Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vampirzorn

Vampirzorn

Titel: Vampirzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
Vom Netzwerk:
vielsagend. »Dieses Wort wollte ich hören. Genau nach so einem Ort sucht Francesco.« Damit richtete er den Helikopter geradeaus und neigte ihn in die andere Richtung, um selber hinabzublicken. »Ja, das muss es sein!«, nickte er aufgeregt. »Nahezu unzugänglich, und wer sollte schon hierherkommen? Alles so verdammt hoch und kalt, und sonst gibt es hier nichts. Aber das da unten ist Granit; in nächster Zeit dürfte da nichts einstürzen.« Er markierte etwas auf einer mit Klebestreifen an seinem Kontrollpult befestigten Karte, richtete die Maschine wieder auf und folgte dem Verlauf der Schlucht zurück nach Aviemore.
    »War das alles?« Potenza klang enttäuscht, verdrossen.
    »Fürs Erste, ja«, entgegnete Manoza. »Hab’ Geduld, Frank. Ich habe so ein Gefühl, dass hier ziemlich bald die Hölle los sein wird. Und zwar noch vor Einbruch der Dunkelheit, darauf kannst du Gift nehmen ...«
    Zwei Stunden zuvor:
    Dem Gefühl der Dringlichkeit, der Ahnung, dass etwas Ungeheures, Beängstigendes, Gefährliches unmittelbar bevorstand, zum Trotz hatte der Necroscope Harry Keogh in seinem alten Haus in Bonnyrigg hervorragend geschlafen; weder die angespannte Erwartung, das Gefühl, dass etwas Unheimliches geschehen werde, noch seine unerklärliche Angst vor dem morgigen Tag beeinträchtigten seinen Schlaf.
    Und nun war der morgige Tag angebrochen. Das Tageslicht weckte Harry aus einem traumlosen Zustand, in dem das Einzige, was sein Geist finden wollte, Ruhe war. Doch in den letzten Augenblicken vor dem Erwachen kehrte, wie schon so oft, seine Rastlosigkeit zurück, und aus seinem Unterbewusstsein trieb die Erinnerung an drei von Nostradamus’ Quatrains an die Oberfläche, die wohl von besonderer Bedeutung sein mussten. Klar und deutlich standen sie vor seinem geistigen Auge:
    Sie ist die Zofe, die über ihres Gebieters Zwinger wacht,
    Sein Schloss, eine Höhle, hoch oben in den Bergen.
    Gelb glüht sein Sarg,
    in dem er schläft, anstatt zu sterben.
    Mit Zahlen, Hitze, Grabeskälte,
    brennender Säure, den Freunden ganz tief unten
    und alchimistischem Gewitter mag er – siehe! –
    die Unreinen verwandeln, ihnen Frieden geben!
    Er weiß es – und doch auch wieder nicht!
    Im Bann der Zwingerzofe sieht er, begreift nichts.
    Erst muss die Schöne die Tücke in dem Großen Hund
    erkennen, der nach der Hand des Hüters schnappt ...
    Dem Necroscopen war klar, dass er etwas wusste – und doch auch wieder nicht, es gar nicht wissen durfte. Erst musste eine gewisse Schöne, natürlich Bonnie Jean Mirlu, ihren Bann von ihm nehmen. Ihren Bann? Was sollte das heißen? Zwang sie ihn denn zu irgendetwas? Die Antwort darauf war nicht leicht zu finden. Oh, er hatte seine Zweifel gehabt, gewiss, doch zu welchem Schluss war er letztlich gelangt? Nur zu der Erkenntnis, dass er sie liebte! Ihren Bann von ihm nehmen? Nein, das wollte er nicht. Sollte sie ihn doch in ihren Bann schlagen, so viel sie wollte. Oder ... bezog es sich vielleicht auf seinen Geist? Ging es darum, dass er seine eigenen Entscheidungen treffen sollte? Nun, das stand auf einem anderen Blatt.
    Während er frühstückte, ohne mitzubekommen, was er überhaupt aß, fiel ihm etwas ein. Oder vielmehr, er wusste es einfach, ohne zu wissen, woher: nämlich dass heute der große Tag war. Er spürte es, eben jetzt, in diesem Augenblick, und zwar ... dort drüben! Er blickte auf die kahle Wand. Aber von dort kam es her, was auch immer es sein mochte, was ihn so anzog.
    Das Gefühl – der Drang, um nicht zu sagen: der Zwang – sich auf der Stelle zu B. J. aufzumachen, war so stark, dass er, sobald er sein Frühstück mit einem Becher schwarzen, starken Kaffees hinuntergespült hatte, hinaus in den Garten ging, um nach einem Hinweis Ausschau zu halten.
    Und da war er, tief am Horizont, genau da, wo Harry ihn erwartet hatte: der Vollmond. Bleich und rund stand er am eisigen Winterhimmel. Und, ja, selbstverständlich war heute der Tag. Und heute Nacht war die große Nacht. Die Nacht des vollen Mondes ...
    Harry wusste, wo B. J. und die Mädchen sich aufhielten, und er musste zu ihr. Gott, wie sehr er zu ihr wollte, jetzt sofort, auf der Stelle! Aber erst (er biss die Zähne zusammen und zwang sich dazu, nicht an sie zu denken) musste er noch einige Vorbereitungen treffen.
    Ein paar Zeilen aus Nostradamus’ Quatrains gingen ihm nicht aus dem Kopf:
    Zahlen, Hitze, Grabeskälte, brennende Säure, Freunde ganz tief unten und alchimistisches Gewitter. Setzte er all diese Dinge

Weitere Kostenlose Bücher