Venit. Die Akte Veden: Thriller (Filii Iani-Trilogie) (German Edition)
und dann werde ich deinen Leichnam vögeln, denn das ist es, was du verdienst.«
Ganz langsam hob Loki die Hand mit der Zigarette und zog an. Der Tabak zischte, als er von der sich ausbreitenden Glut erfasst wurde. Loki blies den Rauch knapp an Vedens Gesicht vorbei zur Seite hin aus. Danach lächelte er das Mundwinkel-Lächeln. »Das war das Schönste, was jemals zu mir gesagt wurde, Sir Veden. Sie dürfen davon ausgehen, dass Ihr Liebesbekenntnis vollends erwidert wird.« Er ließ die Kippe zwischen sich und Veden zu Boden fallen und trat sie aus, ohne den Blick vom Direktor abzuwenden. »Sie werden überrascht sein, wie schnell Sie Gefängnisfraß zu sich nehmen werden.«
Veden lächelte. »Du hast nichts gegen mich in der Hand, du schmächtiger Winzling, und das wird so bleiben.«
»Nana, wer fällt denn da so aus der Rolle?« Lokis Grinsen zeigte Zähne. »Ich denke, es ist besser, wenn ich nun den Heimweg antrete, nicht dass meine bloße Anwesenheit Sie zu weiteren Dummheiten hinreißt. Das wollen wir doch nicht.« Loki neigte den Kopf, drehte sich um und ging in Richtung der schmalen Unterführung davon, die vom Hotelgelände auf eine der Nebenstraßen führte. Nach drei Schritten blieb er stehen und drehte sich noch einmal um. »Was Ihren eingebildeten Schatten angeht, möchte ich anmerken, dass nur große Männer einen solchen werfen, zumal man dazu die Hölle verlassen muss.« Loki lächelte und winkte mit der Hand. »Wir sehen uns bald wieder, Sir Veden. Und noch viel Vergnügen mit der Sanftheit von Mozarts Werken. Meiden Sie Wagner, seine Musik ist allzu düster und voll unverhoffter Drohungen. Auf bald!«
»Ich freue mich schon auf unser Wiedersehen, Herr von Schallern! Schlafen Sie gut!«, rief Veden hinter ihm her.
Loki lächelte. Während er durch die Unterführung ging und aus Vedens Blick verschwand, sagte er leise: »Das letzte Wort behältst du nicht, du gottverdammter billiger Abklatsch von einem Homo-Unterweltfürsten.«
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Die Schürzenjäger brüllten viel zu laut ihr Sierra Madre heraus. Er beugte sich zur Seite und versuchte, die Fernbedienung zu fassen zu bekommen, doch er erreichte sie nur mit den Fingerspitzen und schob sie damit noch weiter von sich fort. Mit einem derben Fluch stand Josef Gerstl auf, griff nach dem Ding und drehte die Lautstärke des Fernsehers leiser.
Während Freddy Pfister auf dem Livekonzert voll Inbrunst mit geschlossenen Augen seinen ersten großen Erfolg hinaussang, kratzte sich Gerstl dort, wo die Hose viel zu weit über sein Hinterteil hinuntergerutscht war. Er seufzte laut, in Gedanken bei den vielen Abenden, an welchen er ebendieses Video zusammen mit seiner Mutter und in Kombination mit einer Tüte Chips und drei Flaschen dunklem Bier für sich selbst und zwei alkoholfreien Weizen für die Mutter angesehen hatte.
Sollten sie ihn doch alle in diesem beschissenen Scheißkaff ein Müttersöhnchen nennen– sie konnten ihn mal kreuzweise! Er vermisste seine Mutter. So war es nun einmal.
Gerstl zog die Jogginghose hinauf, die sich am Bund in ihre Einzelbestandteile auflöste und am Hosenboden so abgewetzt war, dass sie bereits durchschimmerte, und dann ließ er sich wieder in den Stuhl fallen und drehte sich zum Schreibtisch um. Seine Rechte legte sich auf die Maus, mit der er das Video startete, das er sich aus einem dieser illegalen Onlinestreams herausgesucht hatte.
Den Titel des Videos würde er niemals laut aussprechen, dafür war er zu gut erzogen. Er überlegte, ob es vielleicht nicht doch vielmehr daran lag, dass seine abendlichen Betätigungen irgendwie realer würden, wenn er einen dieser Titel laut sagte, so als bekämen sie einen materiellen Wert, sobald die Worte im Raum standen. Die Überlegung fand ein jähes Ende, als die Hauptprotagonistin der ungefähr ersten zwanzig Minuten den hauchdünnen Morgenmantel zu Boden gleiten ließ, ihren üppigen Hintern in die Kamera reckte und so tat, als richte sie einen Blumenstock zurecht, der vor ihr auf den Badezimmerfliesen stand. Anscheinend war ihre Position für diese Tätigkeit nicht gut gewählt, denn nach kurzer Zeit richtete sie sich auf, ließ das wasserstoffblonde, hüftlange Haar zurückgleiten und reckte den Kopf, um sich im Anschluss wieder elegant vornüber zu beugen, dieses Mal mit gespreizten Beinen, um erneut den Blumentopf herumzuschieben.
»Hol mich der Teufel«, murmelte Gerstl.
Er ging näher an den Bildschirm, als könne er auf diese Weise einen noch tieferen
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