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Vampirzorn

Vampirzorn

Titel: Vampirzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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Beamten auf weiter zurückliegende Fälle an: »Vor ungefähr dreißig Jahren! Damals war ich erst seit Kurzem bei der Polizei, und ich glaube, ich entsinne mich an einen derartigen Fall irgendwo oben im Norden, in einem Naturschutzgebiet, der einiges Aufsehen erregte. In der Folge quittierte ein Dorfpolizist den Dienst, nachdem sein Bericht als Unsinn abgetan und er selbst der Lächerlichkeit preisgegeben worden war. Könnten Sie das vielleicht für mich heraussuchen?«
    Der Beamte, genauso groß und schlaksig wie Ianson, kniff die Augen zusammen. »Vor dreißig Jahren? Sie haben aber ein verdammt gutes Gedächtnis, Inspektor! Ich fürchte, so alte Akten haben wir nicht auf Microfiche. Das könnte eine Weile dauern! Aber wenn Sie es wünschen, kann ich natürlich nachsehen.«
    »Ja, bitte«, nickte Ianson. »Wenn Sie die Akte finden, können Sie mich gern daheim anrufen.«
    Er nahm den Stapel Papiere mit nach Hause in seine geräumige Mansardenwohnung in Dalkeith, bereitete sich ein leichtes Mittagessen und trug es mitsamt den Akten in sein Arbeitszimmer, wo er sich unter dem riesigen schrägen Dachfenster an den Schreibtisch setzte. Ianson arbeitete am liebsten bei natürlichem Licht, auch wenn es sich nur um das düstere, graue Licht eines Wintertages handelte. Sein Schachbrett stand auf einem kleinen Tischchen an der Wand, die Figuren noch in derselben Stellung, in der er und der alte Angus sie einige Abende zuvor zurückgelassen hatten. Irgendwann würden sie das Spiel wohl zu Ende bringen; doch im Augenblick waren sie auf etwas anderes aus.
    Auf seinen Hühnchensalat-Sandwiches herumkauend, überflog der Inspektor die Seiten, die sie ihm auf der Direktion aus den Microfiche-Akten ausgedruckt hatten. Doch schon nach ein, zwei Minuten wurde ihm klar, dass es geraume Zeit dauern würde, das, was ihn interessierte, auszusortieren, und da er für heute Abend ohnehin vorhatte, in die Stadt zu gehen und B. J.’s Weinlokal aufzusuchen, legte er eine Pause ein, um erst einmal zu telefonieren und einen Termin mit dem Chef des Lokals auszumachen.
    Die Nummer hatte er von Margaret Macdowell bekommen. Kaum hatte er gewählt, erklang am anderen Ende der Leitung eine Frauenstimme, die das R, wie in Schottland üblich, leicht rollte. Auf seine Frage nach dem Inhaber erhielt er zur Antwort:
    »Am Apparat – Bonnie Jean Mirlu!«
    »Miss Mirlu – oder sollte ich sagen: Mrs? – ich weiß nicht, aber vielleicht ist Ihnen bereits bekannt, dass in der vergangenen Nacht eins Ihrer Mädchen überfallen wurde?« Und für den Fall, dass sie noch nichts davon gehört hatte, fügte er rasch hinzu: »Ich spreche von Margaret Macdowell – aber keine Sorge, ihr ist nichts geschehen. Ich bin der Inspektor, der den Fall bearbeitet.«
    »Miss genügt«, sagte die Stimme. »Aber nennen Sie mich einfach B. J.! Und, ja, ich habe es schon gehört – Margaret rief an und erzählte es mir. Gibt es irgendetwas, was ich für Sie tun kann, Inspektor, äh ...?«
    »Ianson. George Ianson. Ich hätte da ein, zwei Fragen, bei denen Sie mir vielleicht weiterhelfen können, reine Routine. Wie wär’s mit heute Abend während Ihrer Öffnungszeit? Ich werde es so kurz wie möglich machen und versuchen, Sie nicht von Ihrem Geschäft abzuhalten.«
    »Aber was könnte ich denn schon wissen? Es ist mehrere Kilometer von hier entfernt passiert, und er war auch kein regelmäßiger Gast. Er ist den Mädchen bloß auf den Wecker gegangen, das ist alles.«
    »Sie kannten ihn also? Dann muss ich Sie wirklich aufsuchen, B. J.!«
    »Nun«, erwiderte sie seufzend, »wenn Sie das müssen. Aber ich kann mir nicht vorstellen, was Sie sich davon versprechen.«
    »Zu wievielt sind Sie ... im Lokal, meine ich?«
    »Die vier Mädchen und ich. Aber Sie wollen uns doch nicht etwa alle befragen, oder?«
    »Wie es aussieht, doch! Aber jede nur ein paar Minuten, versprochen!«
    »Na gut«, stimmte sie widerstrebend zu. »Sagen wir, so gegen acht?«
    »Das passt mir gut«, erwiderte er. »Dann bis heute Abend!«
    Nachdem der Inspektor den Hörer aufgelegt hatte, saß er stirnrunzelnd da, ehe er sich wieder seinen Papieren zuwandte. Irgendetwas stimmte nicht mit ihrem Dialekt. Oh, sie imitierte ihn verdammt gut, aber er war nicht echt. Oder vielleicht zu echt?
    Er dachte eine Zeit lang darüber nach, dann schnippte er mit den Fingern. Das war es! B. J. Mirlus Akzent war weder falsch noch aufgesetzt, er klang einfach altmodisch. Heutzutage hörte man in der Stadt niemanden mehr, der

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