Vamps and the City
einsam sein.
Es war halb fünf Uhr morgens, als Austin sich wieder in seinem Apartment in Greenwich Village befand. In drei Tagen musste er in das Penthouse zurückkehren, aber als er von den Mini-Ferien erfahren hatte, beschloss er sofort, eine Auszeit zu nehmen. Er musste Abstand gewinnen und einen klaren Kopf bekommen.
Mittels der Überwachungskamera hatte er die Zeremonie im Porträtraum beobachtet. Als er sah, wie die Vampire das Ausscheiden eines weiteren schrecklichen Sterblichen bejubelten, reagierte er erbost. Diese verdammten Vampire hielten sich für so überlegen. Und als wäre das nicht schon schlimm genug, musste er auch noch Darcys Reaktion mitansehen. Sie feierte überhaupt nicht mit, sondern hatte das Glas mit einem verlorenen Ausdruck im Gesicht abgestellt und war gegangen. Verdammt, sie gehörte nicht zu diesen Vampiren. Aber bei ihm konnte sie auch nicht sein.
Inzwischen fühlte er sich derart beschissen, dass er seine Tasche schnappte und die Flatter machte. Auch Garrett hatte beschlossen das Penthouse zu verlassen, es reizte ihn wenig, als einziger Mensch die Stellung zu halten.
Nun legte Austin drei Riegel vor seine Tür, schaltete die Alarmanlage ein und ließ sich auf die Couch fallen. Videokassetten lagen auf dem Beistelltisch herum. Videos von Darcys Reportagen. Sie hatten ihm so gefallen, als er noch dachte, dass sie am Leben wäre. Noch einmal legte er das letzte Band ein, das über ihr Verschwinden. Es zeigte die Gasse in Greenwich Village, den Blutfleck auf dem Boden. Der Reporter erklärte, dass die Polizei ein Messer mit Darcys Blut gefunden hatte. Man ging davon aus, dass sie tot sei.
Verdammt, er hätte wissen müssen, dass sie tot war. Aber wie konnte er das glauben, wo er sich doch in sie verliebt hatte?
Austin schaltete den Fernseher aus. Er lehnte sich zurück und machte die Augen zu. Schon mehrmals war er in jener Gasse gewesen und hatte sich umgesehen. Der Blutfleck existierte nicht mehr, fortgespült von vier Jahren Regen und Schnee. Aber dort musste sie gestorben sein. Seine wunderschöne Darcy. Dahin.
Was sollte er jetzt machen? Er trottete in die Küche, holte sich ein Bier aus dem Kühlschrank und ging zur Couch zurück. Die CD lag immer noch auf dem Tisch. Er legte sie ins Laufwerk des Laptops ein. DVN war ein Konglomerat mit mehreren Anteilseignern. Verantwortlich für die Produktion der Sendungen war Sylvester Bacchus, Darcys Boss.
Austin ließ den Blick über den Notizblock schweifen, auf dem er die Liste der Vampire erstellt hatte. Auf dieser Liste standen Darcys Freunde. Gregori, Maggie und Vanda. Verdammter Mist, sie würde ihn bis in alle Ewigkeit hassen, wenn er ihre Freunde ans Messer lieferte. Und sie konnte buchstäblich bis in alle Ewigkeit hassen.
Seufzend listete er die Kandidaten der Doku-Soap auf, nebst allen Informationen, die er erlangt hatte. Dann begann er die Liste mit den Vampirdamen. Bei jedem Namen verspürte er einen Krampf in den Eingeweiden. Verdammt.
Sie waren Vampire. Der Feind. Warum kam er sich vor, als würde er sie verraten? Weil sie Darcys Freunde sind.
Frustriert ließ er sich in das Sofakissen sinken. Wie konnte er das nur tun? Hatte Darcy nicht schon genug gelitten? Sie mochte zu den Untoten gehören, aber gleichzeitig war sie unschuldig. Das spürte er tief in seinem Innersten. Darcy konnte niemandem etwas antun.
Aber ihre Freunde? Sie fanden, dass sie den Menschen überlegen waren, obwohl er sich auch von ihnen nicht vorstellen konnte, dass sie gewalttätig wurden. Sie waren nicht so wie die Vampire, die er und Emma im Park gesehen hatten. Und sie schienen keine Gefahr für die Menschheit darzustellen, ganz gleich, was Sean behauptete. Sie kümmerten sich umeinander. Sie konnten lieben. Das hatte er in Darcys Gedanken gesehen. Sie liebte Adam. Ihn.
Konnte es tatsächlich sein, dass Shanna und Roman Draganesti sich liebten?
Verdammt, wie konnte so eine Beziehung funktionieren? Das war unmöglich. Und selbst wenn diese modernen Vampire harmlos waren, konnte es nicht immer so gewesen sein. Darcys Freunde waren offenkundig sehr viel älter als sie. Sie hatten schon Jahrhunderte vor Erfindung des synthetischen Blutes gelebt. Sie mussten sich von Menschen ernährt haben.
Und seine Aufgabe war es, Menschen zu beschützen. Die Vampire mussten verschwinden. Sie waren schon tot, warum also sollte ihn das kümmern? Er ließ zu, dass Gefühle seine Arbeit beeinflussten. Und die Weigerung, seine Pflicht zu tun, kam einem
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