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Venetia und der Wuestling

Venetia und der Wuestling

Titel: Venetia und der Wuestling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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uralten Wegrecht, aber Venetia, die mit dem Verwalter des Lord Damerei auf vorzüglichem Fuß verkehrte, stand es frei, auf Damereis Domäne herumzustreifen, wo sie wollte, wie Flurry sehr gut wusste. Erholt durch das kurze Zwischenspiel im Heckenweg, raste er in Richtung der Wälder davon, die sich über einen sanften Abhang zu dem Fluss hinabzogen, der sich durch die Gründe der Priory schlängelte. Jenseits des Flusses lag die Priory selbst, ein weit ausladendes Gebäude, das in Tudorzeiten auf den Grundfesten des ursprünglichen Baues errichtet und später erweitert worden war und von dem es hieß, es stecke ebenso voll von einem Schatz an Vertäfelungen wie einer Menge Unbequemlichkeiten. Um das Haus kümmerte sich Venetia nicht, aber die Gründe waren jahrelang die Lieblingsschlupfwinkel der drei jungen Lanyons gewesen. Sir Francis' Grillen hatten ihn immerhin nicht dazu verführt, seinen Besitz zu vernachlässigen, den er in vorzüglicher Ordnung hielt. Seine Kinder aber zogen es vor, Abenteuer in weniger gepflegter Umgebung zu suchen. Die Wälder der Priory, eine Art Wildnis, entsprachen genau jugendlichen Vorstellungen davon, was romantisch-abenteuerlich ist, und wenn es auch Venetia, als sie erwachsen war, für einen Jammer hielt, dass der Besitz so vernachlässigt war, so behielt er doch immer noch seinen Zauber für sie, und sie wanderte oft hier herum. Da sein Besitzer nur sehr selten herkam, konnte sie es dem ungehorsamen Flurry erlauben herumzustreifen, wie er wollte, Kaninchen zu jagen und Fasane aufzuscheuchen, ohne die Gefahr, dass er Zorn auf sein Haupt lud. Der Verruchte Baron, wie sie vor langer Zeit Lord Damerei getauft hatten, würde es weder erfahren, noch würde es ihn kümmern - die einzige Gesellschaft, die er je in die Priory mitgebracht hatte, war bestimmt keine Jagdgesellschaft gewesen.
    Seine Familie war alt und vornehm, aber den derzeitigen Träger des Titels hielten die Ehrbaren für den einzigen schwarzen Fleck der Umgebung. Es war geradezu eine Ungehörigkeit, seinen Namen in anständiger Gesellschaft zu erwähnen. Unschuldige Erkundigungen der Kinder, die wissen wollten, warum Lord Damerei eigentlich nie in der Priory lebte, wurden unterdrückt. Man sagte ihnen, sie seien zu jung, um das zu verstehen, und dass sie durchaus nicht über ihn nachzudenken und noch weniger über ihn zu sprechen brauchten - es sei zu befürchten, dass Seine Lordschaft kein wirklich guter Mensch wäre; und jetzt sei es genug, und sie sollten laufen und spielen gehen.
    Das war, was Miss Poddemore Veneria und Conway sagte, und natürlich spekulierten sie über die mögliche - und auch unmögliche - Art der Verbrechen Seiner Lordschaft und schufen sehr schnell eine Gestalt düsterer Romantik aus Miss Poddemores geheimnisvollen Äußerungen. Es dauerte Jahre, bevor Venetia entdeckte, dass Damereis Schurkerei nichts so Entsetzliches wie Mord, Verrat, Piratentum oder Straßenräuberei enthielt und eher schmutzig als romantisch war.
    Das einzige Kind von Eltern vorgerückten Alters, hatte er kaum eine diplomatische Karriere eingeschlagen, als er sich auch schon Hals über Kopf in eine verheiratete Dame von Rang verliebte und mit ihr durchbrannte, auf diese Weise seine eigene Zukunft ruinierte, das Herz seiner Mama brach und die Ursache war, dass sein Papa einen Schlaganfall erlitt, von dem sich dieser nie mehr ganz erholte.
    Ja, da diesem drei Jahre später ein zweiter und tödlicher Schlaganfall folgte, war es nicht zu viel gesagt, dass ihn die schockierende Affäre tatsächlich umgebracht hatte.
    Jede Erwähnung seines Erben war in seinem Haushalt verboten gewesen. Nach seinem Tod lebte seine Witwe, die für Venetia Sir Francis Lanyon deutlich verwandt zu sein schien, halb abgeschlossen in London und besuchte die Besitzungen im Yorkshire nur sehr selten. Was den neuen Lord Damerei betraf, gab es zwar sehr viele Gerüchte über seine späteren Handlungen, aber niemand wusste wirklich, was mit ihm geschehen war, denn sein skandalöses Benehmen war mit dem kurzlebigen Frieden von Amiens zusammengefallen, und er hatte seine gestohlene Herzensdame aus dem Land verschwinden lassen. Alles, was nachher von ihr bekannt wurde, war, dass ihr Gatte eine Scheidung verweigert hatte. Wie lange sie bei ihrem Liebhaber geblieben war, ob sie geflohen waren, als der Krieg wieder ausbrach, sowie ihr endgültiges Schicksal waren Probleme, über die viele Vermutungen angestellt wurden. Deren populärste war die, dass sie von ihrem

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