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Vater unser

Vater unser

Titel: Vater unser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jilliane Hoffman
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informiert hat. Und ohne die Reporter hätte es nie ein solches Chaos gegeben.»
« Du solltest inzwischen wissen, wie man mit der Presse umgeht, John. Lass dich nicht von ihr manipulieren.» Der Aufzug hielt in der dritten Etage.
« Ich habe gehört, dass Jerry Tigler bald seinen Stuhl räumt. Dasselbe gilt für Charley Rifkin. Da oben wird also über kurz oder lang ein Stuhl frei», sagte Lat, dann hielt er inne.
« Wusstest du, dass die Presse hier sein würde, Bellido?» Endlich sah Rick Lat in die Augen.
« Ich habe heute nur meine Arbeit gemacht», sagte er, und die Temperatur im Raum sank gegen null, « und die Presse war hier, um ihre zu machen. Weiter nichts. Was Tigler und Rifkin betrifft – diese Gerüchte sind mir neu.» Die Aufzugtüren öffneten sich, und Rick stieg aus.
« Deine Vernehmung ist nächste Woche. Ruf mich sofort an, wenn die DNA-Analyse eintrifft, und mach John Holt Druck, damit er die Untersuchung der Stichwundenmuster noch heute abschließt. Wenn du das nicht hinkriegst, telefoniere ich selbst mit ihm. Ich will die Ergebnisse nicht wieder auf den letzten Drücker bekommen. Schließlich verhandeln wir vor der Grand Jury.» Die Aufzugtüren schlossen sich, sodass Lat keine Gelegenheit mehr hatte, Rick Bellidos telegenem Gesicht den erhobenen Mittelfinger zu zeigen.
KAPITEL 22
    SIND WIR fertig, Ms. Seminara?», fragte Richter Farley ungeduldig, schlug mit der Hand auf den Tisch und drehte sich auf seinem Stuhl in Richtung des nächsten Ausgangs.
« Ich glaube schon, Euer Ehren», erwiderte Karyn und blätterte durch die Prozessliste. Neben ihr stand etwas eingeschüchtert Farleys neue C-Anwältin. Der Gerichtssaal war so gut wie leer.
« Schön. Dann machen wir Pause.» Er wandte sich an die Gerichtsschreiberin.
« Das ist jetzt nicht fürs Protokoll gedacht», sagte er, und das leise Klicken der Stenographiermaschine verstummte.
« Ich möchte Ihnen einen Rat geben, Ms. Gleeson», fuhr er in scharfem Tonfall fort und drohte der verschreckten Anwältin mit dem Finger.
« Hören Sie auf, so viele Einsprüche zu erheben. Mich ärgert das nur, und Ihnen hilft es auch nicht weiter. Wir sollten nicht direkt auf dem falschen Fuß anfangen.» Bei diesen Worten blickte Farley finster zu Julia hinüber, die an der Wand lehnte und zusah, wie die Uhr über der Richterbank langsam die Minuten abzählte. Dann erhob er sich hastig von seinem Stuhl und verschwand mit wehender Robe durch die Tür hinter dem Richtertisch, noch bevor der Gerichtsdiener
« Erheben Sie sich!» gerufen hatte.
« Das Gericht wird vertagt», brachte Jefferson kleinlaut heraus, als die Tür zuschlug. Endlich. Julia klemmte sich die Akten unter den Arm, eilte an Karyn und Janet vorbei aus Saal 4.10 und stieß im Gang prompt mit Rick Bellido zusammen.
« Genau die, die ich gesucht habe», sagte er verdrießlich.
« Du hast das Feuerwerk verpasst. Wo warst du heute Morgen?»
« Tut mir leid. Ich wollte gerade rüberkommen», begann Julia.
« Sie war bei mir», schaltete sich Julias Abteilungsleiterin ein und trat auf den Gang, gefolgt von der immer noch verwirrten Janet Gleeson, die einen Klappwagen voller Akten hinter sich herzog.
« Guten Morgen, Rick», sagte Karyn dann heiter, aber etwas abgespannt.
« Mach Julia keine Vorwürfe. Montagmorgens geht es bei Farley zu wie im Irrenhaus. Da brauche ich all meine Anwälte im Gerichtssaal, selbst wenn sie keine Prozesswoche haben – für den Fall, dass irgendetwas Unvorhergesehenes auf der Prozessliste auftaucht. Auch wenn Julia dir bei deinem Fall unter die Arme greift, ich kann hier einfach auf keinen Kopf verzichten.» Rick sah Julia fragend an, doch sie zuckte nur unbehaglich mit den Schultern. Sie würde ihrer Abteilungsleiterin unter keinen Umstanden in den Rücken fallen. Das Leben in ihrer Abteilung war schwer genug.
« Sie sekundiert mir als zweite Anwältin in diesem Fall, Karyn», knurrte Rick.
« Und ein Mordfall hat wohl Vorrang vor den Unwägbarkeiten deiner Prozessliste. Ruf mich das nächste Mal an, wenn sich die Termine überschneiden. Aber damit das klar ist: So was will ich nicht noch einmal erleben. Sonst hast du ganz andere Sorgen, als Farley bei Laune zu halten.» Karyns Gesichtsausdruck verhärtete sich. Julia spürte, wie die Temperatur fiel.
« In Ordnung», erwiderte Karyn kühl, « ich verstehe.» Sie sah Julia scharf an und brachte etwas gepresst heraus:
« Wir sehen uns im Büro, Julia. Vergiss nicht, dass du noch einen Stapel Abschlussberichte zu

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