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Vampirzorn

Vampirzorn

Titel: Vampirzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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Spey! Große, graue Wölfe, bei Gott! Gleich ein halbes Dutzend Fälle, bei Weitem zu viele!
    Also wusste der alte McGowan womöglich doch etwas. Doch weshalb sagte er dann nichts? Oder konnte es sein (der Inspektor schüttelte besorgt den Kopf), dass er, George Ianson, sich hier einen Bären aufbinden ließ? Und, zum Teufel, in diesen abgelegenen Kaffs gab es jede Menge Gruselgeschichten. Lauerte hier nicht in jedem See irgendein Ungeheuer? Nun ja, und solange dies die Touristen anzog, würde es auch so bleiben, darauf konnte man Gift nehmen!
    In Newtonmore hatte in einer nebligen Nacht jemand einen riesigen grauen Hund mit glühenden Augen die Straße entlangtrotten sehen ... ein Wolf? Keineswegs, lediglich ein großer Hund! Und die beiden, die im Pass von Killiecrankie gesichtet worden waren? Betrachtete man es vernünftig, handelte es sich wahrscheinlich bloß um einen Mann, der mit seinen Schäferhunden spazieren gegangen und mal eben kurz im Gebüsch verschwunden war: Die Hunde bleiben stehen, warten auf ihn, richten sich vielleicht auf die Hinterbeine auf, als ein Auto vorüberfährt, und ziehen sich auf den Randstreifen zurück. Der Autofahrer – der bereits den einen oder anderen Schluck intus hat – sieht im Scheinwerferlicht ihre Augen auflodern. Auf den gewundenen, baumgesäumten Straßen und felsigen Hängen im Tal des Spey konnte man in einer nebelverhangenen Vollmondnacht alles Mögliche sehen und schwören, dass es da war. Verdammt, vor einem Jahr hatten sie dort fliegende Untertassen gesichtet! Und unten in Sussex ebenfalls, und in Devon und Dorset Kreise in Getreidefeldern!
    Was also bereitete ihm Sorge?, fragte Ianson sich. Und schon im nächsten Moment hatte er die Antwort. Auf der Polizeidirektion war er nicht gleich darauf gekommen, doch nun fiel es ihm wieder ein. Diese dämlichen Berichte halfen seinem Gedächtnis auf die Sprünge: die Sache mit dem Dorfpolizisten, der vor über dreißig Jahren wegen eben einer solchen Sichtung seinen Dienst quittiert hatte! Aber da war noch mehr gewesen. Nicht bloß eine Sichtung ... es hatte auch ein Opfer gegeben! Keinen Menschen, sondern ein Tier! Und auch nicht irgendein Tier, sondern ein Wisent! Einer Kreatur dieser Größe hatte etwas die Eingeweide herausgerissen!
    Und der Ort ...
    ... Das Ganze war in den Highlands passiert, in einem Wildreservat unweit von Kincraig. Damals war der Park noch recht winzig gewesen, kein Vergleich zu dem, was er heute war; eigentlich war er erst sechzehn Jahre später offiziell eröffnet worden. Dennoch war er mit einer netten Auswahl an »Highland«-Tieren bestückt gewesen, von denen es viele bereits seit Jahrhunderten nicht mehr in Schottland gab: Braunbären, Biber, Rentiere und so weiter. Und natürlich auch Wisente.
    Kincraig. Am Fluss Spey. Diese Tibetaner hatten ebenfalls dort ihr Leben gelassen. Dazu die Sichtungen oben bei Carrbridge und Nethybridge! Aber Wölfe – noch dazu gottverdammte Werwölfe, Herr im Himmel! Um ein Haar hätte Ianson sich selber ausgelacht. Doch das tat er nicht und würde es auch nicht tun, nicht ehe er in dem Tierpark nachgefragt hatte, ob sie auch Wölfe hielten!
    Hatte der alte Angus dies etwa andeuten wollen und sich dabei ins Fäustchen gelacht, als er Ianson erzählte, es gäbe Pläne, oben im Norden in einem Naturschutzgebiet wieder Wölfe anzusiedeln? Hatte man vielleicht bereits welche ausgesetzt und Angus wusste davon? In diesem Fall würde er schummeln! Was, der alte Angus? Ha! Mit seinem »Wie soll ich mitspielen, wenn Sie mich im Dunkeln tappen lassen?« Und: »Ich muss schon wissen, welche Züge Sie machen.« Dieser gerissene, alte Fuchs!
    Es dürfte nicht schwerfallen, das zu überprüfen. Ein Anruf im Park, und die Sache wäre erledigt. Doch noch etwas anderes beunruhigte den Inspektor, so viel war ihm klar, etwas, was er aus Mythen und Legenden kannte. Er schnippte mit den Fingern, als es ihm wie Schuppen von den Augen fiel: Silber! Versilberte Armbrustbolzen! Um einen Werwolf zu töten, brauchte man eine silberne Waffe, oder etwa nicht?
    Was für eine Art Hilfe hatte die Londoner Polizei damals hinzugezogen, um mit ihrem Lykanthropen – oder vielmehr: ihrem Irren – fertig zu werden? Und wer auch immer der Jäger war, weshalb hatte er einen silberüberzogenen Armbrustbolzen benutzt? Doch gewiss nicht aus dem »naheliegenden« Grund? Oder war er womöglich ebenfalls durchgeknallt ...?
    Eine ganze Weile saß der Inspektor nur da und dachte nach ... beziehungsweise,

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