Vaters böser Schatten
gesehen hatte. „Gott, ich glaube das nicht!“, grinste er.
Ryan lachte leise auf und beugte sich über ihn. „Kann es sein, dass wir halbnackt über den Hof gerannt sind?“
„Halbnackt? Snoopy, alles, was ich an hatte, liegt vor dem Traktor. Sogar meine Socken! Warum hast du mir meine Socken ausgezogen?“, fragte Leon und versuchte angestrengt, nicht zu lachen.
„Keine Ahnung. Ich kann mich nicht mal daran erinnern, dass ich sie dir überhaupt ausgezogen habe.“
„Oh doch. Irgendwann zwischen der ersten Runde und der zweiten. Mann, ich dachte, ich müsste explodieren.“
„Jaah … ging mir auch so. Wie sagte man so schön? Wie haben uns buchstäblich um den Verstand gevögelt!“
Leon sah ihn an und prustete los. „Ja, das ist wohl wahr, denn mein Verstand liegt auch noch in der Scheune!“
„Echt? Das ist interessant. Wie geht das?“
„Ich weiß es nicht. Snoopy, tust du mir einen Gefallen?“
„Jeden!“
„Gut, dann halt die Klappe und küss mich.“ Leon schob seine Hand in Ryans Nacken und zog ihn an sich. „Küss mich so, wie vorhin!“
Sie hatten einfach keine Chance. Vielleicht lag es an ihrer Gier, an ihrer Verzweiflung, an der vielen Wut, die sie an diesem Tag gespürt hatten … sie berührten, küssten und streichelten sich die ganze Nacht, ließen sich keine Sekunde Ruhe, bis sie um halb vier in einen erschöpften Schlaf fielen.
Traumlos, aber dennoch unruhig, wälzten sie sich im Bett herum, bis der Wecker klingelte, der Ryan aus dem Schlaf riss - so heftig und abrupt, als hätte man ihm eine kräftige Ohrfeige verpasst. Er rieb sich das Gesicht, stellte das Klingeln ab und sah zu Leon, der sich nicht einmal gerührt hatte. Sanft begann er, dessen Schultern zu küssen, in die weiche Haut des Nackens zu beißen und ihn zu streicheln, bis Leon sich mit geschlossenen Augen umdrehte und Arme und Beine um ihn schlang.
Als sie endlich die Treppe hinunterliefen, waren sie schon hoffnungslos zu spät. Sie nahmen nur von Eileen ihre Sandwiches entgegen, steckten sie in ihre Rucksäcke und verabschiedeten sich.
Ryan setzte sich auf den Beifahrersitz und legte den Kopf zurück. „Gott, ich bin so müde!“, seufzte er.
Leon, der sich gerade anschnallte, lachte leise. „Frag mich mal. Du hast mir absolut keine Pause gegönnt. Ich hatte nicht mal die Wahl.“
„Jaah! Und es war sehr geil!“
„Stimmt. Schnall dich an, Snoopy!“
Ryan griff nach seinem Gurt und hielt inne. „Klar hattest du eine Wahl! Wer hat denn heute Nacht im Bett gesagt: Küss mich so, wie vorhin!?“
„Ich hatte trotzdem keine Wahl. Nicht, wenn du mich so ansiehst!“
Ryan schnallte sich endlich an und beugte sich zu Leon hinüber. „Ach ja? Wie habe ich dich denn angesehen?“, fragte er dreckig grinsend.
„Genau so. Hey, Baby, gönn mir bitte eine Pause. Ich kann nicht mehr!“
Ryan lachte leise auf und gab Leon einen Kuss. „So gefällst du mir. Allerdings sollten wir los, sonst kommen wir doch zu spät!“
Leon startete den Motor und konnte sich ein Grinsen schwer verkneifen.
„Was ist los?“, fragte Ryan amüsiert.
„Ich weiß nicht, aber ich befürchte, wir beide müssen heute mal im Schulkeller verschwinden, weil ich es wahrscheinlich nicht schaffe, meine Hände von dir zu lassen. Ich muss immer an heute Nacht denken.“
Ryan prustete los und schlug sich die Hand auf den Mund. „Sorry!“
„Ja, lach du nur. Ich meine, es war unglaublich. Ich hatte zwischendurch Angst, du willst uns in den Himmel vögeln!“
„Wollte ich auch. Allerdings im übertragenen Sinn.“
„Oh, glaub mir, Snoopy, das hast du geschafft!“ Leon bog auf den Parkplatz ein und hielt an.
„Naja, dann hat meine Mission zumindest Erfolgt gehabt.“
Leon grinste und schnallte sich ab. „Definitiv, Baby!“ Er zog Ryan an sich und küsste ihn zärtlich. „Ich habe kein Problem damit, wenn du heute Abend da weitermachst, wo du heute Morgen aufgehört hast!“
„Geht nicht. Meine Tante und meine Cousine kommen heute Nachmittag an. Ich freu mich schon tierisch auf die beiden.“
„Okay, das ist ein Argument. Wie lange bleiben sie?“
Ryan zuckte mit den Schultern und stieg dann aus. „Keine Ahnung. Ich denke übers Wochenende. Linda muss ja Montag wieder zur Schule.“
„Linda? Wie alt ist sie?“ Leon grinste frech.
„Sie wird nächsten Monat sechzehn. Sie wird dir gefallen!“, lachte Ryan.
„Sieht sie gut aus?“
Ryan nahm seine Hand und langsam liefen sie auf ihre Freunde zu. „Ja, sehr gut.
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