Vegas Vampires 04 - Was sich liebt, das beißt sich
überprüfte ihre Anrufliste. Robertos Nummer. Was sonst? Sie hatte die Regeln verändert, und es gefiel ihm nicht. Trotz dem, was sie Ethan hatte glauben lassen, hatte sie nicht vor, auch nur einen Anruf von Roberto entgegenzunehmen, und lieber würde sie nach einem fehlgeschlagenen Enthauptungsversuch in der brennenden Wüstensonne verhungern, als je wieder Sex mit ihrem Ex zu haben.
Sie wusste, wo sein Penis in den dreihundert Jahren seit ihrer Scheidung gewesen war. Überall. Ein paar Dutzend Mal um den Block. Und er hatte in jedem Striplokal und in jedem Puff unterwegs haltgemacht.
Wenn sie je wieder Sex haben würde, was stark zu bezweifeln war, dann gewiss nicht mit Roberto.
Die Fahrstuhltüren öffneten sich.
Gwenna stieg ein.
Ihr Blick landete auf einem auf lässige Art gut aussehenden Mann, der sich an die rückwärtige Aufzugwand lehnte. Seine Augen waren rot und seine Miene verzweifelt. Toll. Gerade hatte sie für zwei Minuten fast vergessen, dass sie statt Slash zu treffen ein Mordopfer gefunden hatte, da tauchte der Cop, der sie offensichtlich für eine Idiotin hielt, wie aus dem Nichts auf, um sie daran zu erinnern. »Detective Thomas?«
Das Handy in ihrer Hand klingelte erneut.
Verdammt. Schon wieder Roberto.
»Gwenna Carrick.« Detective Thomas seufzte verzweifelt. Seine Stimme klang wütend und rau.
Am Tatort hatte er keine Geduld mit ihr gehabt, dessen war sie sich bewusst gewesen, aber jetzt war sein Tonfall anders, härter. Gwenna bemerkte Tränen in seinen Augen und dass er vor Kummer seine Schultern angespannt hatte. Er schien unter Schock zu stehen.
»Geht es Ihnen gut?«, fragte sie. Ihr Handy klingelte unaufhörlich. Es war laut und lästig in dem ansonsten stillen Aufzug.
Trotz der Tatsache, dass er so aussah, als würde er jeden Moment zusammenbrechen, zuckte er bloß die Achseln. »Es ging mir schon besser. Und Ihnen? Haben Sie noch mehr Tote gefunden, seit wir uns zuletzt gesehen haben?«
Gwenna runzelte die Stirn. Er wollte ihr Mitgefühl also nicht. Er stand offensichtlich emotional auf der Kippe, und vielleicht war es ihm peinlich. Instinktiv unterdrückte sie den mütterlichen Drang, ihn zu berühren.
Wenn er sie jetzt schnippisch haben wollte, dann konnte sie auch das. »Nein, keine Toten mehr. Dabei habe ich mir Mühe gegeben.«
3
Nate Thomas stieß ein raues Lachen aus und wischte sich mit der Hand über den Mund. Oh Gott! Als wäre sein Tag nicht schon schlimm genug. Jetzt hatte ihn die Blondine vom Bahnhof auch noch fast beim Weinen erwischt.
Aber wenigstens hatte sie sein Unbehagen bemerkt und ging nicht weiter drauf ein. Es klang nicht so, als ob sie ihn fragen wollte, warum er hier im Aufzug fast heulte.
»Warum sind Sie nicht rangegangen?« Ihm fiel auf, dass sie ihr Handy so fest umklammerte, dass ihre Fingerknöchel weiß hervortraten.
Es beruhigte ihn, sie zu beobachten, ihr Verhalten zu erforschen, Überlegungen anzustellen, was sie hier im Krankenhaus zu suchen und mit dem Opfer auf dem Bahnhof zu tun hatte. Irgendwas an ihr stimmte nicht, doch er kam nicht drauf, was es war. Sein Bestreben, es herauszufinden, ließ ihn vielleicht vergessen, weshalb er selbst hier im Krankenhaus war.
Sie senkte den Blick auf ihr Handy und schüttelte den Kopf. »Jemand, mit dem ich nicht sprechen möchte.«
Jemand, auf den sie wütend war, wenn er die roten Flecken auf ihren Wangen richtig deutete. Auch ihr langes, welliges Haar war zerzaust, als hätte sie es sich irritiert gerauft.
»Wer? Ihre Mutter?« Das war üblicherweise die Person, die ihn am meisten nervte.
Sie schüttelte leicht den Kopf. »Schön wär’s.« Sie zögerte für den Bruchteil einer Sekunde, dann fügte sie hinzu: »Mein Exmann.«
»Ah.« Das erklärte ihre Verteidigungshaltung – durchgedrückter Rücken, hochgerecktes Kinn, zurückgezogene Schultern.
Die Tür öffnete sich im Erdgeschoss, aber sie stieg nicht aus. »Wir sind da.« Er deutete in die Lobby. Ihre Art, ihn anzusehen, gefiel ihm gar nicht.
Als ob sie ihn nicht länger als einschüchternd empfinden würde, als eine Autoritätsperson, sondern als ob sie ihn bemitleiden würde.
»Es tut mir leid«, sagte sie. »Was auch immer es ist, es tut mir leid.«
Er gab nicht vor, sie nicht zu verstehen. Dafür war er zu verletzt, stand viel zu sehr auf der Kippe. »Ja. Mir auch.«
Sie zögerte wieder, doch dann verließ sie den Aufzug und wandte ihm den Rücken zu. In ihrer Hand klingelte wieder ihr Handy. »Shit«, flüsterte sie,
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