Velten & Marcks - Mordfall Tina Hofer (German Edition)
entschieden. Glatthaar.“
„Niedlich, aber ziemlich lebhaft. Hat er schon einen Namen?“
„Ahab vom Eschbachtal.“
„ Ahab ?“
„Er hinkt ein bisschen. Man merkt es aber kaum. Die Züchterin sagte, das könne sich vielleicht noch auswachsen.“
„Ihr schenkt Lukas einen hinkenden Hund?“ Katja prustete los.
Auch Velten musste grinsen: „Nina sah den kleinen Kerl und es war um sie geschehen. Als die Züchterin dann noch erklärte, dass sich kaum Käufer für Welpen mit einem kleinen Handicap finden, war sie wild entschlossen, Ahab zu retten.“
„Es ist natürlich eure Entscheidung, aber Ahab ist nicht wirklich ein guter Name für einen Hund“, meinte Katja vorsichtig. „Selbst wenn er lahmt. Wenn er wenigstens ein künstliches Bein aus Walknochen hätte …“
„Die Welpen bekommen dort Namen nach dem Alphabet. Bei diesem Wurf war eben das A an der Reihe, und da er ein ganz klein wenig hinkt ... Aber wir werden den Namen natürlich noch ändern.“
„Ein Glück. Er würde sonst in der Welpenschule sicher ständig gehänselt werden. Velten? Was ist mit dir?“
Er starrte sie mit weit aufgerissenen Augen an.
„Velten?“
„Ich glaube, wir müssen mit unserem Manuskript für morgen noch einmal ganz von vorne anfangen.“
„Das ist doch nicht dein Ernst.“
„Und ob“, flüsterte er tonlos.
- - -
Velten und Katja saßen an diesem Montag zum dritten Mal innerhalb weniger Tage im Konferenzraum des Waldenthaler Rathauses. Allerdings war die Besetzung dieses Mal eine völlig andere als bei den vorherigen Terminen. Sie waren die einzigen Medienvertreter. Am Kopfende saß wie üblich der Oberbürgermeister, jedoch ohne Flankenschutz durch den städtischen Pressesprecher. Ihm direkt gegenüber, am anderen Ende des wuchtigen Tischs, hatte Regina Kerner Platz genommen, die von ihrem Assistenten Jörg Schindhard begleitet wurde. Die Stühle an der Fensterseite, gegenüber von Velten und Katja, hatten Susanne und Philip Germann eingenommen.
Roland Dubois hatte den Einmarsch von Journa listen, Staatsanwaltschaft und Kriminalpolizei überrascht aber ohne jeden Kommentar verfolgt. Er witterte, nicht zu Unrecht, eine Verschwörung durch die Fraktionsvorsitzende Regina Kerner und bedachte sie mit teils lauernden, teils besorgten Blicken.
Die Luft knisterte förmlich, als der Oberbürgermeister schließlich das Wort ergriff: „Ich war der Meinung, dass dies ein Gespräch zu dritt werden würde. Doch statt Hagen Leonhard sitzen Presse, Polizei und Justiz mit uns am Tisch, Regina. Ich verlange eine Erklärung.“
Die Politikerin, ganz in dramatisches Schwarz gekleidet, musterte ihren Parteifreund kalt. „Die Änderung der Teilnehmerrunde war angesichts der Ereignisse und Erkenntnisse der zurückliegenden Tage leider unvermeidlich. Allerdings bin ich von der Anwesenheit von Frau Staller und Herrn Germann auch überrascht worden. Und ich habe keine Ahnung, wo Leonhard abgeblieben ist.“
„Ich kann Ihre Irritation verstehen und bitte für unser unangemeldetes Erscheinen um Verständnis“, schaltete sich der Staatsanwalt ein. „Die Chancen stehen gut, dass heute mehrere offene Kriminalfälle aufgeklärt werden können. Daher hat uns Herr Velten gebeten, ihn hierher zu begleiten.“
Dubois wandte sich den beiden Journalisten zu: „Nun gut, wie es aussieht, habe ich Ihrer Zeitung diese merkwürdige Veranstaltung zu verdanken. Ich schlage vor, Sie erklären mir, was es mit dieser Farce auf sich hat.“
„Sehr gerne, Herr Oberbürgermeister“, antwortete Velten. „Es wird Sie vermutlich nicht überraschen, dass unsere Recherchen und die Nachforschungen der Polizei ihren Anfang bei dem Erdrutsch nahmen, der sich vor einer Woche an der Zufahrt zum Industriepark Pfaffenwiese ereignet hat und der die sterblichen Überreste der früheren Kurier -Redakteurin Tina Hofer zutage förderte.“ Velten erläuterte ausführlich, was sich seit dem vergangenem Montag ereignet hatte. Er schilderte, wie sich nach und nach herauskristallisierte, dass Tina vor zwanzig Jahren offenbar glaubte, einer groß angelegten Verschwörung Hagen Leonhards mit einem zunächst unbekannten Mitarbeiter der Verwaltung auf die Schliche gekommen zu sein.
Philip Germann ergänzte Veltens Schilderungen um die damaligen Ermittlungsergebnisse der Staatsanwaltschaft. „Wir sind sicher, dass ein illegales Netzwerk zum Nachteil der Stadt Waldenthal Bauaufträge in Millionenhöhe verschoben hat und das wahrscheinlich noch immer
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