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Vaters böser Schatten

Vaters böser Schatten

Titel: Vaters böser Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. Dankert
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sterben. Obwohl er wusste, dass er mehr als zornig sein sollte, empfand er nur unendliche Schmerzen. Vielleicht war es Wut, was ihm im Bauch solche Schmerzen bereitete, vielleicht war es aber auch die Trauer, vielleicht alles zusammen.
    Auf Ashley hatte er richtig reiten gelernt. Sie war jeden Morgen sofort zum Anbinder gekommen, wenn er das Haus verlassen hatte, und sein erster Weg war immer der Anbinder, nur um sie zu begrüßen. Mehr als an jedem anderen Pferd hing an ihr sein Herz. Er konnte es einfach nicht glauben, dass sie weg war.
    Wie lange Ryan am Bach saß, wusste er nicht, doch plötzlich überkam ihn eine schwere Müdigkeit. Er stand langsam auf und machte sich auf den Weg zum McCoy-Hof. Obwohl ein fremdes Auto auf dem Hof stand, registrierte er es gar nicht.
    Eileen hatte ihn aus dem Küchenfenster gesehen und war gleich aus dem Haus gestürmt. „Ryan, meine Güte! Ist alles okay?“
    „Ja, na ja … es geht so. Ich hab’s nicht mehr ausgehalten.“ Er sank auf die Bank neben dem Eingang, und wieder konnte er die Tränen nicht aufhalten. Seine Mutter setzte sich neben ihn und plötzlich legte er seinen Kopf in ihren Schoß - so wie früher, als er noch ein kleines Kind gewesen war. Er weinte und weinte und hatte das Gefühl, nie wieder aufhören zu können. Er spürte die ruhige Stimme seiner Mutter, die streichelnde Hand in seinem Haar und glaubte einen Moment, wieder sieben Jahre alt zu sein, als er plötzlich fremde Stimmen vernahm.
    „Oh, Mum! Das ist nur ein Freund, mehr nicht!“,
    Ryan hob den Kopf und sah in die erschrockenen Gesichter seiner Cousine und deren Mutter.
    „Ryan … geht es dir gut?“, erkundigte sich seine Tante Sandra.
    „Mum, was für Fragen stellst du denn? Glaubst du, Ryan weint aus Spaß an der Freude?“
    Mit einem scheuen Lächeln wischte sich Ryan das Gesicht ab und blinzelte seine Cousine gegen die Sonne an. „Hi!“
    „Hey, Ryan.“ Linda lächelte und biss sich auf die Unterlippe. Es war deutlich zu erkennen, wie unangenehm ihr die Situation war.
    „Oh Mann … tut mir leid!“ Er stand auf, umarmte erst seine Tante, anschließend seine Cousine kurz und wandte sich dann aber seiner Mutter zu. „Mum, ich hoffe, es stört niemanden, wenn ich mich hinlege. Ich bin furchtbar müde.“
    „Nein, mach dir bitte keine Gedanken. Schlaf ein wenig. Kommt Leon nach der Schule her?“
    „Ich hoffe doch mal. Bis später.“ Er hob kurz die Hand und wollte schon ins Haus, als Eileen ihn zurückhielt.
    „Schatz, wie wäre es mit einem heißen Kakao? Er beruhigt die Nerven, wie du weißt.“
    „Das wäre klasse, Mum. Danke!“ Er gab ihr einen Kuss auf die Stirn und ging ins Haus. Schnell war er in seinem Zimmer, hatte seine Jacke ausgezogen und sich samt Schuhen aufs Bett fallen lassen. Es war unvorstellbar, wie schwer sich sein Körper anfühlte, aber nach der Nacht wunderte es ihn gar nicht.
    Eileen holte indes eine Tasse heiße Milch aus der Mikrowelle, gab einen Schuss Sahnelikör hinzu und rührte Kakaopulver unter. „Euer erstes Zusammentreffen nach all den Jahren war nicht so toll, was, Linda?“
    „Nein, aber wenn ich mir überlege, was er alles durchgemacht hat, geht es ihm doch noch verhältnismäßig gut, oder?“
    „Ich weiß es nicht. Ich denke, er überspielt vieles. Linda, warum nimmst du nicht den Kakao und bringst ihn nach oben? Dann habt ihr ein paar Minuten für euch.“
    Linda zögerte. Sie war sich nicht sicher, ob es Ryan recht sein würde.
    „Na los, er beißt nicht!“, lächelte Eileen.
    „Das habe ich auch nicht angenommen“, grinste Linda und stand auf. Mit der Tasse Kakao stieg sie behutsam die Treppe hinauf und klopfte leise an die Tür.
    „Komm rein!“
    Vorsichtig öffnete sie und lächelte, als sie Ryan völlig matt auf dem Bett liegen sah.
    Der rappelte sich allerdings schnell auf. „Oh, hi!“
    „Das Hi hatten wir schon!“, sagte sie und stellte die Tasse auf den Nachttisch.
    „Sorry.“ Ryan rieb sich das Gesicht und überlegte kurz, klopfte dann aber doch auf sein Bett, um Linda anzudeuten, dass sie sich setzen könne.
    „Wie geht es dir wirklich, Ryan?“
    Ryan seufzte leise und zuckte die Schultern. „Ganz ehrlich? Ich habe keine Ahnung. Ich meine, vor zwei Tagen war ich noch mit meinen Freunden in Saither Hill und nun … ich habe das Gefühl, meine Welt bricht zusammen. Ich war im Knast. Volle acht Stunden. Vielleicht war es mehr, vielleicht weniger. Ich weiß es nicht. Ich bin einfach nur ziemlich geschafft.“ Ryan

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