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Vampirzorn

Vampirzorn

Titel: Vampirzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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fragen, wie du das gemacht hast, aber du hast den Nagel auf den Kopf getroffen. Meersburg am Bodensee an der deutsch-schweizerischen Grenze. Hast du eine Ahnung, wer dort begraben liegt?
    Harry schüttelte den Kopf, was einer Antwort gleichkam.
    Dann schlage ich vor, du fährst hin und findest es heraus, sagte Sir Keenan. Und zwar gleich heute. Schiebe es nicht auf die lange Bank. Je früher, desto besser.
    Der Necroscope blickte aus seinem Küchenfenster auf eine graue, düstere Dämmerung hinaus. »Nun ja, nicht gleich im Augenblick«, meinte er nervös. »Ich habe Hunger und muss frühstücken und erst noch ein, zwei Dinge erledigen. Aber vielleicht in einer Stunde oder so, wenn alle Welt richtig wach ist ...«
    Sir Keenan spürte seine Zurückhaltung. Oh? Kann es sein, dass du Angst hast, Junge? Vor dem, was du herausfinden könntest?
    Harry schüttelte den Kopf. »Nein ... Ja ... Vielleicht. Ich weiß es nicht.«
    Aber du wirst es trotzdem tun?
    Harry seufzte. »Es wäre hilfreich, wenn ich wüsste, wen ich dort treffe! Nach wem soll ich fragen, wenn ich dort bin? Etwa nach ›Hey, Sie‹? Was ist das für ein Riesen-Geheimnis, Keenan? Hören Sie, Sie sagen mir, über wen wir hier reden, und ich sage Ihnen, ob ich hingehen und ihn aufsuchen werde.« (Er verschwieg die Tatsache, dass es bereits eine ausgemachte Sache war – er würde auf jeden Fall hingehen.)
    Du musst allerdings verstehen, versuchte Sir Keenan zu erklären, womit dieser Mann sich einen Namen gemacht hat ... er war nicht als Psychiater bekannt. Zu seiner Zeit steckte die Psychiatrie noch in den Kinderschuhen. Womit er sich beschäftigte ... nun ja, er war einer der Besten, so gut, dass man seinen ganzen »Wissenschaftszweig« nach ihm benannte. Und nach all der Zeit dürfte er, äh, sogar besser geworden sein. Damit spielte Sir Keenan natürlich auf die Tatsache an, dass die Menschen nach dem Tod in der Regel das weiterführen, womit sie sich im Leben beschäftigt haben.
    »Aber was hat er denn getan?«, wollte Harry wissen. So langsam wurde er ungeduldig.
    Er war einer von den ganz Großen. Offensichtlich fühlte Sir Keenan sich nicht ganz wohl in seiner Haut. Wirklich. Aber er wurde in der Öffentlichkeit fertiggemacht – damals gab es eben eine Menge Unwissenheit – und das nahm ihm den Glauben an sich selbst. Kann sein, dass du sein Selbstvertrauen wieder aufbauen musst, Harry. Du musst verstehen, es geht nicht darum, dass du ihm hilfst, sondern, dass du ihn dazu bringst, dir zu helfen!
    »Was?«
    Das hast du doch schon einmal getan! , rief Sir Keenan ihm ins Gedächtnis. Selbst Möbius musste erst überzeugt werden, ehe er in der Lage war, dir zu helfen.
    »Möbius war einzigartig«, entgegnete der Necroscope.
    Das ist Franz Anton auch.
    »Franz Anton?«
    Franz Anton Mesmer, seufzte Sir Keenan. Über ihn reden wir hier, mein Junge. Er befindet sich auf einem Friedhof in Meersburg am Ufer des Bodensees ...

ZWEITES KAPITEL
    MESMERISMUS
    Der Necroscope hatte, wie er es Sir Keenan gesagt hatte, noch einiges zu tun. Vor allem aber wollte er nachdenken. Während er sich durch eine Schüssel uralter Cornflakes mampfte, die er in bereits zweifelhafter Milch angerührt hatte, und einen zweiten Becher Kaffee trank, versuchte er seine Gedanken zu ordnen. Nun, da sein psychischer Katzenjammer sich allmählich auflöste, waren sie so klar wie schon seit Langem nicht mehr.
    Natürlich war sein Gedächtnis löchrig wie ein Sieb, denn zusätzlich zu dem, woran er sich nicht erinnern durfte, gab es noch einiges, an das er sich gar nicht erinnern wollte. Und dann gab es da noch die Erinnerungen, die ohnehin nicht seine eigenen waren. In dem gigantischen Puzzlespiel, zu dem sein Leben geworden war, schienen immer noch mindestens siebzig Prozent der Teile zu fehlen, sodass er tatsächlich wie bei einem Puzzle erst eine Ecke brauchte, an der er anfangen konnte.
    Merkwürdigerweise wurde er den Gedanken nicht los, dass B. J. Mirlu die Schachtel verwahrte, in die das Puzzle gekommen war ... aber ihm war klar, dass sie sie ihm nicht zeigen würde. Sie wollte nicht, dass er das ganze Bild sah. Zu seinem eigenen Besten? Vielleicht, vielleicht auch nicht. Doch jedes Mal, wenn seine Gedanken eine derartige Richtung einschlugen, fiel ihm sofort wieder die unbestreitbare Tatsache ein, dass sie ja unschuldig war. Und er hegte den leisen Verdacht, dass er, sollte er sich diesbezüglich je das Gegenteil beweisen, in ernsthafte (beziehungsweise noch ernsthaftere)

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