Variationen zu Emily
Nachahmung.“ – „Aber ich will ihn und nicht dich!“ – „Was hat er, was ich nicht habe, kannst du mir das sagen, du Tunte?“ – „Er ist so männlich und geschmeidig und so hart ...“ Ein Soldat, die Balken eines Obergefreiten auf den Schultern und ein Ziegenbärchen am Kinn, stand wie gebannt vor einer sprenkligen Komposition in Grün. „Was ...“ – „Ja, mein Herr, bei aller Bescheidenheit. Dieses Bild mit dem Titel Die Unwägbarkeiten der Steppe zählt zu meinen Meisterwerken. Selbst die missgünstige hiesige Presse hat ihm einen Beitrag gewidmet, als sie im vergangenen Jahr meine Technik würdigte.“ – „Mama!“ Der mit hoher Stimme ausgestoßene Schrei übertönte mühelos das Lachen, Lallen und Murmeln des verbliebenen Publikums. Das nackte Mädchen auf der Theke öffnete die Augen und stieß den Mann im braunen Jackett von sich. „Wo bist du, mein kleiner Liebling? Komm zu Mama.“ Ellen saß mit aufgeknöpfter Bluse, zwischen deren roten Säumen ein schwarzer Büstenhalter mit Spitze aufglänzte, auf dem Schoß des Mannes mit der Latzhose und trank abwechselnd mit ihm aus seinem Glas. „Jetzt du!“ – „Ich habe doch gerade.“ – „Ich muss dich wohl erinnern: Das hier ist Arbeit, kein Spaß. Trink!“ Sie trank und reichte das Glas zurück. „Wie mein Traum. Ich schieße das ganze Magazin leer, aber die Kugeln versinken einfach in ihm.“ – „Sabrina?“ – „Ja?“ – „Siehst du Martha irgendwo?“ – „Was willst du denn auf einmal von Martha? Gefällt dir wohl, das kleine Hausweibchen, was? Kannst du dir aber abschminken.“ – „Oh, Carla, hi! Wie geht es dir, altes Haus?“ – „Du siehst glänzend aus, Tom. Demnach geht es wenigstens dir gut.“ – „Ja, wirklich nicht schlecht. Hör mal, ich muss rüber zu Theiresias. Wir sehen uns noch, ja?“ – „Komm, Doreen, es ist spät!“ – „Na und? Ich habe morgen frei. Geh du nur.“ – „Sehen wir uns morgen?“ – „Nein, morgen sicherlich nicht. Ich gehe zu Valerio ...“ Die Galerie leerte sich. Nur in der Ecke der Buntgekleideten war noch Leben. Gebrüll und Gelächter hallte in dem kahlen Raum. „Lass uns gehen.“ – „Tut mir leid, Theiresias, ich habe viel zu viel getrunken. Können wir uns morgen sehen?“ – „Sicher.“ Die klare, kalte Nachtluft drang durch die arretierte Tür. Tom saß, Arm in Arm mit seinen gutgekleideten Nachbarn von oben, auf dem einzigen Sofa und strahlte. Ein Mädchen zog einen etwa fünfjährigen Jungen mit einem hölzernen Roller hinter sich her zum Ausgang. Die farbenfrohen Männer verschwanden einer nach dem anderen. Einer trug eine volle Whiskeyflasche in der Hand. Ellen irrte wankend mit stierem Blick durch den Raum und suchte nach dem Ausgang. Die feine ältere Dame in Grün saß auf ihrem Stuhl und schnarchte. Ein Stoffhäschen lag verdreht in einer Lache aus Sekt und Schnaps. Die letzte Straßenbahn kreischte durch die Weiche vor der Haltestelle. Es roch nach Alkohol, Rauch und Erbrochenem. Die Skulptur mit den Schlangenhaaren blickte nachdenklich zu Boden.
35. IRRTUM
Ich hätte es nicht so weit kommen lassen dürfen ... es war eine sehr schlechte Idee ... hat Jack in letzter Zeit häufiger ... er entdeckt jetzt ständig jemanden, der angeblich zu uns gehört ... muss mit unserem Verhältnis zusammenhängen ... ich genüge ihm nicht mehr ... sicher liebt er mich ... aber es ist so viel Gewohnheit dabei ... so viel einlullende Sicherheit ... wie ein altes Ehepaar ... aber was ist so schlecht daran ... ich habe mich bis neulich damit gut gefühlt ... kein Prickeln und Brausen, gut ... aber dafür Ruhe und Zufriedenheit ... die es erst möglich machen, sich auch mit anderen Dingen zu beschäftigen ... wirklich intensiv ... ihn langweilt das ... er macht sich weitaus weniger aus Kunst ... er ist lebendiger und dümmer ... aber dabei ein so süßer Kerl ... ich wollte ihm das ausreden ... Tom wird nicht wollen, habe ich gesagt ... einen Feigling hat er mich genannt ... woher willst du das wissen, wenn du ihn nicht fragst ... er war richtig aufgebracht ... riss sich von mir los und steuerte auf Tom zu ... der saß mit rotem Gesicht grinsend auf dem Sofa ... keiner von uns, dachte ich ... ich weiß doch, wie er den Frauen nachschaut ... vor allem dieser kräftigen Blonden ... die mit dem Künstler flirtete ... wie die angezogen war ... mir wird immer ganz anders, wenn ich so ein Weib sehe ... deren Kleidung Brüste, Bauch und Arsch
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