Vamps and the City
Zimmer eines schmutzigen Kellers, wo die winzigen Fenster mit Aluminiumfolie zugeklebt waren. Man konnte leicht sehen, dass sich Jack nie mehr von jenem Abend erholt hatte. Vielleicht bot die Mütze aus Alufolie, die er auf dem Kopf trug, einen Hinweis. Oder seine Überzeugung, dass Vampire blutrünstige, gedankenkontrollierende Außerirdische waren, die ihn jagten, um ihn zu entführen, genau wie Darcy. Es war traurig, dass Jack von allen für verrückt gehalten wurde, denn er lag vollkommen richtig mit seiner Annahme vom Blutsaugen, der Furcht vor Gedankenkontrolle und der Behauptung, Darcy sei entführt worden. Die Vampire hatten sie geholt. Und sie ließen sie nicht mehr gehen.
Austin nahm sich eine Dose Bier aus dem Kühlschrank. Was war erforderlich, damit sie ihm vertraute? Er hatte sie heute Nacht beschworen, ihm die Wahrheit zu sagen; als sie das nicht tat, hatte er ihre Gedanken gelesen, in der Hoffnung, er könnte die Geheimnisse dort lüften.
Was er dort sah, erstaunte ihn allerdings. Keine dunklen Geheimnisse, vielmehr kreisten ihre Gedanken ausschließlich darum, wie sehr sie ihn wollte. Es hatte ihn eine enorme Kraftanstrengung gekostet, dass er sie nicht gleich auf den Boden gezerrt und über sie hergefallen war.
Ein Liebesakt auf dem Fußboden der Garderobe? Damit wäre er keinen Deut besser gewesen als Don Orlando. Schnaubend stellte Austin sein Bier auf den Beistelltisch und nahm den Notizblock zur Hand, auf dem er begonnen hatte, eine Liste der ihm bekannten Vampire aufzustellen. Er fügte Don Orlandos Namen hinzu.
Anschließend schob er eines von Darcys Bändern in den Rekorder. Inzwischen hatte er sie alle gesehen. Einige sogar mehr als zweimal. Herrje. Anstatt Sport zu machen, sah er sich jede Nacht die Aufnahmen an. Andauernd dachte er an sie. Und wenn es nur Geilheit wäre, würde er ja wohl nur an ihren Prachtkörper denken, oder nicht? Doch nein, er machte sich Sorgen um sie. Hatte er sich etwa verliebt?
Erschöpft ließ Austin sich auf die Couch fallen. Nein, das konnte keine Liebe sein. Es war etwas Intellektuelles. Das Rätsel ihres seltsamen Lebensstils faszinierte ihn, und er wollte Antworten. Außerdem machte er sich Gedanken um ihre Sicherheit. Das war normal. Als Heranwachsender hatte er immer auf seine jüngeren Schwestern aufpassen müssen. Diese Art von Verantwortung war ihm zur zweiten Natur geworden. Nichts Besonderes.
Er zog das Jackett von der Armlehne der Couch, griff in die Innentasche und zog das kleine Notizbuch heraus. Mit einem Blick überflog er die Notizen, die er in Darcys Büro gekritzelt hatte. Sie hatte eine Firma mit dem Namen The Shuttered Life beauftragt, das Penthouse mit Aluminiumläden auszustatten. Das bedeutete, er und Garrett würden mit Vampiren dort leben. Er sollte besser einige Holzpfähle einpacken.
Der Namen des Caterers, den Darcy beauftragt hatte, stand ebenfalls in seinen Notizen. Er würde Alyssa oder Emma als verdeckte Ermittlerinnen dort einschleusen. Auf diese Weise konnten sie das Penthouse tagsüber betreten, Informationen von Garrett oder ihm selbst bekommen und sie an Sean weitergeben.
Außerdem hatte er die Adresse am Raleigh Place. Dort würde er sich tagsüber einschleichen und versteckte Kameras und Wanzen einbauen. Er holte eine CD aus der Tasche. Ihm war es sogar gelungen, die Personalakten des Senders von Darcys Computer, der so alt war wie ein Dinosaurier, herunterzuladen, bevor er hörte, wie sie sich dem Büro näherte. Er legte die Disk neben seine Vampir-Liste auf den Tisch.
Dann streckte er sich und blickte zum Fernseher. Darcy begann gerade eine Reportage. Oh, das war eine seiner Lieblingssendungen. Er schnappte sich die Fernbedienung und schaltete den Ton ein.
„Ich befinde mich hier in der South Bronx, wo ein neuer Park eingeweiht werden soll." Darcy lächelte in die Kamera, während sie einen Weg entlang schritt. „Es ist kein Park für Kinder. Er ist nicht für Basketballspieler, Rollerskater oder Schachspieler. Dieser Park ist für Hunde."
Der Kameramann zoomte auf eine Frau in der Ferne, die mit einem ondulierten weißen Pudel spazieren ging. Dann schwenkte er auf Darcy zurück.
„Wie Sie sehen, ist der Park in Abschnitte eingeteilt, je nach Größe Ihres - aaah!" Sie schlitterte etwa fünf Schritte weiter und ruderte mit den Armen in der Luft, als wären es Windmühlenflügel. Nach einem wackeren Kampf erlangte sie das Gleichgewicht wieder. Sie sah auf ihre Schuhe, rümpfte die Nase und grinste trocken
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