Vamps and the City
in die Kamera. „Ganz offenkundig ist dieser Abschnitt den extrem großen Hunden vorbehalten."
Austin kicherte. Was auch immer in ihren Reportagen passierte, Darcy nutzte es stets zu ihrem Vorteil. Sie war tapfer, komisch, klug und wunderschön. Nichts konnte ihr etwas anhaben.
Aber dann war doch etwas geschehen. Er umklammerte die Fernbedienung fester. Etwas war geschehen, das sie aus dieser sonnigen, unbeschwerten Welt gerissen hatte und in einer Welt finsterer, dämonischer Kreaturen gefangen hielt. Und es quälte sie. Das sah er. Die Traurigkeit in ihren Augen. Wie sie nervös die Hände aneinanderrieb. Die Angst, die ständig ihr linkes Auge zucken ließ. Dieses nervöse Zucken war auf keinem der Videobänder zu sehen. Es war etwas Neues. Und höchstwahrscheinlich hatte es vor vier Jahren an Halloween begonnen.
10. KAPITEL
Das Penthouse am Raleigh Place umfasste zwei Etagen mit opulentem Interieur, darunter Säulen und Böden aus italienischem Marmor und Lüster aus Baccarakristall. Darcy dachte sich, dass man in der Badewanne ein kleines Kammerorchester unterbringen könnte. Und mit der riesigen Vorratskammer neben der Küche hätte man vermutlich die Gesamtbevölkerung von Liechtenstein durchfüttern können.
Dennoch bevorzugte sie das Dach. Vielleicht lag das an ihrer unfreiwilligen Gefangenschaft, aber sie liebte es, unter dem weiten Himmelszelt zu stehen. Sie liebte die abendliche Brise auf dem Gesicht und den Duft der Rosen, der aus dem Gewächshaus in der Ecke herüber-wehte. Sie liebte es, wie der Swimmingpool im Mondlicht funkelte und tanzende Spiegelungen auf die weißen Wände rings um das Dach herum warf. Dunst waberte über dem beheizbaren Whirlpool und lud sie ein, in die warmen Fluten zu steigen. Alle anderthalb Meter standen große Tontöpfe auf der Brüstung, und in jedem Topf wuchs eine Grünpflanze, die hoch über Darcys Kopf aufragte. Manche Pflanzen waren zu enormen Kegeln geschnitten, andere wie fantastische Tiere geformt. Jede Pflanze war mit weißen, blinkenden Lichterketten geschmückt, die wie die Sterne am Himmel funkelten.
In der dem Gewächshaus gegenüberliegenden Ecke befand sich ein kleines Poolhaus. Die beiden Räume enthielten, als schroffer Kontrast zum Prunk des Penthouse, nur das Notwendigste. Aber Darcy war so bezaubert von dem Dach, dass sie beschlossen hatte, das Poolhaus zu ihrem Büro und speziellen Refugium zu machen.
Darcy ging aufgeregt um das Schwimmbad herum. Sie trug das weinrote Kleid, das sie für Shannas Hochzeit gekauft hatte, denn heute Nacht würde sie vor der Kamera stehen. Heute Nacht begannen sie mit den Dreharbeiten zu Der schärfste Mann der Welt. Und nach zwei langen Wochen der Trennung würde sie Adam endlich Wiedersehen.
„Da kommen sie", verkündete Gregori vom nördlichen Ende des Dachs. Neben ihm richtete Bernie die Kamera auf die zwölf Stockwerke tiefer gelegene Straße.
Darcy lief zu der Brüstung und sah hinunter. Eine schwarze Limousine fuhr langsam die Straße entlang. Maggie und die Jurorinnen des ehemaligen Harems trafen ein. Bart, der zweite Kameramann, saß in der Limousine, damit er die Reaktionen der Damen auf ihr neues Zuhause festhalten konnte. Darcy würde das Material beider Kameramänner dann im Schneideraum zusammenfügen. Die Limousine hielt vor dem Eingang am Raleigh Place, wo man einen roten Teppich ausgerollt hatte.
Gregori griff an die Ohrstöpsel, die er trug. „Tonübertragung steht. Ich kann sie reden hören."
Darcy zog ihren Kopfhörer auf. Sofort konnte sie die aufgeregten Stimmen der Damen in der Limousine hören.
„Schockschwerenot!", rief Cora Lee aus. „Welch prachtvolle Unterkunft!"
„Seht", sagte Lady Pamela. „Ein Domestike öffnet uns die Tür." „Das ist ein Portier", murmelte Vanda. „Aber dennoch ein Bediensteter", schnaubte Lady Pamela. „Allerdings muss ich sagen, es ist abstoßend, dass das Gesinde heutzutage keine gepuderten Perücken mehr trägt." „Oder eine angemessene Livree", verkündete Prinzessin Joanna. „Man kann unmöglich erkennen, welchem Lord er dient."
Darcy beobachtete sie seufzend vom Dach aus. Die ehemaligen Haremsdamen waren so fest in ihrer Vergangenheit verankert. Sie hatte darauf bestanden, dass sie sich für die Sendung moderner kleideten, doch nun kam ihr der schreckliche Verdacht, dass keine der Damen auf sie gehört hatte. Bart kam als Erster heraus, damit er filmen konnte, wie die Damen aus der Limousine ausstiegen. Dann verließ Vanda den Wagen und
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