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Vampirzorn

Vampirzorn

Titel: Vampirzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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sich in seinen Händen anfühlten wie fleischige Zitzen.
    Vielleicht lag es an dem Albtraum, dass er Bonnie Jean nicht so sehr vermisste: Nie wieder wollte er dergleichen träumen, nicht von Bonnie Jean. Dabei war ihm klar, dass häufig auftretende Albträume nun untrennbar zu ihm gehörten. Er wollte den Traum loswerden, das war alles. Und womöglich war es ihm sogar gelungen, denn der Traum war nicht wiedergekehrt. Jedenfalls nicht während der letzten beiden Wochen. Nicht, solange er allein schlief.
    In dieser Zeit hatte sie ihn nur dreimal angerufen und dabei jedes Mal nervös und unsicher geklungen, so als sei sie bemüht, nicht zu viel zu sagen. Harry hatte sie ebenfalls dreimal angerufen und gefragt, wann sie sich wieder sehen könnten, und dabei – wegen des Albtraums – gehofft, dass sie nicht sagen würde »heute Abend«.
    Der Traum war weggeblieben, und ebenso B. J. Zwei Wochen sind eine lange Zeit, und manches, was sie ihm während ihres letzten Telefongesprächs gesagt hatte, ging ihm nicht aus dem Kopf:
    »Harry, es könnte sein, dass wir, die Mädchen und ich, bald von hier wegziehen müssen. Mein Lokal wird beobachtet. Nicht bloß von diesem Spitzel, dem kleinen Mann, den du damals gesehen hast, sondern von anderen ... Leuten. Und ein paar davon sind wahrscheinlich gar keine ... Es sind Asiaten, meine ich, aber sie haben nicht mehr diese verräterischen roten Gewänder an. Sie fallen nicht auf, und man bemerkt sie erst, wenn sie direkt vor einem stehen! Und dann sind da noch ein paar zweifelhafte Gestalten, die auch Polizisten sein könnten, aber das glaube ich nicht. Ich hatte zwar mit der Polizei zu tun, aber das war, bevor ich letztes Mal bei dir war; seitdem habe ich nichts mehr von ihnen gehört. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich nicht unter ... na ja, irgendeinem Verdacht stehe! Diese Fremden könnten Knechte der Ferenczys sein oder vielleicht auch einfach nur Männer, die von ihnen bezahlt werden. Vielleicht bilde ich mir das alles ja auch nur ein. Aber wenn ich vor die Tür gehe, werde ich verfolgt – die Mädchen auch –, und wir können uns nicht ewig einschließen. Wir kommen uns vor wie eingesperrt, und es wird immer schlimmer. Vielleicht verstehst du jetzt ja, weshalb ich nicht so oft zu dir komme, wie ich gerne würde – ich möchte dich nicht in Gefahr bringen.«
    Zu diesem Zeitpunkt hatte Harry unter Hypnose gestanden, allerdings durchaus fähig, ein »ganz normales« Gespräch zu führen. Als B. J.’s »Geliebter« hatte er genau gewusst, wovon sie sprach, besser wahrscheinlich, als Bonnie Jean annahm. Er hatte ihre Angst gespürt, auch um ihn – im Grunde fürchtete sie fast nur für ihn – und das rückte einiges wieder zurecht. Daraufhin hatte er ihr so vieles erzählen wollen ... war jedoch nicht in der Lage dazu gewesen, denn es war ihm verboten.
    Aber von wem? Oder was? Etwas in seinem Innern verhinderte es, so viel war Harry klar. Irgendetwas schränkte seine Fähigkeiten ein, sodass sie so gut wie nutzlos für ihn waren. Weder konnte er darüber sprechen noch wagte er es, sie vor Zeugen anzuwenden. Und er hatte auch immer weniger Lust, sie einzusetzen, noch nicht einmal zu seinem eigenen Schutz.
    Und was, wenn es um B. J. ging?
    »Warum lässt du nicht mich auf sie los?«, hatte er sie beinahe gebeten.
    »Was?« Auf diesen Gedanken hätte sie auch selbst kommen können. Aber sie liebte ihn, und man hetzt nicht einfach jemanden, den man liebt, auf irgendwelche Ungeheuer, die ihm mit Freuden das Herz herausreißen würden, um es roh und noch dampfend zu verschlingen! Außerdem brauchte sie ihn bei Radus Auferstehung. Zum einen um Radu aus dem Harz zu holen, und zum andern um ihn später aus dem Weg zu räumen! So viel war B. J. mittlerweile klar geworden: Irgendwie musste sie mithilfe des Hunde-Lords ihre Feinde vernichten – ehe sie dann Radu selbst beseitigte. Dies war ihre einzige Chance, mit dem Leben davonzukommen und in Zukunft mit Harry zusammenzubleiben.
    »Ich weiß über sie Bescheid«, erklärte er ihr. »Du hast mir doch alles über sie erzählt – dass der Tag kommen könnte, an dem wir uns gegen sie zur Wehr setzen müssen. Damit muss ich mich abfinden, und ich bin bereit. Also versuche bloß nicht, allein mit ihnen fertig zu werden, B. J. Außerdem, was nutzt es denn, vor ihnen wegzulaufen, wenn du doch ohnehin weißt, dass sie dich einholen werden? Und du weißt sogar, wo das sein wird – nämlich in der Stätte des Hunde-Lords! Also weshalb bis

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