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Vanhelsing 01 - Schreckensgalerie

Vanhelsing 01 - Schreckensgalerie

Titel: Vanhelsing 01 - Schreckensgalerie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sidney (Alfred Bekker) Gardner
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rief ich noch einmal, diesmal lauter und entschiedener als zuvor. Ich wirbelte herum. Mein Blick glitt die Reihe der Schreckensgesichter entlang.
    Sie bewegten sich.
    Zahnbewehrte Mäuler öffneten sich grinsend, Klauenhände ballten sich zu Fäusten.
    Ein Schwindelgefühl kam in mir auf. Plötzlich begann sich vor meinen Augen alles zu drehen und hinter meinen Schläfen pulsierte es wie verrückt. Ich hätte in diesem Augenblick laut schreien können.
    Taumelnd lief ich vorwärts, die Handtasche entfiel mir.
    Arme streckten sich aus einigen der Bilder heraus.
    Und gleichzeitig berührten mentale Kräfte mein Bewußtsein.
    Fremde Gedanken und Energien berührten mich. Ein Schwall von Gefühlen, Bildern und Gedanken, gegen die ich mich so gut ich konnte abzuschirmen versuchte. Ich sank auf die Knie.
    "Nein", flüsterte ich.
    Ich schloß die Augen.
    Du mußt dich konzentrieren, Patti! Alles, was an Kraft in dir ist, mußt du jetzt mobilisieren! Versuch es!
    Ich kniff die Augen zusammen. Aber dennoch sah ich die Gesichter der Dämonen vor mir.
    Ihre Arme griffen in meine Richtung.
    Ihre Reißzähne blitzten im gedämpften Licht, das hier herrschte. Und mit ihren kalten Augen blickten sie mich hungrig an.
    Sie wollten mein Leben.
    Meine Lebenskraft.

    Ein Schwall von Mord- und Haßgedanken prasselte auf mein Bewußtsein ein.
    Nein, du darfst dich ihnen nicht ergeben! schrie eine Stimme in mir. Sonst bist du verloren...
    Die Dämonengesichter wirbelten um mich herum, mischten sich zu einem eigenartigen Strudel aus Farben und Formen. Nur hin und wieder sah ich noch den Kopf eines Affen oder den einer facettenäugigen Schlange.
    Ich hatte das Gefühl, in diesen Strudel hineingezogen zu werden und zu fallen.
    Nein! Es darf nicht geschehen!
    Aber ich spürte mit wachsendem Entsetzen, wie meine Kräfte nachließen. Ich konnte mich gegen die Gedankenflut immer weniger wehren, hatte ihnen nichts mehr entgegenzusetzen.
    Die Flut der fremden mentalen Kräfte schlug über mir zusammen.
    Und dann war nur noch namenlose Dunkelheit.
    Agonie erfaßte mich.
    Und Kälte.

    Ich schwebte in einem schwarzen Nichts, ehe sich gnädige Bewußtlosigkeit über mich senkte.

    *
    Ich hatte jedes Gefühl für Zeit verloren. Das erste, was ich spürte, waren Hände, die mich bei den Schultern faßten.
    Dann eine tiefe Stimme, deren Klang mir nur zu vertraut war.
    Eine Stimme, die meinen Namen flüsterte.
    "Patti!"
    Ich schlug die Augen auf und blickte in Toms besorgtes Gesicht. Er hatte sich auf den Boden gekniet und hielt mich in seinen Armen.
    Ich schreckte hoch, starrte die Reihe der Dämonengesichter an, die mich wie erstarrt anblickten. Jene gespenstische Art von Leben, die gerade noch in ihnen gewirkt hatte, war jetzt erloschen. Man konnte fast wieder den Eindruck gewinnen, daß es sich um ganz gewöhnliche Ölbilder handelte. Offenbar war es mir doch gelungen, die Dämonen fernzuhalten, die nur auf eine Gelegenheit zu warten schienen, in die Welt der Lebenden einzudringen und sich wie reißende, todbringende Bestien auf sie zu stürzen.
    Ich deutete auf die Gesichter, deren gefrorener Blick dem Betrachter sagten, daß sie jederzeit erneut zum Leben erwachen konnten.
    Sie halten nur inne! durchfuhr es mich. Vielleicht einen Augenblick, eine Stunde, eine Tag... Aber sie alle werden wieder erwachen und von den Wänden steigen...
    "Es war furchtbar", flüsterte ich.
    Tom legte seinen Arm um mich, und ich schmiegte den Kopf an seine breiten Schultern.
    Er strich mir über das Haar.
    "Sie bewegten sich, Tom!" flüsterte ich. "Ihre Energien hätten mich beinahe umgebracht..."
    Wir schwiegen einige Momente lang.
    Ich fühlte sein Herz schlagen, schlang die Arme um seine Taille und war froh, daß er bei mir war.

    "Ich habe deine Nachricht abgehört", erklärte Tom. "Was um alles in der Welt wolltest du hier?"
    "Ich weiß nicht", murmelte ich. Tom half mir auf. Mit weichen Knien stand ich dann einen Moment später wieder auf den Beinen. "Ich hatte einfach das Gefühl, unbedingt hier her fahren zu müssen."
    "Deine Gabe..."
    "Ja", nickte ich.
    Ich deutete auf das leere Bild, auf dem Jim Field ursprünglich zu sehen gewesen war. "Siehst du, was geschehen ist?"
    Tom nickte.
    "Hast du eine Ahnung, wo Jim sich jetzt befindet?"
    "Nein."
    Wir sahen uns in den Galerie-Räumen um. Es gab einen Flur, der zu einem hinteren Ausgang führte. Das Schloß war aufgebrochen worden. Offenbar hatte Jim auf diesem Weg das Gebäude verlassen. Wir traten hinaus in den

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