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Vampirzorn

Vampirzorn

Titel: Vampirzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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Schwierigkeiten geraten würde.
    Ein weites Paradox: Er wusste, dass sie alles zurechtrücken und wieder in Ordnung bringen konnte, allerdings nur vorübergehend. Denn wann immer sie bisher etwas »in Ordnung gebracht« hatte, hatte dies stets nur zu Perioden noch größerer Verwirrung geführt.
    Darum begnügte sich der Necroscope vorerst damit, sich von ihr fernzuhalten, zumindest so lange, bis er die Ecke seines Puzzles gefunden hatte. Aber ihr fernzubleiben, war ... wiederum ein ganz eigenes Problem. Es hatte irgendetwas mit dem Mond zu tun. Im Augenblick war es nicht weiter schwierig, aber in einer Woche oder zehn Tagen ...
    ... würde wieder Vollmond sein ...
    Und dann musste er sich mit ihr in Verbindung setzen ...
    Nein, er wollte es, sogar jetzt, widersprach ihm eine innere Stimme in den tiefsten Abgründen seines Geistes, und sei es auch nur, um ihre Stimme zu hören – sie übte nämlich gleich eine doppelte Anziehungskraft auf ihn aus – zum einen mit dem Bann, mit dem sie ihn belegt hatte, zum anderen mit ihren weiblichen Reizen. Von Ersterem wusste Harry nichts, aber von Letzterem ... Das Gefühl, das mit der Zeit in ihm gewachsen war, war aller Wahrscheinlichkeit nach Liebe. Und er ahnte, hoffte, dass sie ebenso empfand. Dies war ein weiterer Grund, weshalb er wünschte, dass er sich nicht in ihr irrte.
    Harry schloss die Augen, und der Rahmen des Küchenfensters gefror auf seiner Netzhaut zu einem Standbild – ein verschwommener Lichtfleck, der sich an den Ecken langsam auflöste und immer runder wurde ... Wie das volle Rund des Mondes, bleich und konturlos an einem wolkenhageren Himmel, und darin der Umriss eines zu einem auf- und abschwellenden Geheul in den Nacken gelegten Wolfsschädels.
    Er schüttelte den Kopf und das Bild schwand, doch B. J. war immer noch da, wie ein Magnet in seinem Geist. Er war verwirrt, völlig verblüfft und fühlte sich zu ihr hingezogen, regelrecht betört ... hypnotisiert von ihr?
    Hypnose! Irgendetwas mit einem Friedhof in Meersburg? Da war sie, die Verbindung, und Harry kehrte wieder auf den Boden der Tatsachen, in die Gegenwart zurück. Erneut schüttelte er den Kopf, blinzelte und entschloss sich, Franz Anton Mesmer aufzusuchen, um mit ihm zu reden.
    Aber vorher hatte er noch etwas zu erledigen. B. J. machte sich wahrscheinlich Sorgen um ihn; zumindest konnte er ihre Befürchtungen beschwichtigen.
    Allerdings war ihm klar, dass er nicht mit ihr reden durfte. Denn dann würde sie wieder alles in Ordnung bringen wollen. Bloß ein paar beruhigende Worte, und er könnte wieder von vorn anfangen. Weshalb ... also nicht jemanden beauftragen, ihr etwas auszurichten?
    Er kehrte zurück in sein Arbeitszimmer, ans Telefon. Das Lämpchen an seinem Anrufbeantworter blinkte. Automatisch spulte er das Band zurück und machte Anstalten, den Knopf zum Abspielen zu drücken ... Doch dann hielt er inne. Nein, diesmal nicht, sagte er sich kopfschüttelnd. Es konnte nur eine einzige Person sein, und das Ergebnis wäre letztlich das gleiche. Er holte das Telefonbuch, schlug die Nummer des Gasthofes nach, in dem er mit B. J. und den Mädchen abgestiegen war, und wählte.
    Die Empfangsdame an der Rezeption nahm ab. »Miss, mein Name ist Harry Keogh«, sagte er. »Bis gestern Abend habe ich bei Ihnen gewohnt.«
    »Oh?«, bekam er zur Antwort. »Gehören Sie zu Miss Mirlu?«
    »Ja«, sagte Harry. »Ich habe eine Nachricht für sie.«
    »Bleiben Sie dran, ich stelle Sie durch. Sie haben Glück, sie will nachher auschecken.«
    »Nein!«, erwiderte Harry, vielleicht eine Spur zu heftig. »Äh, nein, Sie brauchen mich nicht durchstellen. Es genügt, wenn Sie ihr etwas ausrichten.«
    »Wie Sie wünschen!«, meinte die Frau irritiert.
    »Wir ... hatten einen kleinen Streit«, log Harry. »Deshalb möchte ich nicht mit ihr reden. Aber ...«
    »... Aber eigentlich wollen Sie doch?« Die Empfangsdame gab ein leises, verständnisvolles Lachen von sich. »Ich glaube, ich verstehe. Was soll ich ausrichten?«
    »Richten Sie ihr aus, dass ich okay bin und dass sie sich keine Sorgen machen soll. Und sagen Sie ihr, dass ich sie zu finden weiß, wenn es so weit ist. Aber richten Sie ihr auch eine Warnung aus!«
    »Eine Warnung?« Mit einem Mal klang die Frau beunruhigt. »Bleiben Sie einen Moment dran. Ich werde meinen Gästen keine Drohungen ...«
    »Nein, keine Drohung«, fiel Harry ihr ins Wort. »Hören Sie, es ist wichtig. Sagen Sie ihr einfach, dass sie die Augen offenhalten soll, wenn sie das

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