kleid mit dem Blumenmuster hatte sie eine Schürze gebunden, und als ich meine Blicke über all die Leckereien hinweggleiten ließ, da lief mir das Wasser im Mund zusammen. Es war einfach ein Genuß, denn ich wußte ja, welch gute Köchin Sheila war.
»Wann ist es denn soweit?«
»Du mußt dich noch gedulden, John.«
Ich bettelte auf raffinierte Art und Weise. »Schließlich habe ich am Mittag nichts gegessen.«
Sheila schmunzelte und nickte mir zu. »Okay, ja, du bekommst, was du willst.« Aus dem Kühlschrank holte sie einen Teller, auf dem kleine Rollmöpse lagen. Gerade für einen Bissen gut genug. »Iß!«
»Toll, danke.« Da man bekanntlich auf einem Fuß nicht stehen kann, nahm ich zwei. Ich kehrte zu den anderen zurück, wo Glenda sofort anfing zu sticheln.
»Frag ihn doch mal, Bill, was er so lange in der Küche gemacht hat.«
»Soll ich?«
Suko gab die Antwort. »Gegessen. Er kaut noch immer.«
Das stimmte. Ich schluckte den letzten Bissen runter und hob die Schultern. »Sheila hat eben ein Herz für einsame Junggesellen. Sie kann sie nicht leiden sehen.«
»Zumindest nicht, wenn sie hungrig sind.«
»Fisch will schwimmen«, sagte Bill. »Dann brauche ich noch ein Bier.«
»Ich hole es dir.«
»Laß mal, das mache ich selbst.« Ich zapfe gern. Das kleine Faß stand auf einem Tisch, und ich schaute zu, wie das herrliche Pils in den Krug strömte.
Der Garten der Conollys war nicht sehr groß, doch für die Gartenfeste war er gerade richtig. Sie waren immer etwas Besonderes. Wenn es dämmerte, würde Bill die Lichterketten einschalten, die dann den Garten illuminierten.
Ich merkte, wie die Spannung des Tages von mir abfiel. Das war wie eine zweite Haut, die man abstreift. Diese Umgebung tat einfach gut, sie war für die Seele wie eine besonders intensive Streicheleinheit. Ich dachte daran, daß ich meine freien Wochenende oft in meiner Wohnung verbrachte, und mir fiel ein, daß ich mich dort eigentlich nie so richtig entspannen konnte. Da war diese Umgebung schon etwas anderes, und als die Krönung sah ich das Pils an, das so wunderbar schaumig den Becher füllte und einen sehr festen ›Feldwebel‹ bekam.
Mit dem gefüllten Glas näherte ich mich der Sitzgruppe, wo Glenda, Bill und Suko bereits ihre Plätze gefunden hatten. Auch Sheila kam, lachte und begrüßte Suko.
»Bleibst du jetzt bei uns?« fragte Bill.
»Ja.« Sie ließ sich nieder.
Ich saß für mein Leben gern an einem Sommertag unter Bäumen.
Sonnenschirme lehnte ich ab. Das war nichts Natürliches, ebensowenig wie die oft vor und hinter den Lokalen aufgestellten Plastikstühle, auf denen man nur festklebte, im Gegensatz zu diesen hier, die aus Holz bestanden.
Es war gemütlich, im Kreis der Freunde zu sitzen, und ich konnte die Seele baumeln lassen.
Bill hatte ein Radio mitgenommen. Es stand etwas abseits. Die Musik störte nicht, sie war nicht zu schrill, sondern melodiös, bildete den idealen Background.
Wir sprachen über viele Themen, im Nu waren dreißig Minuten vorbei.
Auch mein Glas war leer. Ich schaute traurig den Schaumresten nach, die an den Innenwänden nach unten liefen. »Ein leeres Glas ist wie eine Suppe ohne Salz«, bemerkte ich.
»Schon verstanden«, sagte Bill. »Ich hole was zu trinken.«
Sheila hob ebenfalls ihr Glas. »Und mich solltest du auch nicht vergessen.«
»Sehr zu Diensten, Madam.«
Wir mußten lachen, schauten Bill nach und entspannten uns wieder. Ich streckte die Beine aus, den Kopf hatte ich zurückgelegt, die Augen nur mehr halb geöffnet. Über mir schwamm die Welt in grünen und goldgelben Tönen. Es hatte sich ein Teppich gebildet, der wie ein Fleckenmuster wirkte.
Eine wunderbare Welt für sich, ein Kleinod, das ich richtig genießen wollte.
Es blieb beim Vorsatz.
Meine wunderbare Ruhe wurde radikal gestört, denn wir alle hörten den furchtbaren Schrei…
***
Das war wie der Schlag mit einem Hammer, der uns getroffen hatte. Wir wurden aus unserer Lethargie gerissen, und ich war der erste, der in die Höhe schnellte.
Vorbei war es mit der Ruhe, mit dem Ausruhen. Brutal und
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