Velten & Marcks - Mordfall Tina Hofer (German Edition)
tut. Und wir haben keinen Zweifel daran, dass Tina Hofer vorsätzlich ermordet wurde, weil sie für die Drahtzieher zu einer Gefahr geworden war.“
Dubois hatte den Ausführungen schweigend zugehört. Er wirkte immer noch eher verärgert als besorgt. „Und was hat das alles mit mir zu tun?“
„Dem Morgenkurier liegen umfangreiche Aufzeichnungen aus dem Besitz von Tina Hofer vor“, erklärte Katja. „Aus ihren Notizen geht hervor, dass sie eine Person, die sie als RD bezeichnete, für die zentrale Figur bei den illegalen Schiebereien hielt. RD musste eine Position bekleiden, von der heraus es möglich war, Einblick in die Angebote von Leonhards Konkurrenten zu erlangen und direkt Einfluss auf städtische Bauprojekte zu nehmen.“
Dubois lief rot an: „Wollen Sie allen Ernstes behaupten, ich hätte etwas mit diesen angeblichen korrupten Machenschaften zu tun?“
„Tina, Frau Hofer, war RD auf der Spur“, fuhr Katja unbeeindruckt fort. „Das ist ihr zum Verhängnis geworden.“
Der Oberbürgermeister sprang auf: „Mord? Sie werfen mir einen Mord vor?“
„Setzen Sie sich wieder hin!“, wies ihn Susanne in einem Tonfall an, der keinen Widerspruch duldete. Am ganzen Körper bebend ließ sich Dubois wieder auf seinen Stuhl sinken. Schweißtropfen standen auf seiner Stirn.
„Du warst vor zwanzig Jahren leitender Mitarbeiter des Bauamtes“, sagte Regina Kerner mit schneidender Stimme. „Später wurdest du zum Amtsleiter befördert. Du hattest maßgeblichen Einfluss auf alle Bauvorhaben der Stadt, nicht zuletzt auf die Pfaffenwiese , die du allen Bedenken zum Trotz vehement befürwortet hast. Und du bist heute als Verwaltungschef in der Position, jederzeit Einblick in laufende Ausschreibungen zu nehmen und Leonhard über die Angebote der Wettbewerber zu informieren.“
„Das ist ungeheuerlich“, keuchte Dubois. Er riss seinen Krawattenknoten auf und öffnete den obersten Hemdknopf. Dann deutete er mit dem Zeigefinger abwechselnd auf Velten und Katja: „Wenn Sie mich in Ihrer Zeitung auch nur mit einem Wort im Zusammenhang mit diesen absurden Beschuldigungen erwähnen, werde ich Sie und Ihren Verlag vor Gericht auseinandernehmen. Sie werden ...“
„Seien Sie versichert, dass niemand zu Unrecht beschuldigt werden wird“, unterbrach ihn Germann gelassen. „Frau Marcks, Herr Velten, machen Sie bitte weiter.“
Katja setzte ihre Erläuterungen fort. „Wir sind im Besitz eines Computers aus dem Nachlass von Tina Hofers Vater. Darauf befindet sich eine Datei, die sie vor zwanzig Jahren mit einem Passwort verschlüsselt hat. Es liegt nahe, dass dieses Dokument die entscheidenden Ergebnisse ihrer Arbeit enthält. Wir haben vergeblich versucht, den Zugangscode zu knacken. Gestern überraschten wir im Pressehaus einen Einbrecher, der sich an dem Computer zu schaffen gemacht hat. Leider ist er uns entkommen.“
„Ich nehme an, dass Sie mich auch dafür verantwortlich machen“, ätzte Dubois.
„Tina Hofer hatte sich eine Eselsbrücke notiert, um sich das Passwort für die Datei merken zu können“, erklärte Katja, ohne auf seine rhetorische Frage einzugehen. „Es lautete RDKIND . Wir nahmen an, dass es sich dabei um Ihre Tochter Jessica handelt. Ich habe vor einigen Tagen mit allen möglichen Schreibweisen dieses Namens versucht, das Dokument zu öffnen, doch es gelang mir zunächst nicht.“
Dubois schnaubte. „Natürlich nicht. Da ich nicht dieser RD bin, kann das Passwort auch nicht Jessica lauten.“
„Gestern gab ich den Namen und das Geburtsjahr Ihrer Tochter erneut ein. Mit dem Passwort JESSICA90 ließ sich die Datei problemlos öffnen. Das war merkwürdig. Ich hätte schwören können, dass ich es mit dem gleichen Code zuvor bereits versucht hatte, allerdings erfolglos. Wie auch immer, das Schriftstück ist jetzt lesbar. Aus dem Dokument geht zweifellos hervor, dass Sie seinerzeit mit Hagen Leonhard gemeinsame Sache gemacht haben. Außerdem steht darin, dass Sie Tina Hofer kurz vor ihrem Tod bedroht und körperlich attackiert haben.“
„Ich kann das nicht glauben“, rief Regina Kerner. „Roland, ich hätte dir so etwas niemals zugetraut.“
„Das ist alles gelogen!“ Dubois war außer sich.
„Das ist es in der Tat“, gab ihm Germann recht. Dubois und die Eiserne Regina sahen ihn mit offenem Mund an. Der Staatsanwalt zog einen Ausdruck der Datei aus einer Aktenmappe und legte sie auf den Tisch: „Dieses Dokument, das Roland Dubois schwer belastet, ist eine
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