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Venit. Die Akte Veden: Thriller (Filii Iani-Trilogie) (German Edition)

Venit. Die Akte Veden: Thriller (Filii Iani-Trilogie) (German Edition)

Titel: Venit. Die Akte Veden: Thriller (Filii Iani-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Meier
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verbarg, sah man von dem Relief über dem Haupteingang ab. Es zeigte den Doppelkopf des römischen Gottes Janus, umgeben von einem Kreis, mit den altdeutschen Buchstaben F und I. Für diejenigen, die wussten, was dies besagte, ergab sich automatisch auch die Bedeutung dieses Hauses.
    Veden zog die dünnen Lederhandschuhe aus, legte sie zusammen und steckte sie in die Taschen seines Mantels aus schwarz eingefärbter Merinowolle. Er betrat das Gebäude – und damit ein Vakuum aus Stille. Sämtliche Geräusche der Großstadt waren ausgesperrt; es wirkte, als stünde innerhalb des alten Gemäuers die Zeit still.
    Er trat an die Anmeldung, leerte sämtliche Taschen in das vorgesehene Plastikbehältnis, zog den Mantel aus und legte ihn auf den Tresen. Nachdem er seinen Ausweis der Dame mit dem strengen Gesicht gereicht und sich in die Besucherliste eingetragen hatte, drehte er sich zu dem uniformierten Beamten um und trat in den Körperscanner. Mit erhobenen Armen blieb er so lange darin, bis der Beamte ihm bedeutete, herauszukommen. Wortlos reichte die Empfangsdame seine Habseligkeiten zurück, die aus einer Packung Kaugummi, seinem Handy, den Zigarillos, dem Geldbeutel und einem kleinen Notizbuch bestanden.
    »Sie haben zwei Termine«, sagte die Frau mit Blick auf ihren Computer, während sich der Beamte, der seine Arbeit verrichtet hatte, gelangweilt abwandte. »Der erste Termin beginnt in zwanzig Minuten. Erster Stock, Zimmer 102. Der zweite Termin beginnt in einer Stunde und fünf Minuten, vierter Stock, Zimmer 421. Möchten Sie, dass ich Ihnen das aufschreibe, Sir Veden?«
    »Das ist nicht nötig, danke.«
    »Wir wünschen einen angenehmen Aufenthalt.«
    Er wandte sich ab, die Jacke über einem Arm tragend, und ging durch die kahle Empfangshalle in Richtung der Aufzüge davon. Mit dem Aufgleiten der Türen gelangte man in eine völlige andere Welt, die sich von der Halle im Erdgeschoss unterschied wie der Tag von der Nacht. Veden machte einen Schritt nach vorne und spürte den dicken, burgunderfarbenen Teppich regelrecht unter seinen Füßen. Der Aufzug war an den Seitenwänden verspiegelt, die hintere Wand mit Holz vertäfelt. Die Etagen wurden mit dezenten roten Lettern neben der Tür angezeigt, und aus nicht sichtbaren Lautsprechern tönte unaufdringlich ein klassisches Musikstück.
    »Guten Tag, Sir Veden«, säuselte eine wohltönende Stimme, während die Türen lautlos zuglitten. »Darf ich Sie zu Ihrem Termin in den ersten Stock fahren?«
    Caestus Veden warf einen Blick in die obere rechte Ecke, in der er die Kamera vermutete. Er lächelte leicht, machte einen Schritt nach vorne und schaltete die Stimmautomatik aus. Daraufhin glitt die silberglänzende Fläche auseinander und gab den Blick auf eine simple Schaltfläche frei. Veden wählte das dritte Untergeschoss. Während der Aufzug anfing, kaum merklich nach unten zu fahren, stellte er sich wieder in die Mitte der Kabine, starrte aber jetzt ausdruckslos nach vorne.
    Die Eingangshalle war trist, geprägt von unbemaltem Beton und letztlich nur darauf ausgelegt, verirrte Besucher abzuschrecken, sowie Ankömmlinge zu verzeichnen, zu durchleuchten und ihnen somit klarzumachen, dass sie innerhalb des Gebäudes kaum einen Schritt unbeobachtet machen konnten. Alle anderen Etagen hingegen waren übersättigt, sowohl mit Kunststücken sämtlicher Art, als auch mit den neuesten Technologien. Während Veden an drei Gemälden Van Goghs vorüberging, Originalen selbstverständlich, war die Wand zu seiner Linken ein einziger riesiger Flachbildschirm, auf dem sich die dargestellten Szenerien minütlich abwechselten.
    Zuerst raste ein schneeweißes Pferd in Lebensgröße an ihm vorüber, im Hintergrund den weiten Ozean, unter den Hufen den feinen beigen Sand aufspritzend, dann verschwand die Szenerie und machte Platz für einen Einblick in dichten Regenwald, in dem Dunst von den satten grünen Blättern und zwischen den mit Moosen überwuchertem Boden aufstieg und von oben in dicken Tropfen wieder herunterfiel. Das Bild war so scharf und wirkte so real, dass selbst Veden einen langen Blick darauf warf, ehe er sich abwandte und weiterging.
    Die auf die Leinwand gebannten Szenerien bogen mit ihm zusammen in einen breiteren Korridor ab, an dessen Ende sich das Restaurant befand. Der große, kreisrunde Raum war eingefasst mit den Filmen – man konnte den Eindruck gewinnen, in einem Kino zu sitzen, dessen Projektionswand weder einen Anfang noch ein Ende kannte. Die Kuppeldecke

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