Vaters böser Schatten
zuckte.
„Nicht zu mir!“, gab sie leise zurück.
„Er hat sich sehr verändert“, schloss Dakota.
„Leute, soll ich euch mal etwas sagen?“, erklang wieder Laurens Stimme. „Ich habe echt Angst um ihn. Ich meine … er hat soviel durchgemacht in den letzten Jahren. Er hat so etwas nicht verdient. Er am allerwenigsten!“ Ihre Stimme wurde immer leiser und trauriger. „Wir wissen alle, was bei ihm zu Hause abgegangen ist, doch er wollte ja nie Hilfe. Und jetzt? Jetzt traut sich keiner mehr, ihm Hilfe anzubieten, weil wir nicht wissen, wie er rea…“
„Buster!“ Ryan konnte den Retriever nicht mehr halten, denn eine Katze war aus dem Nichts aufgetaucht, die der Hund unbedingt jagen musste. Ryan rappelte sich auf und schaute an den Büschen vorbei. „Hi, Leute!“
Dakota war die erste, die ihn beinahe ansprang. „Oh Ryan, wir haben uns solche Sorgen gemacht.“
Er legte die Arme um sie, dann um Lauren. „Ja, ich hab’s gehört. Ihr seid echt süß.“ Verstohlen wischte er sich eine Träne aus den Augen. „Buster, verdammt, komm her! Lass das arme Katzenviech in Ruhe!“ Er löste sich von Lauren und lief seinem Hund hinterher.
„Wie geht es ihm?“, fragte Rick.
„Leute, ihr seid unverbesserlich. Wenn ihr etwas von ihm wissen wollt, dann fragt ihn doch!“, sagte Leon kopfschüttelnd.
Ryan kam mit Buster wieder. „So, sitz!“
Buster gehorchte aufs Wort, nun ja, jedenfalls meistens.
„Ryan, wie geht es dir?“, fragte Rick ihn persönlich.
Ryan überlegte und zuckte mit den Schultern. „Ich weiß es nicht so genau. Einerseits bin ich natürlich saufroh da wieder raus zu sein. Ich bin im Moment - Sitz, Buster! - ich bin im Moment auf Kaution frei. Keine Ahnung, wie es weiter geht.“
„Sag mal, Ryan, was hast du nun eigentlich mit dem Zeug in der Tüte vor?“, fragte Leon.
„Oh ja. Also, wir sehen uns morgen, Leute.“ Die drei verabschiedeten sich. „Wenn man durch den Park durchläuft, kommt man doch auch zur Comonwearstreet, oder? Wir müssen nicht zur Straße zurück, nicht wahr?“, fragte er Michelle.
„Himmel, was willst du denn da? Da leben doch nur Penner!“
„Ja, ich weiß und genau da will ich hin. Ihr müsst nicht mitkommen, aber ich muss etwas erledigen.“
„Keine Chance. Allein rennst du da nicht rum“, sagte Michelle entschieden, also gingen sie weiter.
Als sie den Park durchquert hatten, trafen sie bereits auf erste Nachtlager aus Decken und Kisten. Mit starren Mienen gingen sie die Straße entlang. Leon hatte seine Hand um Busters Halsband und Ryan hielt Michelle fest. Traurige, müde und verstörte Blicke streiften die drei Freunde.
„Wir müssen zum Fluss“, sagte Ryan leise. Von weitem konnte er schon die Brücke sehen. In einer Tonne brannte ein helles Feuer, und als sie näher traten, erkannte Ryan Herbert, der mit einer Flasche billigen Whiskey auf dem Boden saß. „Hey, Herbie!“, rief er.
„Herbie?“, fragten Leon und Michelle sich gegenseitig.
„Ryan!“
„Oh, ich bin stolz auf dich. Du kennst meinen Namen noch!“
„Jaah …“ Herbert hickste und setzte sich auf. „Haben sie dich also rausgelassen?“
„Mussten sie, mein Anwalt war da.“
„Das ist gut. Hey, Jungs! Jungs … das ist Ryan!“ Herbert deutete mit zitternden Fingern auf ihn, und zwei alte Männer hoben träge die Köpfe, fielen aber gleich wieder in ihren Rausch.
„Herbie, das sind meine Freunde.“
„Hallo!“, grinste er.
Leon und Michelle hoben irritiert die Hand.
„Ja, sie ist wunderschön!“, zwinkerte Herbert.
„Ja, das ist sie. Ich habe dir etwas zu essen mitgebracht. Wenn du es willst … mein ich.“
„Oh…“ Herbert setzte sich auf und schaute in die Tüte. „Rieche ich Würstchen und Brot?“
„Ja, und Hähnchen und so weiter. Lass es dir schmecken. Ich komm wieder, wenn du magst!“
„Das wäre toll. Und wenn du etwas zu essen dabei hast, wäre es noch besser.“
Ryan lachte leise. „Klar, das sowieso. Warte …“ Er stand auf, holte aus seiner Jackentasche seine Zigaretten und griff dann in Leons Jackentasche.
„Kann ich dir suchen helfen?“, fragte er mit einem schiefen Lächeln.
„Nein, gib mal deine Zigaretten her.“
Leon zog sie aus der anderen Jackentasche. „Das sind meine letzten.“
„Wir kaufen neue.“ Ryan gab sie Herbert, der sie mit strahlenden Augen anstarrte. „Gut, dann bis bald. Ich komm wieder!“
„Bis bald.“ Herbert stürzte sich auf den Inhalt der Tüte, als die drei den Rückweg
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