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Vampirzorn

Vampirzorn

Titel: Vampirzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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einziges Wort blieb haften: Feinde.
    Hatte R. L. ihn nicht gewarnt, dass er Feinde habe? Aber weshalb, und wer waren sie? Was hatte er je getan (nein, was hatte er in jüngster Zeit, seit er aus dem E-Dezernat ausgeschieden war, getan), um derart üble Gegner zu haben?
    Du machst wohl Witze, meinte er zu sich selbst. Was du getan hast? Was ist mit der Manse Madonie? Was mit den ganzen Millionen, die du den Drogenbaronen, Gangsterbossen und Waffenschiebern auf der ganzen Welt abgenommen hast?
    Er ging in die Küche und kochte Kaffee, brachte es aber nicht über sich, ihn ins Arbeitszimmer mitzunehmen, weil er tief im Innern wusste, dass etwas Schreckliches geschehen war, als er das letzte Mal dort Kaffee getrunken hatte. Also trank er ihn in der Küche, saß da und kurierte seine Kopfschmerzen.
    Die Manse Madonie in Sizilien. Sein Einbruch in die Schatzkammer. Das war schon eine ganze Weile her. Was wusste er sonst noch über diesen Ort; weshalb kam es ihm so vor, als habe er den Namen erst kürzlich wieder gehört? Was war hier wirklich, was irreal? Erinnerte er sich tatsächlich an ein Gespräch mit B. J., in dem sie die Manse Madonie erwähnt hatte?
    Ja, und zwar als sie mit dem Alten John telefoniert hatte! Als sie ihm sagte, er solle aus seinem Häuschen in Inverdruie verschwinden und sich irgendwo einen sicheren Unterschlupf suchen. Ebenso wie sie Harry gesagt hatte, er solle sein Haus verlassen. Mist, und jetzt war er wieder hier!
    Aber ihm war klar, dass er etwas Abstand von ihr brauchte, und sei es auch nur für eine Weile, bis er alles für sich geklärt hatte. Und was er auch tat, er durfte seine Gedanken nicht zu sehr abschweifen lassen, denn er war auf etwas gestoßen und wollte den Faden nicht verlieren.
    Was wenn ... was wenn ... was wenn ...
    Was, wenn B. J. hier gar nicht die zentrale Gestalt war, sondern er selbst? Was, wenn der Schlüssel bei ihm lag und alles andere damit zusammenhing? Was, wenn er versucht hatte – beziehungsweise immer noch versuchte –, seine Schuld auf sie abzuwälzen?
    Er schnaubte. Jetzt spiele ich schon den Laien-Psychiater!, dachte er. In seinem Zustand? Lächerlich! Aber was, wenn ...
    Was, wenn es diesen Leuten in der Manse Madonie (den Francezcis? Das klang nicht ganz richtig. Ein anderer Name lag ihm auf der Zunge, aber er wollte nicht, wagte es nicht, ihn auszusprechen) – was, wenn es ihnen irgendwie gelungen war, seine Spur bis hierher zu verfolgen? Darcy Clarke hatte ihn davor gewarnt, wie gefährlich sie waren. Und die arme Bonnie Jean war in die Sache hineingezogen worden, weil sie sich mit ihm eingelassen hatte. Ja, das ergab einen Sinn!
    Oh, ja ... und was für einen. Es war eine ziemlich fadenscheinige Erklärung mit großen Löchern darin. So wie in seinem Kopf, seinem Gedächtnis, seinem ganzen verdammten Leben, seit er aus dem E-Dezernat ausgeschieden war ...
    ... Sir Keenan hatte ihm versprochen, die bestmögliche Hilfe für ihn aufzutreiben, doch Harry glaubte, es gäbe eine metaphysische Lösung, die ihm jederzeit zur Verfügung stünde. Er erkannte, dass ihm dieser Gedanke um ein Haar entglitten und mit dem Rest seines Traumes im Nirwana gelandet wäre, und klammerte sich nun erneut daran.
    Als er vor ein paar Tagen bei Darcy und Ben im E-Dezernat gewesen war – das war jetzt eine, nein, zwei Wochen her. Was, schon zwei Wochen? Tatsächlich? Sein Zeitgefühl war völlig durcheinander. Als er bei ihnen gewesen war, hatte er diese merkwürdigen Visionen gehabt. Er nahm an, es handelte sich um ein letztes Aufblitzen von Alec Kyles hellseherischem Talent, ehe es irgendwann ganz erstarb.
    »Hellseher« – das war das Schlüsselwort. Alec war ein Hellseher gewesen, und bisher hatte sich noch jedes Mal herausgestellt, dass Harry bei seinen derartigen »Visionen« einen flüchtigen Blick in die Zukunft erhascht hatte. Das könnte bedeuten, dass er dem bärtigen Mystiker aus seiner ersten Vision noch begegnen und auch den Friedhof in der Nähe von Meersburg noch in der Tat aufsuchen sollte. Ha! Bislang hatte er ja noch nicht einmal eine Ahnung, wo Meersburg überhaupt lag – aber es könnte sich als interessant erweisen, dies herauszufinden. Immerhin handelte es sich um einen Friedhof, und was konnte der Necroscope Harry Keogh auf einem Friedhof schon anderes tun, als mit den Toten reden?
    Er ging ins Arbeitszimmer und holte seinen Weltatlas. Dabei vermied er es, den Blick auf den Boden zu richten, und kehrte in die Küche zurück. Kurz darauf ließ er zum

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