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Vampirzorn

Vampirzorn

Titel: Vampirzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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jedenfalls wie seit sechshundert Jahren nicht mehr. Zumindest sein Geist arbeitete wieder – ganz bewusst, unter seiner Kontrolle –, nur sein Körper noch nicht. Ihm war klar, dass er von jetzt an auch wach bleiben musste; und da er schon so lange außer Übung war, war dies eine reine Willensfrage, eine Frage der Autosuggestion, um seine Bewegungsfähigkeit zurückzugewinnen, und zwar verlässlich und dauerhaft, in einem Körper, der während eines jahrhundertelangen, an Scheintod grenzenden Winterschlafes verkümmert war.
    Aber nun, da Radu erwacht war, wirklich erwacht, sehnte er sich danach, wieder zu atmen! Er würgte und kämpfte gegen den nahezu unbezwingbaren Drang an. Er durfte nicht atmen, noch nicht ... und brauchte es ja auch nicht, schließlich war er ein Wamphyri! Dennoch streckte sein metamorpher Körper haarfeine Fäden in die ihn umschließende Harzmasse und die ihn direkt umgebenden, nicht ganz so zähen Flüssigkeiten aus, um jede noch so winzige Spur von Sauerstoff in seinen trägen Blutkreislauf einzusaugen.
    Prompt fühlte der Hunde-Lord sich wohler. Luft!, dachte er. Es wird so gut tun, sie wieder auf der Haut zu spüren! Und erst das Blut ... ich könnte mich hineinlegen und es aufsaugen wie ein Schwamm und darin schwelgen, bis ich platze! Ja, und das würde er auch! Denn das Blut war das Leben, und es würde auch Radus Leben erneuern. Doch zunächst musste er wach bleiben, sich konzentrieren, seinem Egel Anweisungen erteilen und wieder zu Kräften kommen. Wenn er nur nicht so schwach wäre ...
    ... Seine Träume fielen ihm wieder ein – bei denen es sich ja um nichts anderes handelte als um sein bisheriges Leben – und genau dies war das eigentliche Problem. Radu war ein Wamphyri; er war untot, hatte jedoch nie den wahren Tod erfahren. Selbst jetzt war sein Geist noch wohlauf und quicklebendig. Aber wie stand es mit seinem Körper? Er hatte sich hinab ins Harz begeben in der Gewissheit, dass sein Egel ihn heilen würde (er brauchte diese Gewissheit). Doch er war so lange von allem abgeschottet gewesen, dass er noch nicht einmal jetzt Klarheit darüber besaß.
    Oder vielleicht doch? Er fühlte sich schwach.
    Poch ...!
    Der dumpfe Widerhall im Gestein, im Harz, in der ansonsten völligen Leere, kam aus einiger Ferne. Sein Abstand blieb unverändert, weder kam er näher noch entfernte er sich. Es war das Schlagen eines Herzens – eines ziemlich großen sogar –, allerdings statisch und unregelmäßig. Ein zögernder Herzschlag, noch keineswegs bereit, sich ins Leben zu stürzen, doch gewann er eindeutig an Kraft. Und mit einem Mal wusste Radu, worum es sich handelte.
    Um seine Kreatur! Seinen Krieger, den er hier geschaffen hatte – aus seinem Urin, seinem Sperma, Plasma, metamorphem Fleisch und dem winzigen, wirklich winzigen Hirnteil eines seiner Leutnants, noch ehe er selbst, der Hunde-Lord, sich ins Harz begeben hatte. Sein Geschöpf lebte! Nun, natürlich, weshalb auch nicht? Die verräterische Bonnie Jean Mirlu hatte es ihm doch gesagt, und später dieser Kretin von einem Knecht ebenfalls! Nicht anders als ihn hatten sie auch seine Kreatur mit Nahrung versorgt! Das wusste er, und nun entsann er sich, dass er den Schlag dieses gewaltigen Herzens auch zuvor schon vernommen hatte, während der Besuche Bonnie Jeans und des Alten John. Aber wenn sein Krieger am Leben war, konnte das doch nur heißen, dass Radu geheilt war – schließlich hatte er die Kreatur aus seinem Fleisch und seinen Körpersäften geschaffen. Demnach musste sein Parasit den Jahrhunderte währenden Kampf gegen den Schwarzen Tod, mit dem Faethor Ferenczy ihn durch einen Stich infiziert hatte, gewonnen haben.
    Poch-ch-ch! Diesmal klang es eher dumpf, bebend, ungewiss. Prompt schlug Radus Stimmung um, und mit einem Mal war er sich nicht mehr so sicher. Sein Krieger war also doch nicht ... doch nicht vollkommen! Und da er aus seinem Fleisch und seinen Säften bestand ... musste Radu die Schlussfolgerung, die er soeben gezogen hatte, überdenken?
    Doch noch war nichts bewiesen. Erst wenn er wiederauferstanden oder wenigstens bereit dazu war, würde er es mit Sicherheit wissen. Und falls er mit dem Körper, in dem er sich zurzeit befand, nicht wiederauferstehen konnte ... nun, die Vorkehrungen dazu hatte er ja bereits getroffen.
    Seine Gedanken strömten schneller und schneller und sein Blut ebenfalls, während er sich bemühte, Körper und Geist in Einklang zu bringen. Er war hungrig und überlegte, ob er nach Bonnie

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