Vampyrus
hat sich sowieso alles verschlimmert!“ Vampyrus? Dieses Wort hatte ich noch nie gehört.
„Man versucht seine Existenz nicht an die große Glocke zu hängen, deshalb ist es nur bestimmten Kreisen bekannt. Vampyrus ist ein Pergament, das aus der Haut von Vampiren gewonnen wird. Es dient dazu, sich Menschen gefügig zu machen, indem man ihre Namen mit Blut darauf schreibt. Genauer gesagt kann man die Seele eines Menschen darin bannen.“
Dieser FPVT oder wie er hieß, war eindeutig ein Verein von Spinnern. Ich sagte mir, dass ich mich jetzt einfach umdrehen und fortgehen würde. Doch meine Beine gehorchten mir nicht mehr. Die Umgebung verschwamm vor meinen Augen. Ich sah als Einziges nur noch das Gesicht des alten Mannes vor mir. Ich hörte nur noch seine Stimme.
„Eine DIN-A4-Seite Vampyrus hat einen Marktwert von über hunderttausend Euro. Natürlich sind alle Regierungen scharf auf dieses Pergament, aber nicht nur Regierungen, sondern auch Firmen, Kriminelle und sogar die Kirche.“
Er machte eine Pause, um diese Behauptungen auf mich wirken zu lassen. Ich versuchte mir kurz vorzustellen, wie viele DIN-A4-Seiten man wohl aus einem Vampir schneiden konnte.
„Wann wurde Ihnen zuletzt Blut abgenommen?“
Schon wieder so eine Fangfrage! Widerwillig gestand ich, dass ich erst vor einem Monat Blut gespendet hatte.
„Wer sagt Ihnen, dass nicht jemand hinterher Ihren Namen damit auf Vampyrus schreibt?“
Verzweifelt schnaufte ich laut aus. Ich konnte langsam nicht mehr und der Geruch des Knoblauchs ließ meinen Magen revoltieren.
„Und nicht nur, dass die natürlichen Vampirbestände wegen des Vampyrus dezimiert werden! Seit einiger Zeit werden regelrechte Vampirfarmen betrieben, um die Nachfrage für das kostbarste Schreibmaterial der Welt zu befriedigen! Stellen Sie sich vor, Vampire werden unter unwürdigen Bedingungen gezüchtet, um ihnen die Haut abzuziehen! Wir haben Beweise, vor allem in Fernost! Hier, wenn Sie sich diesen Ordner ansehen wollen? Ich muss Sie aber warnen, die Bilder sind nichts für schwache Nerven.“
Ich winkte schwach ab.
„Und das ist nur das herkömmliche Vampyrus, bei dem man immerhin noch Blut des Opfers braucht. Bald soll das Super-Vampyrus auf den Markt kommen. Super-Vampyrus funktioniert mit jeder beliebigen Körperflüssigkeit, man braucht also nicht unbedingt Blut. Das mag noch kein großer Fortschritt sein, da es immer noch ein gewisses Hindernis darstellt, zum Beispiel Schweiß oder Speichel einer Person zu bekommen. Doch die nächste Stufe ist bereits in Vorbereitung. Es heißt, in den Labors arbeitet man schon am Ultra-Vampyrus. Es wird angeblich aus gentechnisch veränderten Vampiren gewonnen, finden Sie nicht auch, dass das zu weit geht? Das Ultra-Vampyrus soll von normalem Papier nicht mehr unterscheidbar sein und kann mit jedem beliebigen Kugelschreiber beschrieben werden! Können Sie sich vorstellen, was das bedeutet? Würden Sie sich noch trauen, irgendein Papier zu unterschreiben, ohne Angst haben zu müssen, ihre Seele zu verkaufen?“
„Und deshalb setzt sich die Frontul Popular Vampir Transsilvan für eine Schutzbestimmung für Vampire ein, natürlich auf europäischer Ebene, mit festen Abschussquoten und Reservaten. Schon bald haben wir das Geld für den Erwerb der ersten Burg zusammen, die dann den Vampiren überlassen wird. Die wird dann mit Knoblauchfeldern und Kapellen eingezäunt, damit die Vampire in ihrem Schutzgebiet bleiben. Wir fangen verirrte Vampire ein und bringen sie in das Reservat, wo sie natürliche Lebensbedingungen vorfinden. Die Produktion von Vampyrus wird international verboten. Wenn Sie uns unterstützen wollen, dann unterschreiben Sie hier auf dieser Petition an das Europäische Parlament!“
Er hielt mir ein Blatt hin, auf dem einige Namen und Unterschriften in roter Tinte gekritzelt waren. Dabei starrte er mir unter seinen dicken Brauen direkt in die Augen. Mein einziger Gedanke war, dass wenn ich ihm den Gefallen täte, er mich endlich gehen lassen würde. Automatisch nahm ich den altmodischen Füller entgegen, den er mir hinhielt.
Ein kleiner stechender Schmerz zuckte durch meinen rechten Zeigefinger und ich sah, wie ein Blutstropfen die Rille der vergoldeten Schreibfeder hinunterlief und einen winzigen Tropfen bildete. Ich senkte die Feder bereits auf das etwas seltsam anmutende Formular, das dicker und glatter war als normales Papier. Da riss mich das Klingeln meines Handys aus der Trance.
Das war ja die Höhe, ein übler
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