Venit. Die Akte Veden: Thriller (Filii Iani-Trilogie) (German Edition)
mit den Friesen und kunstvollen Bemalungen erinnerte daran, wie alt dieses Gebäude war.
Während Veden den Saal absuchte – der einzige Raum im Gebäude, der öffentlich zugänglich war und nicht der allgemeinen Überwachung unterlag –, schloss sich hinter ihm die gläserne Tür, die sogleich wieder zu einem Teil der Leinwand wurde und den Kreis damit schloss. Er fand das Gesicht, nach dem er Ausschau hielt, und ging auf den kleinen Tisch mit den zwei Stühlen zu. Sie entdeckte ihn, hatte auf ihn gewartet, und lächelte nun freudig.
»Cecilia«, sagte Veden leise, während er den Mantel über die Stuhllehne fallen ließ und sich setzte. »Du siehst putzmunter aus.« Er musterte das bleiche Gesicht, das unter einer feinen Fettschicht glänzte, betrachtete das stumpfe braune Haar, das im Neonlicht gräulich wirkte, und lächelte.
»Danke«, erwiderte sie verlegen. »Ich hab mich sehr gefreut, zu hören, dass du kommst.«
Die Bedienung näherte sich lautlos und blieb einen Schritt vom Tisch entfernt stehen. Erst, als Veden zu der jungen Frau aufsah, kam sie näher heran und grüßte ihn mit einem Nicken.
»Hast du schon bestellt?«, fragte er Cecilia, die den Kopf schüttelte. »Nun, dann bringen Sie uns doch bitte zweimal den besten Kaffee, den Sie haben.«
Die Bedienung zog sich zurück, und Cecilia strahlte über das ganze Gesicht. Veden war klar, dass sie eine Tasse Kaffee, die sicherlich zwischen zwanzig und dreißig Euro kostete, für das größte Geschenk hielt, das er ihr machen konnte. Für eine Frau ihres Standes war es wahrscheinlich tatsächlich eine Kostbarkeit.
Veden warf einen Blick auf die Armbanduhr, lehnte sich im Stuhl zurück und schlug die Beine übereinander. »Ich habe leider heute nur fünfzehn Minuten übrig. Es ist mir unangenehm, nicht zuerst unbeschwert mit dir plaudern zu können, doch ich fürchte, ich muss gleich zum Punkt kommen. Liebe Cecilia, ich bin mir sicher, dass du deiner außerordentlichen Fähigkeit als Bibliothekarin zum Dank die geforderten Informationen für mich gefunden hast.«
Noch während er sprach, sah er die leichte Röte, die von ihren Wangen aufstieg und allmählich das ganze dickliche Gesicht einnahm, registrierte das leichte Vorneigen des Kopfes, die Verengung der Pupillen, während sie den Blick senkte. Und somit wusste er auch, dass ihr Treffen vergebens stattfand. Er biss die Zähne aufeinander und sah sie fest an.
»Es tut mir leid«, murmelte sie. »Du weißt, dass ich Zugang zu allen Bereichen habe, und du kannst mir glauben, dass ich das Jahr über nicht untätig war. Ich habe alles in Betracht gezogen, sämtliche Spuren verfolgt, und das sowohl in den verbotenen Bereichen als auch in den öffentlichen. Ich bin nur auf all das gestoßen, was du schon weißt.« Sie schwieg, sah ihn prüfend an, senkte den Blick. »Bist du ... ich meine ... bist du dir sicher, dass ...?«
»Ja, bin ich. Absolut sicher, Cecilia«
Sie starrte auf ihren Schoß hinunter, unfähig, seinem stechenden Blick standzuhalten. »Es ist so gut wie unmöglich. Ich meine, ich hätte es finden müssen. Wenn es Aufzeichnungen von diesem Marinus Re-«
Veden hob ruckartig eine Hand, und sie verstummte. Er lächelte. »Wir wollen den Namen nicht aussprechen.«
»Natürlich. Verzeih.« Sie räusperte sich. »Wenn es Aufzeichnungen gibt, müssten sie irgendwo sein. Ich habe ein ganzes Jahr lang nach ihnen gesucht. Selbst, wenn sie versteckt wären, hätte ich sie gefunden. Ich habe meine Methoden, wie du weißt. Und darum befürchte ich, dass du dich täuschst.«
Der Kaffee kam. Die Kellnerin stellte die großen Tassen vor ihnen ab, und als Veden sofort sein Portemonnaie zückte, sah sie etwas verwirrt aus – in einem Restaurant wie diesem bezahlte man nicht nach Erhalt der Getränke, das war unrühmlich –, sagte aber nichts. Sie nahm das üppige Trinkgeld dankend entgegen und ging.
Veden nippte. Der Kaffee schmeckte absolut fantastisch, war jeden Euro wert. Missbilligend beobachtete er, wie die Bibliothekarin, die ihrem Teint nach selten Tageslicht abzubekommen schien, drei Löffel Zucker und noch mehr Milch in ihre Tasse gab und umrührte.
»Ich täusche mich nicht«, sagte er schließlich leise. »Womöglich gibt es keine Aufzeichnungen, doch dass diese Forschungen hier in den Laboren durchgeführt wurden, ist Fakt.«
Cecilia seufzte. »Dann müsste es aber Aufzeichnungen geben. Hier findet nichts statt, das nicht bis ins Kleinste festgehalten wird, wie du weißt.«
Er
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