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Venetia und der Wuestling

Venetia und der Wuestling

Titel: Venetia und der Wuestling
Autoren: Georgette Heyer
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sorgfältiger studieren muss."
    „Ich vermute, dass Sie Ihre Zeit selten so nützlich verwendet haben!"
    „Wer sind Sie?", fragte er abrupt. „Ich habe Sie für eines der Dorfmädchen gehalten - wahrscheinlich die Tochter eines meiner Pächter."
    „Nein, wirklich? Nun, wenn Sie sich auf diese Art bei den Dorfmädchen aufzuführen gedenken, werden Sie hier nicht viel Gelegenheit finden!"
    „O nein, die Gefahr ist eher, dass ich zu viel davon finden könnte!", gab er zurück.
    „Wer sind Sie? Oder sollte ich mich Ihnen zuerst vorstellen? Ich bin nämlich Damerei."

    „Ja, das habe ich gleich zu Beginn unserer entzückenden Bekanntschaft angenommen. Später war ich sicher."
    „Oh, oh - ,Mein Ruf, Jago, mein Ruf!'", rief er aus und lachte wieder. „Schönes Verhängnis, Sic sind das ungewöhnlichste Frauenzimmer, dem ich in meinen ganzen achtunddreißig Jahren begegnet bin."
    „Sie können sich nicht vorstellen, wie tief ich geschmeichelt bin!", versicherte sie ihm. „Es würde mir bestimmt total den Kopf verdrehen, hätte ich nicht den Verdacht, dass unter so vielen Ihrem Gedächtnis etwa ein Dutzend entfallen sind."
    „Eher einhundert! Soll ich eigentlich Ihren Namen nie erfahren? Ich werde es doch, wie Sie wissen, ob Sie ihn mir sagen oder nicht!"
    „Das werden Sie ohne die geringste Schwierigkeit. Ich bin in diesem Lande viel besser bekannt als Sie, denn ich bin eine Lanyon of Undershaw!"
    „Höchst eindrucksvoll! Undershaw? O ja! Ihr Besitz liegt neben dem meinen, nicht?
    Ist es eine Gewohnheit von Ihnen, ohne jede Begleitung herumzuwandern, Miss Lanyon?"
    „Ja - außer natürlich, wenn ich gewarnt wurde, dass Sie in der Priory sind!"
    „Gehässige kleine Katze!", sagte er anerkennend. „Wie zum Teufel hätte ich Miss Lanyon of Undershaw in einem verdrückten Kleid und einem Strohhut erkennen sollen, und sogar ohne die Begleitung ihrer Jungfer?"
    „Oh, soll ich darunter verstehen, dass Sie, hätten Sic meinen Stand gewusst, mich nicht belästigt hätten? Wie ritterlich!"
    „Nein, nein, ritterlich bin ich nicht!", sagte er, sie verspottend. „Die Anwesenheit Ihrer Jungfer hätte mich im Zaum gehalten, nicht Ihr Stand. Ich beklage mich ja nicht, aber ich staune über den Wagemut einer solchen kleinen Schönheit, dass sie allein herumstreift. Oder wissen Sie nicht, wie wunderschön Sie sind?"
    „Doch", antwortete Venetia und nahm ihm damit den Wind aus den Segeln. „,Item zwei Lippen, blasses Rot .'"
    „O nein, Sie irren sich ganz und gar und haben sich außerdem an den falschen Dichter gewandt! ,Wie Rosenknospen sehen sie aus, gefüllt mit Schnee.'"
    „Ist das aus ,Reife Kirschen'?", fragte sie. Er nickte und unterhielt sich sehr über ihren plötzlich konzentrierten Blick. Dann funkelten ihre Augen vor Triumph; sie lachte glucksend und gab zurück: „Dann weiß ich, was nachher kommt! ,Doch kann kein Peer noch Prinz sie ersteh'n, wenn sie nicht selber danach fleh'n!' Lassen Sie sich das also eine Lehre sein, aufzupassen, welche Dichter Sie wählen!"
    „Aber Sie sind ja bezaubernd!", rief er aus.
    Sie streckte schnell die Hände vor sich, um ihn von sich abzuhalten. „Nein!"
    Er packte ihre Handgelenke, bog sie hinter ihren Rücken, hielt sie fest und drückte sie so Brust an Brust an sich. Ihr Herz schlug schnell, sie war atemlos, fürchtete sich aber nicht.
    „Ja!", sagte er, immer noch spöttisch. „Sie hätten eben davonlaufen sollen, mein Goldmädchen, solange Sie noch eine Chance dazu hatten!"

    „Ich weiß, das hätte ich tun sollen, und ich weiß überhaupt nicht, warum ich es nicht getan habe", antwortete sie, unheilbar aufrichtig.
    „Ich könnte es vielleicht erraten."
    Sie schüttelte den Kopf. „Nein. Nicht wenn Sie meinen, weil ich wollte, dass Sie mich wieder küssen, denn das will ich gar nicht. Ich kann Sie nicht davon abhalten, weil ich so viel weniger stark bin als Sie. Sie brauchen nicht einmal zu fürchten, dass Sie dafür zur Rechenschaft gezogen werden. Mein Bruder ist ein Schuljunge und - sehr lahm. Vielleicht wissen Sie das schon?"
    „Nein, und ich bin Ihnen sehr verbunden, dass Sie mir das sagen! Ich sehe, ich brauche keine Gewissensbisse zu haben."
    Sie schaute prüfend zu ihm auf und versuchte seine Gedanken zu lesen, denn obwohl er spottete, hatte sie das Gefühl, dass seine Stimme etwas bitter klang. Als sie ihm aber in die Augen starrte, sah sie, dass sie lächelten und trotzdem wild waren, und ein Vers von Byron blitzte in ihr auf: ,Ein Teufel lächelte
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