Venezianische Verführung (German Edition)
so.«
»Es ist eine Pflichtehe. Wenn die Kinder älter sind, dann verlasse ich sie und ziehe mich mit dir auf meinen Landsitz zurück. Ich habe etwas gespart und . . . «
»Daher wolltest du mich deiner Familie nicht vorstellen.«
»Du musst verstehen, dass ich Rücksicht auf meine Kinder nehmen muss.«
»Rücksicht? Schöne Rücksicht nimmst du! Verschwinde aus meinem Garten, du Lügner!«
Marlo machte keine Anstalten, zu gehen. Stattdessen kam er näher. »Es tut mir so leid, Aurora, aber ich liebe doch nur dich.« Er wollte sie an sich ziehen, doch Aurora stieß ihn von sich.
»Mir auch. Es tut mir leid, mich mit dir eingelassen zu haben. Hinaus!«
Als er sie an sich zog, küsste und ihre Brust entblößte und knetete, hatte sie genug. Die Wut kochte in ihr hoch. Sie holte mit ihrem Schirm aus.
»Aber nicht doch, mein Täubchen.« Überrascht tat er einen Schritt rückwärts.
»Dies ist für deine Lügen.« Sie schlug erneut zu.
»Und dies dafür, dass du mich zur körperlichen Liebe überreden wolltest, obwohl du wusstest, dass es keine Zukunft für uns gibt.«
Erneut holte sie mit dem Schirm aus. »Dies ist dafür, dass du deine Frau betrügst.«
Sie schlug wieder zu. »Dies ist für deine Kinder, die du vernachlässigst, während du unter fremde Röcke kriechst.«
Marlo klopfte ein Staubkorn von seinem Justeaucorps. »Das wirst du bereuen.« Endlich ging er davon.
»Ich befürchte, Sie benötigen einen neuen Schirm, Siorina.«
Aurora fuhr herum und erblickte einen blonden Mann, der ihr zunickte und ins Haus eilte. Verdammt! Ein Kunde oder Geschäftspartner Leandros war Zeuge ihrer Taten geworden. Wie viel hatte er gehört und gesehen?
* * *
Am nächsten Tag saßen Aurora, Leandro und ihr Gast im blauen Salon. Leandro lächelte. »Verzeihe, Aurora, dass ich dir meinen Geschäftspartner noch nicht vorgestellt habe. Dies hier ist Giovanni Odero, ein Mann von bester Herkunft. Zudem ist er nur vier Jahre älter als du und garantiert ledig. Giovanni, dies ist meine Nichte Aurora.«
Giovanni lächelte. »Ich hatte bereits das Vergnügen, sie kennenzulernen.«
Aurora errötete bei der Erinnerung an die peinliche Situation am Vortag. Offenbar mißdeutete Leandro ihre Reaktion, denn er hob fragend eine Augenbraue. »So, ihr kennt euch also bereits.«
»Nicht so, wie du denkst«, sagte Aurora. Sie warf einen scheuen Seitenblick zu Giovanni. Er gefiel ihr durchaus, groß, dunkelblond und gut aussehend wie er war, mit seinen grünen Augen und dem klassischen Profil. Zudem hatte er sie nicht an Leandro verraten. Dennoch musste Aurora ihren Onkel einfach provozieren.
»Dein Geschäftspartner,« sagte Aurora. »Das Geschäft ist wohl alles?«
Leandro betrachtete sie unter halbgeschlossenen Lidern. »Nicht alles, doch viel. Er ist ein Mann von bestem Ruf und Leumund. Keine Schulden und Vergehen lasten auf ihm. Er wird eines Tages eine Zweigstelle meines Unternehmens leiten.«
»Deines Unternehmens?«
»Auch ich habe eine Druckerei.«
»Du bist also von der Konkurrenz.«
Leandro schüttelte den Kopf. »Nein, wir stellen illustrierte Bücher her.
Die Landkartenherstellung wäre aber eine gute Ergänzung.« »Daher willst du deinen Partner mit mir verheiraten. Wie berechnend!«
Leandro klopfte mit den Fingerspitzen gegen sein Weinglas. »So wie es der letzte Wunsch deines Vaters war. Er wollte dich versorgt und beschützt sehen.«
Giovanni räusperte sich, wohl um ein Lachen zu unterdrücken. »Verprügelt sie ihre Männer häufiger?« fragte er.
Leandro sah ihn verständnislos an. »Verprügeln?«
Aurora wollte vor Scham in den Boden versinken, dennoch hob sie stolz ihren Kopf. »Marlo hat es nicht anders verdient.« Sie wandte sich an Leandro. »Ich verabscheue deine Kuppelei. Wenn ich heirate, dann aus Liebe.«
Leandro schüttelte den Kopf. »Du liest zu viele von diesen Schundromanen. Du bist eine Träumerin, Aurora. Man heiratet, um Vermögen zu mehren und Firmen zusammenzuführen.«
»Dann bin ich eben eine Träumerin.«
»Von Träumen wird die Druckerei nicht weitergeführt.«
»Doch Träume haben sie erschaffen. Alles, was es jetzt gibt, hat sich irgendjemand einmal ausgedacht. Ohne Träume und Visionen gäbe es nichts.«
»Gefällt dir Giovanni?«
Aurora ließ ihren Blick über den Mann schweifen. »Er sieht gut aus, doch zieht es mich nicht zu ihm hin.« Nicht so, wie es sie zu Leandro hinzog. Sie war verloren, wenn sie dies nicht bald überwand.
Giovanni verschränkte
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