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Venice Beach

Venice Beach

Titel: Venice Beach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Besson
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gemacht.
     
    Laura hat mich nichts gefragt. Sie hat gleich gesehen, dass ich keiner bin, der aus sich herausgeht. Ich bezweifle, dass sie diese Schüchternheit verführt hat. Tatsächlich hat sie mit sich selbst die Wette abgeschlossen, dass es ihr gelingen werde, mich zu heilen. Und sie hat sich gar nicht so sehr getäuscht. Ich verdanke ihr, dass meine Ungeselligkeit abgenommen oder, wenn man dies vorzieht, dass meine Geselligkeit zugenommen hat. Vor ihr habe ich kein Wort gesprochen, wenn ich bei Leuten zum Essen eingeladen war. Dank ihr ist es mir gelungen, einige Sätze hervorzubringen.
     
    Ich muss gestehen, dass ihre ganze Familie mitgeholfen hat. Eine italienische Familie, genau wie man sie sich vorstellt: warmherzig, vereinnahmend, lärmend, exzentrisch, in der alle Neapel nachtrauerten, als hätten sie die Stadt am Abend zuvor verlassen, während sie doch mindestens so amerikanisch waren wie ich. Eine verrückte und herzliche Sippe, bar jeder Bosheit. Diese Menschen haben mir meine unbeschwertesten Jahre beschert.
     
    Seit den Geschehnissen habe ich sie nicht wiedergesehen. Denken sie etwa, mit dem Sinn für Ehre und Loyalität, den ich an ihnen kenne, dass ich sie verraten habe? Oder sollten sie bereit sein, mir zu verzeihen, unfähig zu kleinlichen Gefühlen, wie sie sind? Ich glaube, leider, dass es über ihre Kräfte geht, die Verletzung einer Frau zu entschuldigen, ein Vergehen, das noch schlimmer ist, wenn es sich dabei um die eigene Tochter handelt. Und ich akzeptiere das. Ich akzeptiere es vollkommen. Auf jeden Fall bitte ich nicht um Verzeihung.

 
    In Beverly Hills ereignet sich fast nie etwas. Ich will damit sagen: Für einen Polizisten ist es ein recht ruhiges Pflaster. Wer käme schon auf die unsinnige Idee, in von Muskelpaketen streng bewachte Häuser einzudringen, die rund um die Uhr von Kameras gefilmt werden und deren Mauern manchmal von Glasscherben oder Stacheldraht bekrönt sind, um Einbrecher abzuschrecken, und das in einem Viertel, dessen Straßen mit einem flächendeckenden Netz von Privatwachleuten überzogen sind? Man müsste wirklich verrückt sein, wenn man das Risiko einginge, in dieser Gegend das Gesetz zu brechen. Man könnte sicher sein, dass der Coup misslänge und man im Knast landete oder von den Wachmännern zusammengeschlagen würde, die nicht zögern würden, ihre eigenen Vorstellungen von Gerechtigkeit umzusetzen. Die einzige Beschäftigung der Polizeikräfte besteht im Grunde darin, aufdringliche Besucher wie Fans, die aus Sensationslust versuchen, ihrem Idol zu nahe zu kommen, fernzuhalten oder Touristen zu zerstreuen, wenn sie auf die unpassende Idee kommen, in Scharen aufzutreten. Die Aufrechterhaltung der Ordnung erfordert keine übermenschliche Anstrengung. Man sagt, Polizisten, die hier den Dienst versehen, seien entweder Beamte, die wenige Monate vor dem Ruhestand stehen und denen damit eine letzte Ehre erwiesen werde, oder Drückeberger. Ich war weder das eine noch das andere.Ich bin dort mehr oder weniger zufällig hingeraten: Man suchte einen etwas jüngeren Inspektor, frisch von der Akademie, der in die Umgebung passte. Die Wahl ist auf mich gefallen. Eine solche Chance schlägt man nicht aus.
     
    In den ersten Monaten habe ich mich damit begnügt, Papierkram zu erledigen, eintönige und langweilige Streifen zu begleiten, der Presse und dem Lokalfernsehen Rede und Antwort zu stehen und mich um schäbige kleine Diebstähle zu kümmern, Dinge, die mehr als einen abgeschreckt hätten. Aber ich habe es Ihnen schon gesagt: Ich legte keinen besonderen Wert auf Schlägereien oder auf Glanzleistungen. Ich kenne viele Polizisten, die die Auseinandersetzung suchen, die Kontrollen in den Rotlichtvierteln, das Ansteigen des Adrenalinspiegels, die gewaltsamen Festnahmen, den gewagten Coup. Sie erklären, sie seien Diener der Gerechtigkeit, sie hätten diesen Beruf gewählt, um die Stadt zu säubern und den Bürgern einen ruhigen Schlaf zu garantieren. Ich glaube, dass sie vor allem Probleme mit ihrem Ego regeln oder dass sie zu viel Zeit in Videoclubs verbracht haben. Ich war anders veranlagt. Eigentlich waren die Rollen gut verteilt.
     
    Vielleicht haben mich meine Vorgesetzten deshalb gewählt: Man ahnte, dass ich keinen besonderen Ehrgeiz entwickeln und keinen Zwischenfall provozieren würde, dass ich in der Lage wäre, der Langeweile Widerstand zu leisten, und dass ich mich auf dem Foto gut ausnähme.
     
    Nein, in Beverly Hills ereignet sich fast nie etwas.

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