Vaters böser Schatten
recht. Aber Ryan ist ein großer Snoopy-Fan und deswegen nenne ich ihn Snoopy. Ryan hat mir das Pferd geschenkt und deswegen heißt es auch Snoopy. Verstehst du?”
Jayden überlegte und nickte dann. „Snoopy ist toll, aber ich mag Woodstock lieber.”
Ryan lachte leise bei dem Gespräch, doch Leon runzelte die Stirn. „Das ist der Vogel, oder?”
Nickend stand Jayden am Anbinder.
„Bleibt hier, ich hole die beiden.” Ryan sprang gekonnt über den Zaun, lief auf die Koppel und ließ die Kinder mit Leon allein zurück.
„Ryan hat ganz viele Comichefte von den Peanuts. Die darfst du dir bestimmt anschauen.”
Jaydens Augen leuchteten einen Moment. „Auch von Woodstock?”
„Bestimmt. Das kannst du ihn gleich fragen. Da kommt er.” Leon deutete auf seinen Freund, der June und Snoopy an der Mähne führte.
„Dein kleiner Rebell ist mir glatt entwischt”, grinste Ryan.
„Ohhhh ... der ist ja noch klein.” Emma kletterte auf den Zaun, um besser sehen zu können, doch Jayden hielt sich leicht hinter Leon.
„Du brauchst keine Angst zu haben. Snoopy ist ganz lieb. Er tut nichts, er ist nur rotzfrech.” Leon zwinkerte dem Jungen zu.
Die Pferde ließen sich streicheln und knabberten an den Möhren, die Ryan und Emma ihnen hinhielten, immer darauf bedacht, dass Emmas kleine Hand nicht in Junes übermütigem Maul verschwand.
Aus einiger Entfernung beobachteten Fabian und Eileen das Geschehen.
„Dein Sohn und sein Freund sind sehr einfühlsam, was Kinder angeht.”
„Leon hat eine große Familie. Er ist der Älteste von vier Geschwistern. Er kann sehr gut mit Kindern umgehen. Und Ryan ... nun, ich denke, er hat eine sehr ausgeprägte, sensible Ader, auch wenn er das immer bestreitet.” Eileen war sehr stolz auf ihre beiden Jungs, die sich rührend um die Kinder kümmerten.
Am Abend, als Fabian vom Hof fuhr, trat Ryan hinter seine Mutter und legte ihr die Hände auf die Schultern.
„Und, was denkst du?”
Einen Moment sah Ryan dem Auto nach, dann lächelte er. „Er ist sehr nett ... ruhig und sehr liebevoll zu dir und seinen Kindern. Zumindest, was ich heute gesehen habe.”
„Ja. Ja, das ist er. Er liebt sie sehr und sagt es ihnen auch immer wieder. Fabian gibt sich große Schuld an Jaydens Verhalten. Nach dem Tod seiner Frau hat er das Kind an sich geklammert. Jayden kam nicht sehr oft raus. Er sieht nur seinen Vater.”
Ryan schwieg einen Moment. „Er liebt den Kleinen. Und das ist es, worauf es ankommt, Mum. Mag sein, dass der Junge zu schüchtern ist, aber das legt sich auch wieder. Im Moment hat der Kleine einen Vater ... so wie es sein sollte.”
E pilog
Noch lag die morgendliche Ruhe auf dem Hof der McCoys. Die ersten Arbeiter kamen, parkten ihre Autos. Julius zog ein Tuch aus der Tasche und wischte sich den Schweiß von der Stirn, Jared maulte über den Staub auf seiner Maschine, so wie immer, Conrad und Paul holten ihre Taschen mit dem Frühstück aus dem Kofferraum.
Ryan stand am Fenster seines Schlafzimmers, trug nur seine Schlafanzughose, schaute hinaus.
Er war vor einem Jahr mit Leon in die komplett ausgebaute Scheune gezogen, hatte seine kleine Wohnung frei gemacht für Jayden und Emma.
Sein Blick schweifte über die Koppeln und Felder. Seit er den Hof übernommen hatte, war einiges an Weideland dazu gekommen. Der Betrieb hatte sich auf die Woll- und Milchproduktion konzentriert und das Geschäft florierte wie nie zuvor.
Mehrere hundert Tiere waren dazu gekommen, um die sich die rund dreißig Arbeiter kümmerten. Wenn er das Ganze jetzt, nach zwei Jahren, betrachtete, konnte er kaum glauben, was sie auf die Beine gestellt hatten. Sie alle, nicht er allein.
Tief in seinen Gedanken versunken, lächelte er, als sich zwei warme Hände auf seinen Bauch schoben, Lippen seinen Nacken streiften.
„Woran denkst du?”, fragte Leon leise.
„An nichts Bestimmtes. Ich schaue mir die Felder an, den Hof. Es ist ... unglaublich. Vor zwei Jahren stand ich noch da drüben und hab meinem Vater zugesehen, wie er aus dem Haus gekommen ist ... wie er schon am frühen Morgen eine extreme Unruhe verbreitet hat. Und nun ... sieh sie dir an.” Ryan deutete auf seine Angestellten, die vor ihrem Pausenraum in der Sonne saßen und lachten.
Dienstbeginn war um sieben, aber Ryan nahm das nicht so genau. Wusste er doch, dass sie ihre Arbeit dennoch schafften.
„Sie sind entspannt. Sie kommen gern her.”
„Sie haben einen tollen Chef”, murmelte Leon.
Ryan schüttelte den Kopf. „Nein ...
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