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Vampirzorn

Vampirzorn

Titel: Vampirzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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Gedächtnis, mit dem die Trümmer des Mercedes nun in alle Ewigkeit dahinrasten. Und ebenso die in alle Ewigkeit wiederhallenden Todesschreie der Männer in dem brennenden Wagen.
    In alle Ewigkeit?, wollte Anderson wissen. Dabei klang er womöglich noch leiser.
    »Ich kann es nicht sagen«, antwortete Harry. »Ich weiß es nicht. Und ich möchte auch nicht darüber nachdenken ... Dieses verdammte E-Dezernat!«, entfuhr es ihm und einer von Nostradamus’ Vierzeilern kam ihm in den Sinn:
    Sechshundert weit im Norden, nach Westen bis zur Null
    sind Magier seine Freunde, doch in Ketten.
    Ob sie ihm das Unerklärliche enthüllen?
    So werden sie ihren Held nicht retten ...
    Ja, sie waren angekettet, Gefangene ihrer eigenen Regeln – des Zuständigen Ministers, der Bürokratie, der Staatsräson und der Abteilung für schmutzige Angelegenheiten –, vor allem aber waren sie Gefangene ihrer eigenen Furcht, und zwar davor, dass jemand anders ihn nach seiner Kündigung rekrutieren könnte! Mit einem Mal begriff Harry. Die ganze Zeit über hatte er das Gefühl gehabt, dass Darcy ihm unbedingt etwas sagen wollte, aber nicht wusste, wie er es anfangen sollte.
    Das E-Dezernat! Diese Bastarde!
    Harry, erklärte Anderson ihm, ich kann es wieder in Ordnung bringen. Ich bin der Einzige, der dies vermag! Und es ist so einfach: ein mentales Fingerschnippen – Andersons ach-so-talentierte-Finger – in Harrys Geist, während Harry noch ein bisschen weiter aufwachte ... und dann fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Und diesmal gab es keine Schwierigkeiten; Harrys Bewusstseinsebenen, seine unterschiedlichen Realitäten, verschmolzen problemlos miteinander; denn der Mann, der ihm die erste geistige Sperre auferlegt hatte, entfernte diese nun wieder.
    »Francesco«, sagte Dancer, »der Kerl spricht mit sich selbst und fängt an, sich zu regen. Er wacht auf.«
    Doch es war noch nicht ganz so weit, denn noch redeten die Toten mit dem Necroscopen und genossen seine volle Aufmerksamkeit – so sehr wie noch nie, seit Anderson ihm seine posthypnotischen Befehle eingepflanzt hatte, lauter Zwänge, die nun aufgehoben waren.
    Harry?, meldete sich eine neue Stimme, ein Mann mit leicht schottischem Akzent, zu Wort. Früher einmal war darin bestimmt Autorität mitgeschwungen, nun jedoch klang sie zittrig und ohne jedes Selbstvertrauen. Ich wollte dich nur davor warnen, mit wem – oder vielmehr womit – du es hier zu tun hast. Ex-Inspektor George Ianson hielt einen Moment inne, um sich vorzustellen, und erzählte dann rasch seine Geschichte ... die ebenso schlimm, wenn nicht schlimmer als diejenige Andersons war. So, jetzt weißt du Bescheid, schloss er mit einem Schaudern. Dieser kleine Mann, McGowan, den ich für meinen Freund hielt – er muss der Teufel in Person sein! Und solange er lebt, werde ich ... keine Ruhe finden. Im wahrsten Sinne des Wortes ...
    »Ein Teufel«, entgegnete Harry. »Nur einer von vielen. Haben Sie vielen Dank für die Warnung, aber das war wirklich nicht notwendig. Mir ist klar, dass diese Kerle sterben müssen. Die oder ich, und ich habe nicht vor, ins Gras zu beißen ...«
    Ich war zwar ein Mann des Gesetzes, sagte Ianson, aber mit solchen Kerlen sollte man kurzen Prozess machen. Vergeltung, schlicht und einfach! Ich bin bloß einer, Harry, aber wie viele Opfer hat es noch gegeben? Damit verklang seine Stimme und wurde eins mit dem Hintergrundrauschen des Grabes – beziehungsweise in Iansons Fall mit einem noch finstereren Ort als dem Grab.
    Der Necroscope war wütend, und dies ließ ihn unruhig werden. Es war eine kalte Wut, die sich wie ein eisiger Windstoß in sein Inneres fraß. Auf ganzer Linie hatten sie ihn zum Narren gemacht, und die ganze Zeit über hatte er die Schuld stets nur bei sich gesucht. Er hatte sich allen Ernstes für einen Trinker oder Irren gehalten und geglaubt, er habe sein Gedächtnis verloren, hatte sogar in einem Irrenhaus Zuflucht gesucht! Und nun, wo es fast schon zu spät war, erfuhr er die Wahrheit; nun ergab auf einmal alles einen Sinn. Die Erkenntnis war bitter.
    Harry? , erscholl eine weibliche Stimme, gar nicht mal weit entfernt. Kann ich – ich meine, darf auch ich dich ansprechen? Du bist zwar ein Mensch, aber du warst unser Freund. Mein Freund, wenn auch nur kurz. Aber du solltest wissen, dass ich nichts dafür kann, was ich war, ebenso wenig wie B. J. Es liegt nun mal im Blut, in ihrem noch mehr als in dem der anderen Mädchen. Das soll keine Entschuldigung sein, bloß eine

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