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Vampirzorn

Vampirzorn

Titel: Vampirzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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krank; er gab ihnen Geld und ließ sie dann ihrer Wege ziehen. Anschließend mietete er ein Schiff und floh erneut vor der Pest – diesmal nach England. An Bord wurden weitere Männer krank; Radu erlöste sie von ihren Qualen und warf sie ins Meer.
    London im März erschien ihm wie ein einziger Sumpf aus Schlamm, Nebel und Gestank. Wenn es je eine Stadt gegeben hatte, die reif für die Pest war, dann London. Allerdings war dies auch gewiss nicht das nordische Hochland, das der Hunde-Lord in seinen Visionen gesehen hatte. Er traf Vorkehrungen für einen kurzen Aufenthalt in den bestmöglichen Unterkünften, tat den Trupps, die er in Nordafrika ausgesandt hatte, um in Griechenland Harz aufzutreiben, auf telepathischem Wege kund, wo er zu finden sei, und vertiefte sich in die Karten der damaligen Zeit, bis er schließlich glaubte, den Zufluchtsort, nach dem er suchte, gefunden zu haben.
    Dann brach er mit seinen Leuten, getarnt als Gefolge eines wohlhabenden politischen Flüchtlings aus Frankreich, nach Norden auf. In Newcastle gingen sie an Bord eines weiteren Schiffes, das in die Gascogne fuhr – wohin Radu natürlich überhaupt nicht wollte. Kaum hatten sie den Hafen verlassen, brachte er das Schiff in seine Gewalt und segelte nordwärts, bis er schließlich an dem rauen Küstenstreifen nördlich von Edinburgh auf Grund lief. Die kräftigsten Matrosen der Mannschaft nahm er in sein Rudel auf, das er so wieder stärkte, und von nun an reiste der Trupp unter dem Deckmantel, das Gefolge eines reichen ungarischen Boyaren zu sein, weiter.
    Zu guter Letzt hatte es den Anschein, als sei Radu dem Schwarzen Tod entronnen. Doch seine Kräfte schwanden zusehends, und ihm war klar, dass er sich so schnell wie möglich in einen Bau zurückziehen und Zuflucht im Harz suchen musste, um seinem Egel die Chance zu geben, gegen die Krankheit in seinem Innern anzukämpfen, ohne sich auch noch um die äußeren Körperaktivitäten kümmern zu müssen.
    Seine aus dem Mittelmeerraum zurückkehrenden Welpen versenkten ihre Schiffe im Firth of Moray und stießen am Fuß der Cairngorms zu Radu, wo dieser in der Wildnis der Wälder sein Lager aufgeschlagen hatte, um sich zu erholen. Und das war es: Diese Berge waren der gewaltige Fels seiner Träume, der sich aus dem dunstverhangenen Laubdach des Spey-Tales erhob.
    Radus Leute wurden nun zu »Zigeunern«; die prächtigen Gewänder wurden mit Lumpen vertauscht, und sie legten die goldenen Ringe und Ohrringe ab. Im Frühjahr, Sommer und Herbst 1348 und das ganze Jahr 1349 über bewachten sie die Ausläufer des Gebirges und fanden Pfade, die hoch hinaufführten, hinein in das ausgedehnte Höhlenlabyrinth, das sie dort entdeckten.
    Im Auftrag des Hunde-Lords unternahmen sie beträchtliche Anstrengungen. Doch das Gebiet ringsum wimmelte nur so von Wild, in der Nähe hausten einheimische Clans, und hin und wieder kamen auch Einsiedler oder Flüchtlinge, die die Städte hinter sich gelassen hatten, hierher, sodass es nie an Vorräten mangelte. Im Herbst 1349 wurde Radus Bau fertiggestellt. Oh, es war bloß eine notdürftige Stätte, zugegeben, dafür jedoch hoch und abgelegen, und stets würden seine Mondkinder – und auch wiederum deren Kinder – zur Stelle sein, um während seines langen Schlafes für ihn zu sorgen.
    Sein Schlaf währte in der Tat lang, aye. Länger als sechs Jahrhunderte.
    Schließlich kam der Sommer des Jahres 1350. Der Schwarze Tod schritt immer weiter voran, und als er selbst die nur dünn besiedelten Highlands fest im Griff hatte, musste der Hunde-Lord sich eingestehen, dass sein Parasit dabei war, im Kampf um sein Überleben den Kürzeren zu ziehen. Also legte er sich ins Harz ...
    Doch all dies war lange her, heute war alles ganz anders. In dem Maß, in dem die wirkliche Welt in Radus Bewusstsein drang, verblassten seine Träume von vergangenen Zeiten allmählich. Er regte sich. Im Grunde war es nur sein Geist, der mit einem Mal schneller arbeitete; doch wusste er wieder, worin er gefangen war, spürte geradezu, wie das dichte, klebrige, sich immer weiter verdickende Harz auf ihm lastete.
    Poch ...!
    Was war das? Wenigstens klang das Geräusch nicht bedrohlich. Hörte er sein eigenes Herz schlagen? Oder ein fremdes? Um Bonnie Jean konnte es sich nicht handeln, denn es war nicht ihre Zeit. Er hatte sie nicht gerufen. Also um wen ... oder was?
    Eine Zeit lang ließ er sich treiben, und langsam klärten sich seine Gedanken.
    Poch ...!
    Radu war nun »wach«, so wach

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