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Vampirzorn

Vampirzorn

Titel: Vampirzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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nach Hause gegangen; was ganz gelegen kam, denn die Sache, die nun anstand, ging nur den engsten Kreis etwas an.
    »In die Einsatzzentrale«, sagte Darcy und ging voran. Auf der Fahrt vom Bahnhof hierher hatte er nur wenig gesprochen, und wenn, dann nur, um Harry zu fragen, wie es um seine Suche stünde. Harrys Antwort hatte lediglich aus einem Kopfschütteln bestanden. Die ganze Zeit über hatte Darcy eine Frage auf der Zunge gebrannt: »Weshalb mit dem Zug?« Doch er hatte sie sich verkniffen. Dies würden sie nun herausfinden. Dies ... und hoffentlich noch ein, zwei andere Dinge. Oder vielleicht lieber nicht.
    Die Einsatzzentrale war ein leerer, steril wirkender Saal, der im Halbdunkel lag. Darcy schaltete das Licht ein, rückte drei Metallstühle an einen Tisch, warf seinen Mantel über einen weiteren Stuhl und setzte sich. Harry und Ben Trask taten es ihm gleich.
    »Also, was soll das Ganze?«, begann Harry, als sie um den Tisch saßen. Er blickte vom einen zum andern und erfasste die kleinen Veränderungen an ihnen, die jedoch Bände sprachen. Nicht dass Darcy Clarke sich jemals großartig verändert hätte, jedenfalls nicht so, dass es einem auffiel. Er war immer noch der wohl unscheinbarste Mensch der Welt, in jeder Hinsicht vollkommen durchschnittlich, wäre da nicht sein merkwürdiges Talent, sein »Schutzengel«, der ihn vor Schwierigkeiten bewahrte und ihn zum idealen Mann für diese Aufgabe machte. Und was Trask betraf: Wenn überhaupt, dann wirkte er jünger! Er war ein menschlicher Lügendetektor, und die letzten drei, vier Jahre hatten ihre Spuren hinterlassen. Er hatte etwas an Gewicht verloren, und sein erschöpfter, kummervoller Gesichtsausdruck war einer gewissen Härte gewichen. Vielleicht lag es auch an seinem Job ... oder an dem, was sie nun vor sich hatten, worum auch immer es sich handeln mochte.
    »Soll das heißen, du kannst es uns nicht sagen?« Darcy beugte sich vor und sah ihm direkt in die Augen. »Du musst wissen, wir haben keine Ahnung, was los ist. Wir hofften, du wüsstest Bescheid und würdest uns darüber aufklären.«
    Ben legte Darcy die Hand auf den Arm. »Du wolltest es ihm doch ohne Umschweife sagen!«
    »Du willst also meine Reaktion testen«, meinte Harry, »eh, Ben? Was wird hier eigentlich gespielt – guter Cop, böser Cop? Oder Inquisition und Richter? Er stellt die Fragen, und du sagst ihm, ob ich lüge oder nicht?«
    Sie erwiderten nichts darauf, und Harry machte Anstalten, sich zu erheben. Doch Darcy bat ihn: »Bitte nicht, Harry! Geh nicht! Wenn du jetzt gehst, ist die Sache nicht mehr in meiner Hand ...« Die Art, in der er dies sagte – eiskalt und zugleich doch gebrochen, so als müsse er sich zu diesen Worten zwingen – brachte Harry dazu, dass er sich wieder setzte.
    »Und in wessen Händen wird sie dann liegen?«
    Ben ergriff die Gelegenheit beim Schopf. »Harry, wir decken dich«, warf er ein. »Du bist schon seit Langem nicht mehr aufrichtig zu uns.« Doch auch seine Stimme zitterte, weil er wusste, dass sie ihm gegenüber ebenfalls schon lange nicht mehr ganz ehrlich waren, und das ging ihm gegen den Strich. Es verhielt sich nämlich nicht einfach so, dass man Trask nicht belügen konnte, sondern er hasste es auch zu lügen. Selbst Notlügen und Halbwahrheiten waren ihm ein Gräuel. Und etwas nicht zu sagen – etwas zu verschweigen, noch dazu vor einem Freund –, war für ihn gleichbedeutend mit einer Lüge.
    »Ihr deckt mich?«, fragte Harry unsicher. Abermals schaute er vom einen zum andern. Dann schüttelte er den Kopf. »Nun, tut mir leid, aber ich habe keine Ahnung, was ihr von mir wollt!« Und erbost fügte er hinzu: »Ich meine, was zum Teufel wirft man mir denn vor?«
    Ben Trask starrte ihn unentwegt an. Schließlich blinzelte er und wandte sich an Darcy: »Ich kann nicht das Geringste an ihm feststellen. An Harry ist nicht die Spur einer Lüge, jedenfalls nicht, was uns betrifft. Jede Menge Unsicherheit, und er prüft sein Gewissen, aber keine absichtliche Unwahrheit.« Zu Harry meinte er: »Es ist durchaus möglich, dass du uns damals, vor vier Jahren, nicht alles gesagt hast, aber jetzt hältst du mit Sicherheit mit nichts hinter dem Berg.« Er legte die Stirn in Falten. »Jedenfalls nicht bewusst ...« Und wieder an Darcy gewandt: »Also mach’ es so, wie du gesagt hast, und sage es ihm geradeheraus!«
    »Na gut«, seufzte Darcy (erleichtert, dachte Harry). »Harry«, begann er, »hier ereignet sich alles Mögliche, und im Grunde haben wir

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