Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vampirzorn

Vampirzorn

Titel: Vampirzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
Vom Netzwerk:
geschwungene, von Gesteinsbrocken übersäte Kuppe des Cairngorm, ebenjenes Felsens, der sich wie ein gewaltiger Stein in oder vielmehr aus den Wäldern erhob. Für die Strecke hatten sie nur halb so lange gebraucht wie gewöhnliche Menschen.
    »Noch knapp zehn Kilometer«, sagte John, als er kurz innehielt, um zu verschnaufen und den kleinen Rucksack auf seinem Rücken zurechtzuzurren. »Unebenes Terrain, und es geht die ganze Zeit nur bergauf; aber wir drei dürften es in einer Stunde schaffen. Als ich das letzte Mal hier war, lag alles unter Schnee; alles war weiß, und die Kälte kroch einem bis ins Mark! Der Anstieg war fürchterlich, und der Abstieg noch schlimmer. Ich hatte ... eine Verletzung – einen kleinen Schnitt, ihr versteht schon? – und ein bisschen Blut verloren. Na ja, jetzt geht es viel leichter. Aber tretet bloß nicht in eins der vereisten Löcher und passt auf die Felsspalten auf. Je weiter wir vorankommen, desto verwitterter ist das Gestein, und ein paar dieser Spalten führen bodenlos in die Tiefe.«
    Er ging voran, und ihre Stiefel flogen nur so über den steinigen Untergrund und oft genug über nackten Fels. Johns Gefährten konnten keinen Pfad mehr erkennen, aber schließlich war er ja der Fährtensucher und nicht sie. Vor den Augen des Alten John hingegen zeichnete sich klar und deutlich eine Spur ab, die nach Nordosten führte. Jemand war hier leichtfüßig in großer Eile entlanggegangen, und John wusste, dass er nur dieser Spur zu folgen brauchte, um die bestmögliche Route zu finden. Dieser Weg war schon unzählige Male beschritten worden.
    Aye, leichtfüßig und hübsch anzusehen – aber trotzdem trieb sie ein falsches Spiel und schreckte nicht davor zurück, noch den Größten unter ihnen zu betrügen. Bonnie – »hübsch« – war ihr Name, aber nicht ihr Sinn. Schade! Nun ja. Jetzt musst du Platz machen, meine Kleine, denn jetzt kommt ein Mann, und der Wolf war die längste Zeit in seinem Bau ...
    In der einen Minute war die Luft noch klar und rein, nur der um die schiefen Felszacken pfeifende Wind und das Scharren des sich in der Brise wiegenden Heidekrauts waren zu hören, doch schon im nächsten Augenblick ...
    ... tauchte keinen Kilometer entfernt ein Helikopter hinter der Bergkante auf. Er schien aus dem Nichts zu kommen, und das Whup, Whup, Whup der Rotorblätter drang immer lauter zu ihnen. »Verdammter Mist!«, fluchte der Alte John, indem er sich in eine Felsmulde warf. »Hierher, ihr Idioten!«, brüllte er. »Steht nicht dumm ’rum und haltet Maulaffen feil!«
    Alan-vom-Moor und der junge Garth warfen sich neben ihn, während der Alte John bereits einen riesigen Streifen Farnkraut ausriss, um sich damit zu tarnen. Hastig taten sie es ihm gleich und kauerten sich reglos aneinander. Dröhnend senkte sich der Helikopter den Berg hinab und kam näher, scheinbar direkt auf sie zu.
    »Ich hätte es wissen müssen«, stöhnte der Alte John. »Mit einem verdammten Hubschrauber, natürlich! Wie sonst sollten solche Kerle es wohl hier herauf schaffen, eh?«
    »Glaubst du, sie haben uns gesehen?«, stieß Alan hervor.
    »Keine Ahnung! Wenn ja, sind wir für die nicht größer als Ameisen. Aye, allerdings die einzigen Ameisen weit und breit! Falls sie in die richtige Richtung geguckt haben, sind wir ihnen aufgefallen wie ein paar bunte Hunde. Andererseits sind wir sofort in Deckung gegangen. Ich weiß nicht ...«
    »Da kommen sie!«, unterbrach ihn Garth.
    Sie kamen näher und ... flogen weiter. Der Helikopter flog beinahe direkt über ihren Köpfen vorüber und ohne innezuhalten weiter Richtung Montrose. Erleichtert seufzte der Alte John auf, nur um sogleich wieder loszufluchen, während er sich erhob, seinen Farn wegwarf und sich den Staub aus den Kleidern klopfte. Seine Gefährten taten es ihm gleich. »Verdammter Mist! «
    »Wo kommt hier ein Hubschrauber her?« Alan standen Wut und Misstrauen ins Gesicht geschrieben. Und Angst.
    »Aye«, sagte John, »das war auch mein erster Gedanke. Aber wie es aussieht, kommt der Hubschrauber aus Aviemore, irgendein armes Schwein, das nicht richtig Ski laufen kann. Wahrscheinlich fliegen sie den Kerl nach Montrose oder Aberdeen, damit sie ihm dort die Knochen zusammenflicken. Mann, ich dachte, mir bleibt das Herz stehen!«
    Unterdessen verstaute im Helikopter Frank Potenza angewidert sein Fernglas in einem gepolsterten Fach der Kabinenwand und ließ seine Finger liebevoll über ein Hochgeschwindigkeitsgewehr mit Zielfernrohr gleiten.

Weitere Kostenlose Bücher